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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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den verdutzten Wachen vorbei hinein. Seine Schritte hallten auf dem Steinboden wider und jeder im Saal verstummte. Er marschierte unbeirrt weiter, bis er schließlich vor Kates Podest stehen blieb.
    „Was hast du getan, Kate? Warum? Nur um Liliths Eitelkeit zu befriedigen?“
    „Die Zwillinge haben sich schon immer für etwas Besseres gehalten, Cù Chaorach.“ Kate lächelte ihn herzlich an. „Vielleicht brauchten sie einfach mal eine Lektion. Wird ihnen beiden guttun. Demut ist eine wichtige Tugend.“
    „Du hattest kein Recht, das zu tun. Sie waren hier an meiner statt! Wäre ihr Vater noch am Leben, hätte er dir jetzt den Krieg erklärt.“
    Kate lachte trocken und klimperte mit den Augen. „Er ist aber nicht mehr am Leben.“
    „Aber ich bin es“, erwiderte Conal eisig.
    Lasziv in einem Sessel zu fläzen ist gut und schön, wenn man Höflinge oder Hauptmänner bezirzen will. In solch einer Pose kann man sich hervorragend bewundern lassen. Aber Kate hatte den großen Fehler begangen, Conal auf diese Weise zu empfangen. Sofort baute er sich über ihr auf und sah dabei noch stärker, noch edler, noch würdevoller aus als ohnehin schon. Und tausendmal wütender. Auf einmal gehörte Kate nicht länger der Respekt und die Sympathie aller Anwesenden im Saal. Plötzlich sah Kates kokettierende Pose dümmlich aus, und ich war sicher nicht der Einzige, der bemerkte, wie sie erschauerte. Und für eine Sekunde blitzte sogar so etwas wie Angst in ihren Augen auf, die Angst einer Frau, die ihrem Tod ins Auge sieht und es weiß. Man hätte eine Nadel fallen hören können, so still war es im Saal. Immer wieder ließ ich diese Szene später in meinem Kopf Revue passieren, fragte mich, ob Conal der Sache auf der Stelle hätte ein Ende bereiten können, indem er Kate die Königswürde abspenstig gemacht hätte. Aber er hatte ihr Treue geschworen und trotz seiner wachsenden Wut war er noch nicht an dem Punkt, dass er sie verraten hätte.
    Schon war der Augenblick verflogen und Kate fing sich wieder. „Willst du mich zur Rede stellen, Conal MacGregor?“
    Der Zorn meines Bruders verwandelte sich in Fassungslosigkeit. „Seit wann ist dies unter den Sithe denn ein Verbrechen?“
    Lange Stille folgte seinen Worten, stumm starrten die beiden Gegner einander an. Ich weiß nicht, welcher Gedankenaustausch zwischen ihnen stattfand; das wusste niemand und wird vermutlich auch nie jemand erfahren. Aber am Ende blinzelte Kate und erhob sich.
    „Geh mir aus den Augen, Cù Chaorach. Du darfst die Geiseln wieder mit zu deiner Festung nehmen, aber sag deinem Hauptmann Ryan, dass er den Oberbefehl hat. Und was dich angeht: Wir wollen doch mal sehen, ob ein Leben bei den Vollsterblichen dich etwas mehr Selbstbeherrschung lehren wird.“
    Entsetzt prallte ich von der Mauer zurück. Ich konnte kaum fassen, was Kate da gerade gesagt hatte. Doch wohin sonst hätte diese Unterhaltung führen sollen, wenn Conal Kate nicht stürzte? Ich versuchte das aufgeregte Raunen im Saal zu verstehen, um abschätzen zu können, ob Conal auf Unterstützung hoffen konnte, falls er aufbegehrte. Aber ich war vor Grauen wie betäubt und konnte Entsetzen kaum von Freude, Empörung kaum von Anteilnahme unterscheiden.
    Doch als Conal die Türen zum Saal hinter sich zudonnerte und auf mich zukam, lächelte er.
    „Tja, Seth, so wie es aussieht, werde ich verbannt. Auf die andere Seite des Schleiers. Wenn schon, denn schon.“
    „Dann komme ich mit“, sagte ich. Und ich meinte es ernst. Es war einfach undenkbar, dass Conal allein wegging. Carney hatte mir mehr als genug Schreckensgeschichten erzählt. Ich wusste, was die Vollsterblichen von uns hielten und wozu sie in der Lage waren. Wahrscheinlich waren die meisten Geschichten nichts als Märchen, die man Kindern erzählte, um ihnen Angst einzujagen. Aber ich wollte es nicht darauf ankommen lassen. Natürlich würde Conal nicht allein gehen. Natürlich würde ich ihn begleiten.
    Er grinste mich an. „Natürlich kommst du mit.“
    Und so geschah es. Ich weiß nicht, wie oft ich mich hinterher gefragt habe, ob unsere Geschichte besser oder schlechter ausgegangen wäre, wenn ich ihn nicht begleitet hätte.

Teil 2: Im Exil

11. Kapitel

    W ird höchste Zeit, dass du lesen lernst, du Barbarenzwerg.“ Conal warf eine schwere Ledertasche auf den Tisch und grinste mich an.
    Statt einer Antwort warf ich ihm alle möglichen Flüche an den Kopf.
    „Und an deinem Wortschatz müssen wir auch ganz dringend

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