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Chronik der dunklen Wälder - Wolfsbruder: Band 1 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Wolfsbruder: Band 1 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Wolfsbruder: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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gerettet!«
    Torak trat stolpernd an den Wegrand. Endlich lichtete sich der Nebel. Unter ihnen erstreckte sich der Wald nach Westen, ohne dass man sah, wo er aufhörte. Wie sollte Wolf dort draußen bestehen, ganz allein gegen den Bären?
    »Wölfe sind klüger als Bären«, bemerkte Renn.
    »Er ist doch noch ein Welpe, Renn, noch nicht mal vier Monde alt.«
    »Aber er ist auch derjenige, der uns führt. Wenn jemand einen Ausweg findet, dann er.«

    Wolf rannte zwischen den Birken hindurch, die strahlende, singende Rabenhaut zwischen den Zähnen.
    Aus weiter Ferne vernahm er das einsame Heulen von Groß Schwanzlos.
    Wolf hätte am liebsten zurückgeheult, aber das ging nicht. Der Wind trug ihm den Geruch des Dämonen zu. Er roch dessen Zorn und unersättlichen Hunger, hörte seinen unermüdlichen Atem. Doch am deutlichsten spürte er seinen Hass, den Hass auf ihn und auf das, was er bei sich trug.
    Aber Wolf wusste mit unbändiger Freude, dass ihn der Dämon niemals einholen würde. Der Dämon war schnell, aber er war noch schneller.
    Er fühlte sich nicht mehr als kleiner Welpe, der warten musste, bis die bedauernswerten, lahmen Schwanzlosen hinterherkamen.
    Er war jetzt ein junger Wolf, der im flinken, kraftvollen Wolfsgalopp durchs Unterholz sauste. Er genoss die Kraft in seinen Beinen und seinem Rücken, die Geschmeidigkeit, die es ihm erlaubte, sich in vollem Lauf auf einer Pfote zu drehen und kehrtzumachen. O nein, der Dämon konnte ihn nicht einholen!
    Wolf machte an einem laut plätschernden kleinen Nass kurz Halt, um zu trinken, und ließ die Rabenhaut zu Boden fallen. Dann nahm er sie wieder zwischen die Zähne und rannte im gewohnten Trab weiter, immer weiter hinauf ins Große Weiße Kalt, das er bislang nur im Schlaf gewittert hatte.
    Ein neuer Geruch lenkte ihn ab: Er drang ins Revier eines Rudels Fremdwölfe ein. Alle paar Sätze kam er an einer ihrer Duftmarken vorbei. Er musste sich vorsehen. Wenn sie ihn erwischten, fielen sie vielleicht über ihn her. Immer wenn er seinen eigenen Duft loswerden musste, wartete er bis zum nächsten kleinen Flinken Nass und ließ ihn dort hineinlaufen, statt einen Baum zu markieren. Dann wurde sein Duft weggespült, sodass ihn weder einer der Fremdwölfe noch der Dämon wittern konnten.
    Das Dunkel kam. Wolf mochte das Dunkel. Gerüche und Geräusche wurden darin noch deutlicher, aber er konnte fast so gut wie im Hell sehen.
    Weit vor ihm stimmte das Fremdrudel sein Abendgeheul an. Wolf wurde traurig. Er erinnerte sich, wie begeistert sein eigenes Rudel immer geheult hatte, wie freudig sie einander nach ihren Schläfchen begrüßt hatten. Das Schnüffeln und Lecken und Tauschen der Düfte, das Lächeln und Necken, mit dem sie einander zur Jagd ermutigt hatten.
    Als Wolf so an sein Rudel dachte, wurde er mit einem Mal müde. Er spürte die harten Steine unter den Pfoten wie nie zuvor. Er spürte, wie ihm der Schmerz die Beine heraufkroch. Es tat weh.
    Jetzt nagte die Angst an ihm. Er konnte nicht einfach immer weiterlaufen. Er konnte überhaupt nicht mehr laufen. Er war weit weg von Groß Schwanzlos und im Revier eines Fremdrudels. Und der Dämon jagte ihn immer noch erbarmungslos durchs Dunkel.

    Torak schleppte das, was von ihrer Ausrüstung noch übrig war, in die aus Eibenästen errichtete Hütte und trat nach dem Feuer, dass die Funken stoben. Das Warten war schrecklich. Seit Sonnenuntergang hatte er geheult. Er wusste, dass er damit womöglich den Bären anlockte, aber Wolf war ihm wichtiger. Wo steckte er bloß?
    Es war eine kalte, sternklare Nacht. Sogar ohne hinzusehen, spürte er, wie das rote Auge des Großen Auerochsen auf ihn herabstarrte und sich an seinem Unglück weidete.
    Renn kam mit einem Arm voll Blättern und Rinde von draußen.
    »Du bist lange weg gewesen«, sagte Torak kurz angebunden.
    »Ich musste eine Weile suchen. Ist Wolf immer noch nicht zurück?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Renn kniete sich hin und ließ ihre Last auf den Boden fallen. »Als ich die hier gepflückt habe, hab ich Hörner gehört. Rindenhörner.«
    Torak sah sie erschrocken an. »Wie? Wo?«
    Sie wies mit dem Kinn nach Westen. »Weit weg.«
    »War es … Fin-Kedinn?«
    Sie nickte.
    Torak schloss die Augen. »Ich hab gedacht, er hätte es inzwischen aufgegeben.«
    »Fin-Kedinn gibt niemals auf«, erwiderte Renn. Der leise Stolz in ihrer Stimme irritierte ihn.
    »Hast du vergessen, dass er mich töten wollte? Der Lauscher opfert dem Berg sein Herzblut .«
    »Natürlich hab

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