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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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auf, bedeckte ihre Brüste mit der Decke und schlug meine Hilfe suchende Hand beiseite.
    „Dir liegt das vielleicht nicht im Blut, mir aber schon. Es ist wirklich nicht zu viel verlangt, Seth. Schließlich ist es ja nur für kurze Zeit. Nach deinen Maßstäben.“
    Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Wir schauten uns über die zerwühlten Laken hinweg an. Ich tastete vorsichtig nach ihrem Geist und bekam nur ihren finsteren Blick zur Antwort, sodass ich sofort zurückwich. Sie saß da so grimmig, so entschlossen, dass es mich zum Lachen brachte.
    „Na gut, dann bin ich dir eben treu. Du hast anscheinend keinen Respekt vor fremden Kulturen.“
    „Kein bisschen“, entgegnete sie spitz, ließ mich aber dennoch ihre Hand nehmen. Sie verzog ihr schmales, schönes Gesicht, um ein Lachen zu unterdrücken, und musste sich schließlich geschlagen geben.

30. Kapitel

    M it langen, dunkelbraunen Haaren hätte sie sicherlich bezaubernd ausgesehen. Hatte sie vermutlich auch einmal. Aber ich hatte nicht gelogen, als ich gesagt hatte, dass mir ihre kurzen Haare auch gefielen. Daran musste ich denken, als ich einen Monat später mit ihr durch den Wald ritt und den Arm um sie gelegt hatte, um die Zügel zu halten. Der erste Herbstfrost lag bereits in der Luft. Die braunen Stoppeln auf Catrionas Kopf erinnerten mich an einen Seehundpelz. Es waren inzwischen genügend Haare gewachsen, um die Narben zu verdecken, die sich kreuz und quer über ihren Schädel zogen. Aber ihre Haare waren immer noch kurz genug, um ihre schöne Kopfform richtig zu betonen.
    Der Vergleich mit dem Seehund kam nicht von ungefähr. Ich war mit ihr in den Wellen der nördlichen Bucht geschwommen. Anmutig und geschmeidig wie eine Robbe war sie durchs Wasser geglitten, ihre dunklen Augen lagen tief in den Höhlen, und als sie lachend an die Oberfläche stieß, hatte ihr dunkler Schopf voll silbern schimmernder Wasserperlen geglitzert. Sie schämte sich nicht mehr, wenn sie nackt war, selbst dann nicht, als sie mit mir durch das Wasser tollte. Und auch nicht, wenn sie gemeinsam mit mir in der steinernen Stille meines Zimmers lag, das sich nun nicht mehr zu groß und protzig anfühlte.
    Die Oktoberluft kitzelte mich hell und freundlich in der Nase, ich verabschiedete den Sommer mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Es war mein erster Sommer, seit ich zurück in der Heimat war, und er war überschattet von einem dräuenden Unheil, das in der Luft lag, von einer dunklen Vorahnung. Mein Bruder und ich waren immer noch Verbannte. Und wir waren zu Hause. Das passte nicht zusammen.
    Ich wusste, dass Kate nur auf den richtigen Moment wartete.
    Eigentlich war es zu kalt, um im Wald einschlafen zu können, aber es fiel mir nicht schwer, die Kälte zu vergessen, und Catriona konnte sich an mir aufwärmen. Ich spürte die Kälte nicht mehr so wie früher. Nach zwei harten Wintern in der Anderwelt-Hütte hatte ich mir geschworen, nie wieder derart zu frieren. Nicht nur, dass die Kälte hier zu Hause eine andere, leichter zu ertragende Kälte war als jene in der Anderwel t – ich hatte mittlerweile auch gelernt, mich allein durch die Kraft meiner Gedanken warm zu halten. Statt mich in Tierhäute und Decken und Wollstoffe einzuwickeln, suchte ich den Teil meines Geistes, der die Körpertemperatur kontrollierte, und übernahm das Kommando über ihn. Diese Gab e – sosehr sie auch an Hexerei erinnern mocht e – weiter auszubauen, hatte noch einen Vorteil: Sie verschaffte mir einen gewissen Ruf. Man mochte mich deshalb nicht lieber, aber man begegnete mir zumindest mit Respekt. Jemanden zu sehen, der in eisiger Kälte und tiefstem Schnee mit nacktem Oberkörper herumlief, ließ die Leute gebührenden Abstand halten, auch ohne dass sie meine Schwertkunst kannten. Und die meisten kannten sie durchaus.
    Aber an diesem Tag war an Schnee noch nicht zu denken. Catriona und ich hatten beide einen unruhigen Schlaf, und so hatten wir uns angewöhnt, den Sommer mit frühmorgendlichen Ausritten in den nahe gelegenen Wald zu verbringen. Dort verausgabten wir uns beim Liebesspiel und schliefen danach zwei Stunden auf dem weichen Torfboden.
    An jenem jungen Morgen wachte ich mit dem Gefühl auf, dass etwas in der Luft lag. So war es auch, es hatte mich tatsächlich etwas in der Luft geweckt, auch wenn ich das zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste.
    Catriona lag nicht mehr in meinem Arm. Sie war wahrscheinlich austreten, ansonsten wäre sie nicht aufgestanden. Wie immer

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