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Chronik der dunklen Wälder - Seelenwanderer: Band 2 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Seelenwanderer: Band 2 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Seelenwanderer: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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Beim Robbenclan lebt ein Seelenesser namens Tenris. Und er hat es auf Torak abgesehen  – auf Torak, den Seelenwanderer.
    »Du bist ja ganz blass«, hörte sie Tenris mit seiner klangvollen Stimme freundlich sagen.
    »Ich… ich mache mir Sorgen um Torak.«
    »Ich auch.« Der Schamane lächelte. Es war ein herzliches Lächeln, doch als Renn dem gelassenen Blick seiner grauen Augen begegnete, las sie darin, dass er ihr angesehen hatte, dass sie Bescheid wusste. Der Angstschweiß brach ihr aus.
    »Komm schon«, sagte er und ergriff ihre Hand, die eiskalt war. »Wir besorgen uns erstmal was zu essen.«
    Sein Blick fiel auf die verschorfte Wunde auf ihrem Handrücken und er machte ein mitleidiges Gesicht. »Ach, du armes Kind, was hast du denn da?«
    Ehe sie etwas erwidern konnte, hatte er sich schon nach dem Jungen umgewandt. »Sieh mal, Bale, das arme kleine Ding hat die Krankheit.«
    Bale machte große Augen und tastete nach seinem Clanabzeichen.
    »Das stimmt nicht«, protestierte Renn und versuchte, ihre Hand dem festen Griff des Schamanen zu entwinden. »Das kommt nicht von der Krankheit, sondern …«
    »Jetzt brauchst du dich nicht mehr zu ängstigen«, unterbrach sie der Schamane und nahm auch noch ihre andere Hand. »Jetzt kümmere ich mich ja um dich.«

Kapitel 30

    TORAK WACHTE DAVON auf, dass ihm Wolf die Nase abschleckte.
    Er war zu müde, um die Augen zu öffnen, deshalb schmiegte er sich nur noch enger an Wolf und vergrub das Gesicht in dem weichen Fell. Ihm war wohlig warm, er fühlte sich geborgen  – und vor allem war es wohltuend still . Kein Vogelgeschrei mehr, kein Wind. Nur das raunende Meer und Wolfs Herzschlag an seiner Brust. Schleck, schleck, schleck.
    Er erinnerte sich verschwommen, wie er sich an Land gekämpft hatte. Wolf hatte ihn vor Begeisterung rücklings in den Sand geworfen, ihn beschnüffelt und abgeleckt und nicht wieder aufstehen lassen. Dann hatten sie sich aneinander gekuschelt und waren eingeschlummert …
    Jetzt knabberte Wolf zärtlich an seinem Ohr, dann stupste er ihm unsanft die Schnauze unters Kinn. Wach auf!
    Torak schlug die Augen auf.
    Er lag mit der Wange auf rauem Sand, Wolfs Barthaare kitzelten ihn. Sonst sah er nichts. Der Nebel war so dicht, dass man Meer und Himmel nicht unterscheiden konnte.
    Wie lange er wohl geschlafen hatte?
    Der Heiltrank.
    Mit klopfendem Herzen fuhr er in die Höhe. Wo war er hier? Wo war Tenris? Es war Mittsommer – war es schon zu spät? Da der Nebel die Sonne verdeckte, wusste er nicht, wie weit der Tag bereits fortgeschritten war.
    Als er aufstand, drehte sich ihm alles. Er war ganz steif, sämtliche Knochen taten ihm weh und seine Kehle war ausgedörrt.
    Irgendwo rieselte Wasser. Torak tappte durch den Nebel, bis er in einen flachen, zugewucherten Bach trat. Er kniete sich hin und trank das sandige Wasser gierig aus der hohlen Hand.
    Wolf kam angetrottet. Im Sand machten seine Pfoten kein Geräusch. Torak richtete sich auf, kraulte ihm den Nacken und sagte: Danke! Es kam von ganzem Herzen.
    Wolf wedelte mit dem Schwanz und leckte Torak den Mundwinkel. Mein Rudelgefährte.
    Torak fühlte sich etwas erfrischt, stand auf und schaute sich um. Er konnte immer noch keine zwei Schritt weit sehen, aber die Beschaffenheit des Sandes kam ihm bekannt vor. Er war weiß und bestand aus grob zerkleinerten Muscheln. Womöglich war das Lager der Robben näher, als er zu hoffen gewagt hatte …
    Von rechts hörte er das Meer rauschen. Er stapfte durch den Sand… und unversehens zeichneten sich im Nebel Bäume und Felsen ab. Er fiel in Laufschritt.
    Hinter sich hörte er Wolf laut knurren.
    Er fuhr herum.
    Wolf stand mit gesenktem Kopf und gefletschten Zähnen da.
    Torak zog sein Messer, ließ sich auf den Boden fallen und fragte halb knurrend, halb winselnd: Was ist los?
    Knurren. Wolf sträubte das Nackenfell.
    Auch Torak spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Trotzdem konnte er beim besten Willen nichts Verdächtiges entdecken. Geradeaus zwischen den Bäumen regte sich nichts. Ich muss weiter , gab er Wolf zu verstehen.
    Wolf knurrte noch einmal.
    Bis jetzt hatte Torak immer auf Wolf gehört. Ihm war nicht wohl dabei, seine Warnung in den Wind zu schlagen, aber er musste unbedingt Tenris suchen. Ich muss weiter , wiederholte er. Bitte komm mit!
    Betroffen sah er, dass Wolf knurrend zurückwich.
    Obwohl er nichts Gutes ahnte, lief er weiter.
    Auf halbem Weg durch das Gehölz packte ihn eine kräftige Hand am Arm. »Da bist du ja

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