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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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traurigen Tribut gezollt“, sagte Kate.
    „Was zum Teufel soll das?“, brüllte Conal.
    Kate zuckte nur die Achseln. Mit vorgehaltener Klinge zwang man die Gefangenen aufzustehen und auf weitere leise Kommandos hin begaben sie sich zuerst auf eine Bank, dann von dort auf die höher gelegene Plattform. Ewan war ruhig und gefasst, sein Bruder zitterte, aber versuchte ebenfalls tapfer dreinzublicken. Mir war zum Heulen zumute. Die vier Hauptleute, die ihnen gefolgt waren, legten ihnen von hinten die Schlingen um den Hals.
    „Das bereitet mir keine Freude, Cù Chaorach.“ Kate fasste sich mit Daumen und Zeigefinger an die Nasenspitze, ihre Augen hielt sie noch immer geschlossen.
    „Das sind meine Leute!“
    „Sie sind Rebellen. Hattest du nicht angeordnet, dass die Weisungen von Calman Ruadh während deiner Abwesenheit unbedingt befolgt werden müssen? Hast du denn keinen Einfluss auf deinen eigenen Clan?“
    „Kenna?“ Conal starrte seine Schmiedin entsetzt an.
    „Es stimmt, Cù Chaorach“, sagte Kenna. Ihr schlanker Körper war steif vor Angst und Zorn. „Ich bin schuldig im Sinne ihrer Anklage.“
    „Warum, Kenna, warum?“
    „Du lebst nicht bei uns in der Festung, Cù Chaorach.“
    Er raufte sich verzweifelt die Haare. „Aber ich komme doch wieder!“
    „Er ist der Mann, der meinen Bruder getötet hat. Ich habe gefühlt, wie mein Bruder starb.“ Sie blickte Kate an. „Wenn ich noch einmal die Gelegenheit bekäme, Calman Ruadh zu töten, würde ich es auf der Stelle tun. Und dieses Mal würde es mir gelingen.“
    „Auch ich würde ihn töten“, rief Dour Undan. Mehr sagte er nicht darüber, was er von Calman Ruadh hielt.
    Kate schien das alles zu ermüden.
    „Conal!“, rief ich. „Ewan!“
    Das schien Conal wieder zur Besinnung zu bringen. „Kate, nicht Ewan. Ewan war die ganze Zeit Fergus’ Kommando unterstellt, seit wir hier sind!“
    „Umso schlimmer, Cù Chaorach. Schlangen gebären immer nur Schlangen. Du hast acht Monate lang einem Verräter unter meinem Dach Unterschlupf gewährt.“
    „Du weißt verdammt genau, dass das nicht wahr ist!“, schrie ich.
    Statt mir wie sonst seine Faust ins Gesicht zu rammen, legte Conal seinen Arm auf meinen Arm. Ich war überrascht, wie zärtlich seine Berührung war. „Lass Gnade walten, Kate, ich bitte dich. Ich werde sie alle bestrafen.“
    Kate kniff ein Auge zu und polierte einen ihrer Fingernägel mit dem Daumen der anderen Hand. „Nein.“
    Kenna schaute zu mir und ihr trotziger Blick wich einem gütigen Lächeln. Ich wollte zu ihr laufen, ihr eigenhändig die Schlinge von ihrem schönen Hals nehmen, aber Angus umklammerte meinen Oberkörper von hinten, um mich davon abzuhalten.
    „Nicht, Murlainn!“
    „Cù Chaorach!“, rief Kenna, laut und stolz. „Meine Söhne sind unschuldig!“
    „Kate!“ Conal wirbelte zu seiner Königin herum, aber die lächelte nur und gab den Männern hinter den Gefangenen ein Zeichen.
    Ein fester Tritt ins Kreuz, und die beiden Jungen baumelten zuckend vom Galgen, kurz darauf ihr Vater Undan.
    Kates Hauptleute waren gnädig, denn sie hatten fest zugetreten. Kate hätte es sicher lieber gesehen, wenn die Gefangenen strampelnd und würgend langsam, ganz langsam, erstickt wären. Ihre Stirn legte sich kaum merklich in Falten, aber die Gesichter ihrer Hauptleute blieben ausdruckslos und Kate hatte keinen Grund, sie zu schelten.
    Vielleicht hätten sie bei Kenna weniger Gnade walten lassen, aber dazu kamen sie gar nicht mehr. Als sie sah, wie ihre beiden Söhne und ihr Vermählter in den Schlingen baumelten, sprang sie selbst, ohne zu zögern, von der Plattform. Und dann hörte man nur noch das langsam verklingende Echo des Todes und Eilis leises Schluchzen.

35. Kapitel

    I ch dachte, er würde fluchen und schreien und weinen und sich wieder in den Arm ritzen. Diese unheimliche Stille, diese niedergeschmetterte Wut hatte ich nicht erwartet. Womit ich allerdings gerechnet hatte, war, dass er mich in meinem Zimmer aufsuchen würde. Ich war also noch wach und angezogen, als er weit nach Mitternacht an meine Tür klopfte und, ohne eine Antwort abzuwarten, eintrat. Ich saß auf der Bettkante im trüben Schein der verlöschenden Glut meiner Feuerstelle und schärfte meine Schwertschneide. Es war mein eigenes, mein liebstes Schwert; dasjenige, das Kenna für mich geschmiedet hatte.
    Catriona saß im Schneidersitz hinter mir auf dem Bett. Sie schaute mir wortlos bei der Arbeit zu, aber ihre bloße Anwesenheit gereichte

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