Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen
Lilith misstrauisch. Aber schon traten zwei von Liliths Männern vor und führten Fox von ihm weg. Unser Mann sah sie argwöhnisch an, war aber nicht in der Position, dagegen zu protestieren. Warum auch? Er wusste ja nicht, was man ihnen befehlen würde.
„Er ist schön, nicht wahr?“ Lilith hob Fox’ Kinn an, um ihm in die Augen sehen zu können. Sie war so groß, dass sie sich dazu etwas herunterbeugen musste. „Und zwar auch von innen. Worauf wir allerdings nur das Wort seiner Schwester haben.“
Ich bekam fast keine Luft mehr.
Meine Mutter nickte ihren Männern zu. „Dann wollen wir mal seine innere Schönheit sehen. Macht ihn auf.“
Mit einem Aufschrei stürzte sich Eili auf eine der Wachen. Hätte sie sich nicht an seinen Schwertarm gehängt, hätte er Fox im Handumdrehen die Kehle aufgeschlitzt. Sofort zückte der Mann, der Fox hergebracht hatte, sein Schwert, wurde aber eine Sekunde später von Liliths Männern umzingelt. Ich warf mich zwischen Fox und seinen berufenen Mörder, bohrte meinen Blick dabei aber in die Augen meiner Mutter. „Mutter, nicht. Bitte. Bitte nicht.“
Ich hatte mir geschworen, sie nie wieder um etwas zu bitten, aber nun stand ich hier und flehte sie um Gnade an. Ich hasste sie deswegen mehr als je zuvor und das wusste sie. Sie fing an zu lachen.
„Sie sind Geiseln!“, brüllte einer der Männer, die Fox’ Vater gedient hatten. „Sie sind hier anstelle von Cù Chaorach und sie stehen unter seinem Schutz.“
„Der hier nicht“, sagte Lilith lächelnd und deutete mit dem Kopf auf Fox. „Nach dem wurde nicht verlangt.“
Fox sagte nichts, aber in seinen Augen stand das blanke Entsetzen. So wehrte er sich auch gar nicht erst gegen die Männer, die ihn an den Armen packten. Eili schrie ihren Zorn und ihre Verzweiflung heraus, worauf Lilith zu ihr herumwirbelte und ihr hart ins Gesicht schlug, um sie zum Schweigen zu bringen. Und dann tat sie dasselbe mit mir, als wäre ich nicht mehr als ein vollsterblicher Knecht.
Ich war so erschrocken, dass ich zurücktaumelte. Einer von Liliths Männern trat vor und schlug mir mit voller Wucht in den Bauch. Die Luft entwich aus meiner Lunge, ich konnte mich nicht mehr rühren. Ich war immer noch dabei, verzweifelt nach Luft zu schnappen, als Lilith dem Mann mit dem gezückten Schwert ein zweites Mal zunickte. Er stellte sich vor Fox. In seinem Gesicht war nichts, nur Leere. Und da wusste ich, dass Fox verloren war.
„Halt“, sagte Kate NicNiven.
Und alle erstarrten. Einige Leute im Saal konnten sich vor Überraschung nicht rühren, andere vor Angst. Ein paar schienen einfach gespannt zu sein, lechzten nach Blut und Nervenkitzel; das würde ich nie wieder vergessen. Die Gefolgsleute von Fox’ Vater waren umzingelt, und auch wenn sie die Schwerter kampfbereit hatten, die königlichen Wachen waren ihnen zahlenmäßig überlegen und hielten sie locker in Schach. Unter Schmerzen gelang es mir, endlich wieder zu Atem zu kommen, und der Nebel vor meinen Augen lichtete sich. Eili kauerte auf allen vieren neben mir. Als sie sich aufzurappeln versuchte, half ich ihr und umarmte sie fest, schmiegte meinen Geist an ihren, wie Conal es einst mit mir getan hatte. Sie musste ruhig bleiben, sie hatte keine andere Wahl. Wenn Fox überhaupt noch eine Chance hatte, dann diese, und ich wollte nicht, dass sie sie verspielte. Eili verstummte und hielt inne, aber sie fühlte sich in meinen Armen so angespannt an wie eine Bogensehne.
Kate legte Lilith sachte eine Hand auf den Arm. „Lilith“, raunte sie. „Das ist nicht nötig.“
Ich war zwar gerade erst wieder zu mir gekommen, hielt den Atem aber erneut an.
„Ich bin zutiefst beleidigt worden, Kate.“ Meine Mutter klang traurig, ernst und würdevoll. Wie ich sie hasste!
Kate warf Eili einen Blick zu. „Du bist ein überhebliches Kind“, sagte sie eisig. „Aber dein Bruder hat es nicht verdient, wegen deiner Dummheit zu sterben.“
Ich sah meine bezaubernde Königin an und wusste, dass es ihr gleichgültig war, ob Fox am Leben blieb oder auf grausame Weise zu Tode kam. Hier ging es um Politik. Ihre versammelten Untertanen waren in Aufruhr und sie musste gerecht, gnädig, streng und zugleich großzügig erscheinen. Und vor allem: souverän.
Eili zitterte in meinen Armen. „Das ist wahr, Kate. Es war meine Schuld, meine Dummheit, bestrafe mich. Mach mit mir, was du willst. Lilith soll sich an mir rächen. Nicht an Fox.“
„Nein!“, schrie ihr Bruder.
Nein! , kreischte das Echo in
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