Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
Vom Netzwerk:
wurde ich schlagartig wach. Ich stützte mich geräuschlos auf meinen Ellbogen und lauschte.
    Da hörte ich ihren Schrei.
    Mit einem Satz war ich auf den Beinen und rannte los. Vor meinem geistigen Auge formte sich ein Bild von meinem Pferd, dessen plötzlicher Ungehorsam tödlich geendet hatte, aber mir war klar, dass das eigentlich nicht sein konnte. Ich rief nach ihm und spürte es aus der Ferne heranpreschen. Aber fürs Erste war ich auf mich allein gestellt.
    Die Sandbank, die von Kiefernwurzeln durchzogen war, fiel zehn Meter bis zum Ufer des Sees hin ab. Dort sah ich sie, in die Knie gezwungen, den Kopf in den Nacken gerissen. Sie kämpfte. Jetzt machte sich ihr kurzer Seehundpelz bezahlt. Das Ding hinter ihr fand an ihrem Kinn lange nicht so guten Halt, wie es ihn an einem Haarbüschel gefunden hätte. Sie schlug um sich, wehrte sich gegen die Umklammerung, obgleich ihr Angreifer ein bedrohliches Sichelmesser in der Hand hielt. Sie vergrub ihre Nägel in seinen sehnigen Armen. Das Ding hatte ein Gesicht wie eine Leiche, strähniges, gelbliches Haar, eine Haut wie Pergament, dünn genug, um hindurchzusehen. Und keinen Schatten.
    Es warf sich mit verzerrter Fratze auf Catriona, stieg auf ihren Rücken, wartete darauf, dass ihre Kräfte nachließen und sie ruhig hielt, sodass der erste Schnitt ordentlich schmerzen würde.
    So sind sie. Die Lammyr.
    Ohne anzuhalten, sprang ich von der Anhöhe mitten in den Kampf hinein. Der Lammyr ließ gerade noch rechtzeitig von Catriona ab, um meinen Dolchstoß parieren zu können.
    Er war schnell, verdammt schnell. Viel behänder als jeder Sithe, mit dem ich bisher gekämpft hatte. Auch ich war schnell, aber ich musste all meine Konzentration aufbringen, all mein Geschick, all meine Kampfkunst, die ich mir mit den Jahren angeeignet hatte, um seinen flinken Angriffen mit dem Sichelmesser auszuweichen.
    Catriona tat ihr Bestes, mir im Kampf beizustehen. Sie riss einen morschen Ast von einer Kiefer ab und ging damit auf den Lammyr los, aber er war zu flink. Ihr Angriff reichte aber zumindest aus, um ihn abzulenken, und zwang ihn dazu, seine Aufmerksamkeit auf uns beide zu richten, was ihn sichtlich erzürnte. Schließlich entschied er sich, wirbelte herum und warf eine Klinge in Catrionas Richtung. Ich hörte ihren Aufschrei, hatte aber keine Zeit, lange nachzudenken. Ich sprang ihm blitzschnell an den Hals und packte ein Büschel seiner strähnigen Haare, um seinen Kopf zur Seite zu reißen und ihm die Kehle durchzuschneiden.
    Gemeinsam mit dem widerlichen Ding ging ich zu Boden. Wir rollten ein Stück über die Felsen am Ufer, bis ich gegen einen Stein stieß, was mir für einen kurzen Moment den Atem raubte. Ich trat den Lammyr panisch von mir und sah zu, wie er sich wand und zuckte, während sein farbloses Blut im Sand versickerte. Als er aufhörte sich zu bewegen, waren seine leblosen Augen und sein feixendes Grinsen auf Catriona gerichtet.
    Ich taumelte zu ihr hinüber. Sie hielt sich die Seite, Blut sickerte zwischen ihren Fingern hindurch. Sie gab keinen Laut von sich, sondern sah mich nur entsetzt an.
    Während ich ihre Hand langsam von der Wunde wegzog, kam das Pferd angaloppiert. Beim Anblick des Lammyr blieb es stehen, stieg, warf den Kopf in den Nacken, tänzelte auf der Stelle.
    Catriona verzog das Gesicht, als ich die Wunde berührte.
    „Ist nicht schlimm“, sagte ich. „Wirklich. Es ist nicht so schlimm, aber du brauchst Grian. Schaffst du es aufs Pferd?“
    Sie nickte. Ich half ihr hinauf, während ich das Pferd an der Mähne festhielt. Aber es machte ohnehin keine Anstalten durchzugehen. Es mochte störrisch sein, aber boshaft war es nicht. Und es gehörte mir. Im Nu hatte ich mich hinter Catriona auf seinen Rücken geschwungen.
    Wir ritten in schnellem Galopp und ich redete die ganze Zeit auf Catriona ein, um sie von den unsäglichen Schmerzen abzulenken, die sie bei dem wilden Ritt durchschossen. Jetzt endlich fand ich auch die Zeit, mich für meine Selbstgefälligkeit und meine Arroganz zu verfluchen. Dafür, dass ich mein Schwert daheim gelassen hatte, weil alles gerade ach so friedlich war. Wie schon den ganzen Sommer über. Dafür, dass ich Branndair bei Liath und den Hunden zurückgelassen hatte, weil es mir peinlich war, wenn seine grauen Augen mich beim Liebesspiel mit Catriona musterten. Dafür, dass ich vergessen hatte, dass ich ein Sithe war, ein Krieger, nicht irgendein liebestoller Jüngling aus dem Dorf.
    Meine Geliebte war blass, gab aber

Weitere Kostenlose Bücher