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Chronik der dunklen Wälder - Seelenwanderer: Band 2 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Seelenwanderer: Band 2 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Seelenwanderer: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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endlich!«, rief Tenris. »Dank sei der Meermutter, du lebst!«
    Torak drehte sich um, aber Wolf war verschwunden.
    »Wir fürchteten schon, du wärst ertrunken!«, sagte Tenris und zog ihn mit sich.
    »Du hast mich erschreckt.«
    »Das wollte ich nicht. Komm, beeil dich. Die Zeit wird knapp, wir müssen zur Klippe.«
    »Hast du die Wurzel noch?«, fragte Torak im Laufen.
    »Ja sicher!«
    »Und Bale? Hat er es auch geschafft?«
    »Bale geht es gut. Ja, ihm geht es gut. Er steht Wache.«
    »Wache? Bei wem?«
    Tenris’ Miene wurde ernst. »Sie ist krank, Torak. Wir mussten sie einsperren.«
    »Wer? Wer ist krank?«
    »Nicht so wichtig«, wiegelte Tenris ab. »Wir dürfen keine Zeit verlieren, komm weiter.«
    Doch Torak ließ nicht locker. »Wer ist krank?« Er ahnte schon, wie die Antwort lauten würde.
    »Ach, Torak…«
    »Du sprichst von Renn, nicht wahr? Ich muss sie sehen, Tenris, bitte!«
    Der Schamane seufzte. »Aber nur ganz kurz.« Er eilte Torak durch das leere Lager voran, bis sie zu der Höhle am Ende der Bucht kamen, wohin sich an Toraks Ankunftstag der Waljäger zurückgezogen hatte. »Hier haben wir seinerzeit auch die anderen Kranken verwahrt«, erklärte Tenris.
    Der Eingang war mit Walknochen und Robbenfellen verhängt und verbarrikadiert und Bale stand mit einer Harpune davor. Als er Torak erblickte, strahlte er, aber Torak drängte sich wortlos an ihm vorbei.
    Durch einen Spalt sah er Renn auf und ab stapfen. Es war ziemlich dunkel, aber er konnte erkennen, dass sie ganz zerzaust war und ein wütendes Gesicht machte, und er sah auch die Wunde an ihrem Handrücken. Er spürte einen eiskalten Klumpen im Magen.
    Als sie ihn erkannte, hellte sich ihre Miene auf. »Torak! Dank sei dem Geist! Hol mich sofort hier raus!«
    »Das… das geht nicht, Renn«, erwiderte er. »Du bist krank.«
    Sie sah ihn entgeistert an. »Du glaubst ihnen doch nicht etwa? Ich bin nicht krank!«
    Tenris legte ihm von hinten die Hand auf die Schulter. »Das sagen sie alle«, brummte er. »Aber sorg dich nicht. Bale kümmert sich um sie und zu hungern braucht sie auch nicht.«
    Als Renn den Schamanen sah, schrak sie zurück. »Geh weg!« Und an Torak gewandt, wiederholte sie: »Ich bin nicht krank!«
    »Tenris hat Recht«, mischte sich Bale ein und schloss die Hand so fest um die Harpune, dass die Knöchel weiß hervortraten. »Bei meinem Bruder war es genauso.«
    »Renn«, sagte Torak beschwichtigend und legte die Hände auf die Robbenfelle, »ich bringe dir von dem Heiltrank, versprochen. Dann wirst du wieder…«
    »Ich brauche keinen Trank!«, fauchte sie. »Wieso glaubst du mir nicht?« Sie zeigte auf Tenris. »Er ist es! Er ist der Seelenesser! «
    »Zum Schluss trauen sie niemandem mehr«, warf Bale ein.
    »Wieso glaubst du mir nicht endlich?«, rief Renn. »Sag ihm, er soll dir seine Tätowierung zeigen! Er trägt das Zeichen! Er ist ein Seelenesser!«
    Tenris fasste Torak am Arm. »Wir müssen gehen, Torak, sonst ist es für sie und alle anderen zu spät.«
    »Nein, Torak – geh nicht!«, schrie Renn. »Er will dich umbringen! Torak! « Sie warf sich gegen die Barrikade.
    Bale stemmte die Schulter dagegen. »Geht ruhig«, rief er Torak zu. »Ich passe auf, dass ihr nichts zustößt.«
    »Bald geht es dir besser!«, rief Torak. »Das verspreche ich dir! Du wirst wieder gesund!«
    »Torak!«, brüllte Renn. »Komm zurück!«
    Ihre Schreie gellten ihm in den Ohren, als er hinter Tenris her durch den Nebel hastete.
    »Schnell«, zischte der Robbenschamane. »Die Sonnenwende steht kurz bevor, das spüre ich.«
    Als sie den Aufstieg antraten, verhallten Renns Rufe. Bald hörte Torak nur noch sein eigenes Keuchen und ab und zu ein Rinnsal irgendwo am Wegesrand. Er hatte das deutliche Gefühl, dass er gerade das Verkehrte tat, und ihm wurde ganz beklommen. Innerhalb kürzester Zeit hatte er sowohl Wolfs als auch Renns Warnungen in den Wind geschlagen.
    Da hörte er hinter sich Klauen scharren.
    Er drehte sich um. Wolf?
    In den wirbelnden weißen Schwaden konnte er nichts erkennen  – nur Tenris’ Gestalt, die geradeaus im Nebel verschwand. »Tenris!«, rief er. »Warte!«
    Wieder das Geräusch von Klauen. Dann huschte eine kleine, geduckte Gestalt vorbei. Das war nicht Wolf. Es war das Tokoroth.
    Torak fiel in Laufschritt. » Pass auf, Tenris! Das Tokoroth!«
    Er spürte einen Schlag auf den Kopf, dann stürzten ihm die Felsen entgegen.

    Torak schrak hoch.
    Er hatte einen Brummschädel, die Schultern taten ihm weh. Jemand

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