Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
Vom Netzwerk:
die Stirn hinter ihrem Rücken und küsste sie zwischen die Schulterblätter, um Zeit zu gewinnen. Vollsterbliche waren wirklich kompliziert.
    „Warum fragst du mich das?“
    Sie drehte sich zu mir herum und strich mir die Stirnfalten mit ihrem Finger glatt. „Ich dachte, du hättest vielleicht eine Meinung dazu. Vielleicht wäre es dir lieber, wenn ich sie wachsen lasse.“
    „Ich habe tatsächlich eine Meinung.“
    „Nämlich?“
    „Ich meine, dass die Entscheidung, was du mit deinen Haaren machst, bei dir liegt.“
    „Dann macht es dir also nichts aus, wenn ich sie kurz lasse?“
    „Warum sollte es?“ Ich wurde langsam gereizt. „Lang wäre es bestimmt sehr hübsch, das könntest du gut tragen. So wie es ist, so kurz, gefällt es mir aber auch. Was soll ich dazu noch sagen? Es sind deine Haare.“
    „Also gut.“ Sie setzte ihr übliches Lächeln auf. „Du bist schon komisch.“
    „Das sagt die Richtige.“ Ich legte meinen Zeigefinger an ihre Lippen. Sie küsste ihn. „Kann es sein, dass es gar nicht um deine Haare geht?“
    Meine Haare waren sehr viel länger als ihre. Sie klemmte sie mir hinters Ohr, ohne mich dabei anzusehen. „Es geht um die Art, wie sie mich geschoren haben. Es tat weh, die Hälfte haben sie mit der Wurzel herausgerissen. Es war schrecklich und furchtbar erniedrigend. Das war, kurz bevor sie mic h … Es war fast so schlim m …“ Sie schluckte. „Ich will das nie wieder durchmachen müssen. Wenn sie kurz sind, kann mich nie wieder jeman d … Es würde nicht so schrecklic h …“
    „Hör auf“, unterbrach ich sie. „So etwas wird nie wieder passieren, verstehst du mich? Niemand wird dich je wieder anfassen, wenn du es nicht willst. Und das schließt mich mit ein.“
    „Wirklich?“ Sie warf mir einen skeptischen Blick zu. „Du würdest mich jetzt nicht anfassen, wenn ich dich bitte, es zu lassen?“
    „Ganz genau. Wie kommen Vollsterbliche bloß auf solche Gedanken?“
    „Es geht mir nicht aus dem Kopf, weißt du?“ Sie hatte zwar ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht, sprach aber nur noch zögerlich, abgehackt. „Meinen Stiefvater abzuwehren, das war doc h … völlig umsonst, oder? Hätte ic h … ich meine, hätte ich mich gefüg t … dann hätte e r … er hätte mich doch ni e … denunziert, und dann, dann hätten die Wache n … da s … nicht getan. Ich wäre gar nich t … ich wäre ja gar nicht da gewesen. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich einfac h …“
    „Das könnte dem Mistkerl so gefallen, dass du dir das einredest. Hör auf mit dem Unsinn.“
    „Aber wenn das alles nicht passiert wäre“, sagte sie nach kurzem Zögern, „dann wäre ich jetzt nicht hier bei dir.“
    „Diese Art zu denken wird dich noch in den Wahnsinn treiben.“
    „Das stimmt nicht. Dieser letzte Gedanke ist all die anderen wert.“
    Ich streichelte ihren Schenkel und fühlte sie unter meiner Berührung erschauern. Es war eine Freude, sie zu lieben.
    „Hör mal, Catriona, ich muss dir etwas sagen. Du und ic h … Es wird keine Vermählung geben. Mein Bruder gestattet es nicht.“
    „Dein Bruder gestattet es nicht?“
    In ihrer Stimme schwang eine solche Belustigung mit, dass es mir die Schamesröte ins Gesicht trieb. „Na ja, also, ich müsste jetzt nicht unbedingt darauf Rücksicht nehme n … also, ich muss ihm nicht gehorchen .“ Ich bemerkte, wie feige es wirkte, dass ich all diese Dinge sagte und dabei immer nur ihr Ohr anstarrte, und so zwang ich mich, ihr direkt in die Augen zu schauen. „Aber er hat Recht.“
    Sie lachte und gab mir einen Kuss. „Ich weiß. Ist schon gut. Ich weiß, was eine Vermählung für euch bedeutet.“
    „Tatsächlich?“
    „Ja, wirklich. Ich habe gehört, dass Griosach ins Wasser gegangen ist, nachdem ihr Ehemann Broc getötet wurde. Die beiden waren vermählt, nicht?“
    „Ja, weißt du, du bist eine Vollsterbliche un d …“
    „Und ich werde nicht mehr allzu lange leben“, ergänzte sie und legte mir einen Finger an die Lippen. „Jedenfalls nicht nach deinen Maßstäben. Aber immerhin noch eine Weile.“
    „Und mach dir keine Gedanken, falls ich dir nicht treu sein kann“, sagte ich. „Das hat nichts zu sagen. Die Treue liegt uns einfach nicht im Blut.“
    Damit, so schien es, hatte ich mich allerdings zu weit aus dem Fenster gelehnt. Ungefähr so weit, wie sie jetzt ausholte, um mich mit aller Kraft in die Brust zu boxen. Die Luft entwich meiner Lunge, ich fiel rücklings auf die Matratze.
    Catriona setzte sich

Weitere Kostenlose Bücher