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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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erkennen.
    Alle Augen waren auf uns gerichtet. Was wohl in all diesen Sithe-Köpfen vor sich ging? Bei unseren Clansmänner n … wahrscheinlich Zorn und Entrüstung über Conals Demütigung und Frohlocken über die meine. In Kates Kopf hingegen machte sich vermutlich gerade ein Gefühl von Genugtuung breit, gemischt mit dem Hass auf uns beide. Das alles interessierte mich aber nicht. Mir war nur wichtig, was Conal wollte, und was er von mir wollte, war mir bewusst. Ich würde ihn auf keinen Fall zuerst niederknien lassen. Also kam ich ihm, vor Kate angekommen, mit meinem Kniefall zuvor.
    Ohne ihn anzusehen, spürte ich die Überraschung und die Dankbarkeit meines Bruders, als er neben mir auf die Knie ging.
    Kate ließ uns eine Weile so verharren, bis ich das Gefühl hatte, meine Kniescheiben würden gleich durchbrechen und mein Kopf vor lauter Zorn explodieren. Keiner von uns bewegte auch nur einen Muskel, bis sie einen Schritt vortrat und ihre Hand ausstreckte.
    Ich beobachtete Conal aus dem Augenwinkel. Nur eine pulsierende Ader an seiner Schläfe verriet seine wahren Gefühle, als er die Hand der Königin an seine Stirn führte und sie dann küsste.
    Kate wandte sich lächelnd mir zu. Conals Blick brannte auf meiner Haut und flehte mich an, keine Dummheiten zu machen. Ich nahm ihre Hand. Ich führte sie an meine Stirn und spürte ihre zarten Finger und ihre weiche Haut. Mein Hirn drückte schmerzhaft gegen meinen Schädel. Ich führte ihre Hand an meine Lippen und küsste sie. Ihre Haut war wie kühle Seide. Ich gab ihre Hand frei und wich ein wenig zurück.
    Plötzlich schlug sie mich. Hart. Drehte sich zu Conal um. Wartete. Und schlug ihn auch.
    Wir schwiegen und sahen sie unverwandt an. Jetzt die Fassung zu verlieren hätte bedeutet, das Gesicht zu verlieren. Und unser Leben vermutlich gleich mit. Ich hoffte, dass auch Conal das klar war. Trotz seines Alters, trotz seiner Würde, trotz seiner stillen Duldsamkeit war er doch der Jähzornigere von uns beiden.
    Immer noch durften wir nicht aufstehen. Mittlerweile meinte ich schon fast zu spüren, wie sich der kalte Stein durch meine Kniescheiben bohrte. Um uns herum herrschte Totenstille. Wie sie das genoss! Und dann, aus heiterem Himmel, schlug sie ihr glockenhelles Lachen an und war wieder die Güte in Person.
    „Schau nur, Lilith, dein kleiner Junge ist zum Mann gereift!“
    Meine Mutter konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ich sah kurz zu ihr auf, dann zurück zu Kate, und war von mir selbst schockiert, als ich ein beinahe animalisches Verlangen in mir spürte. Kate lachte ausgelassen.
    „Ein echter Mann. Und ein tapferer Krieger, wie ich höre. Unterwürfigkeit steht dir nicht, Murlainn.“
    „Nein“, antwortete ich, „ganz und gar nicht.“
    Conal warf mir einen bösen Blick zu, aber wenn ich noch länger knien musste, würde ich jemanden töten. Ich hatte den Geschmack von Kates Haut noch auf den Lippen, und es fühlte sich an, als wäre mir meine eigene Haut abgezogen worden. Noch nie hatte ich mich so ausgeliefert gefühlt. Am liebsten hätte ich jeden auf der Stelle geblendet, der mich so sah.
    „Ich glaube, ihr Jungen könntet uns Scherereien machen“, sagte sie schließlich. „Ihr seid wahre Störenfriede.“
    „Nein, Kate“, sagte Conal.
    „Ach, kommt schon, ich bin doch gar nicht verärgert darüber, ich liebe Scherereien. Das ist immer s o … amüsant. So.“ Sie klatschte leicht in die Hände. „Du hast deine Verbannung missachtet, Cù Chaorach, und dein Bruder ebenso, als er sich entschloss, dir zu folgen. Was soll ich nun mit euch anstellen?“
    Wir blieben stumm. Es war ohnehin eine rhetorische Frage.
    „Ihr beide habt euren Bann missachtet. Aber ich glaube, ihr habt eine Menge gelernt. Ich mag euch und ich brauche tapfere Kämpfer. Und ich will euch nicht schon wieder verbannen müssen. Glaubst du, Cù Chaorach, dass du Demut gelernt hast? Haben die Vollsterblichen dir das beigebracht?“
    „Ja, Kate.“ Er sagte es gerade heraus, ohne Scham, ohne ihrem Blick auszuweichen.
    „So hatte ich das schon vernommen.“ Sie legte nachdenklich einen Finger an die Wange. Irgendwie wirkte sie nicht so kühl und souverän, wie sie es sich gewünscht hätte, und das wusste sie. Und wir anderen wussten es auch. Kate war unsicher, wie sie Conals Verhalten deuten sollte. Auf einmal bekam ich Angst um ihn.
    „Ich habe gehört, was man mit dir angestellt hat.“ Seinen Namen sprach sie nicht mehr aus. Zweifellos war dies eine gut getarnte

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