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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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Conal grinste wieder, wie ich erleichtert feststellte. „Deswegen will sie ja den Schleier loswerden. Ihr Geist ist mächtig genug, um damit eine ganze Menschenmenge zu beeinflussen, ja sogar ein ganzes Volk. Aber nicht, solange die Leute sie gar nicht sehen.“
    „Das heißt, die Vollsterblichen nehmen sie genauso wenig wahr wie uns?“
    „Richtig. Aber sie will gesehen werden, sie wünscht sich nichts sehnlicher, als von ihnen geliebt zu werden. Sie weiß nur nicht, wie sie den Schleier zerstören soll. Das steht nicht einmal in ihrer Macht, den Göttern sei Dank.“
    Ich pflegte mit den Göttern so selten wie möglich zu kommunizieren. „Warum?“
    „Weißt du noch, was Leonora in der Nacht gesagt hat, als du uns nachgeschlichen bist? Es stimmt, wir brauchen den Schleier. Es ist kinderleicht, den Vollsterblichen Angst einzujagen, und von der Angst zum Hass ist es nur ein kleiner Schritt. Den Schleier zu vernichten heißt auch, die Sithe zu vernichten. Über kurz oder lang jedenfalls.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich wünschte mir so sehr, dass Kate das einfach nur noch nicht verstanden hätte. Noch nicht bis ins Letzte durchdacht hätte. Warum sonst sollte sie ihrem eigenen Volk so etwas antun wollen?“
    „Vielleicht weil sie insgeheim auf irgendeinen vollsterblichen Jüngling abfährt?“ Ich dachte an das hübsche Mädchen am Fluss und meine Lenden ächzten. „Dann wäre ich voll und ganz auf ihrer Seite.“
    Es sollte ein Witz sein. Zumindest teilweise. Aber Conals Stimme war eisig, als er sagte: „Du bist mein Bruder, Murlainn. Ich möchte, dass du auf meiner Seite stehst.“
    Ich starrte ihn fassungslos an. Wie konnte er daran zweifeln?
    „Ich werde immer auf deiner Seite stehen, Cù Chaorach. Ich werde dich nie im Stich lassen, niemals.“
    Er sah mir in die Augen und schenkte mir ein sorgenschweres Lächeln.
    „Das weiß ich, Murlainn“, sagte er. „Das weiß ich.“

12. Kapitel

    A ch, dein Bruder. Der nimmt dich ganz schön in die Mangel, was? Aber wer wei ß – vielleicht muss er das auch, mein schöner Junge.“
    Ich hob den Blick von meinem schmutzigen Whisky und hielt das Glas gegen das Licht, um durch den trüben Filter den Menschen zu betrachten, der mich angesprochen hatte.
    Es war eine Frau. Endlich hatte mich also eine Frau wahrgenommen. Und sie fand mich schön. Zu blöd, dass meine Bewunderin die alte Schachtel war, die das Wirtshaus führte. Sie stützte sich auf den Stuhl, von dem Conal fünf Minuten zuvor aufgestanden war, um etwas mit dem Müller zu besprechen. Ich war sitzen geblieben, um vor mich hin zu schmollen. Ironie des Schicksals, dass ich das jetzt nicht in Ruhe tun durfte.
    Sie hieß Ma Sinclair und hatte eine Genehmigung dafür, Bier zu brauen. Aber sie bezahlte auch ein paar Männer, damit sie oben in den Hügeln Gerste in Whisky verwandelten. Offenbar drückte der Gutsherr dort ein Auge zu, oder es war ihm einfach gleichgültig, was auf seinem Grund und Boden geschah. Vielleicht zog er aus dem Geschäft aber einfach genauso großen Nutzen wie alle anderen, die daran beteiligt waren.
    „Hallo“, sagte ich. „Was willst du?“
    Sie schnaubte verächtlich, zog sich dann aber Conals Stuhl heran, warf sich darauf und stützte die nackten, sehnigen Arme auf die Tischplatte. „Bin dir wohl zu alt, was? Dabei dachte ich, du wärst sicher nicht so wählerisch, wo du doch noch nie ein Mädchen im Bett hattest.“
    Mir klappte die Kinnlade herunter. Ich schluckte. „Also hör mal, nichts für ungut, abe r …“
    Sie stieß ein heiseres Geheul aus, das wohl ihre Art war zu lachen. „Keine Angst, Kleiner. Du bist wirklich noch sehr jung und ich bin nicht scharf auf deinen Körper. Auch wenn der gar nicht übel ist.“ Sie zwinkerte so anzüglich, dass ich nun auch lachen musste.
    „Woher willst du das denn wissen?“
    „Hab ihn schon mal gesehen“, erwiderte sie knapp und gönnte sich einen Schluck von dem Whisky, den ich ihr teuer bezahlt hatte. „Ich bin öfter mal oben auf dem Hügel in der Nähe vom Wasserfall. Und da hab ich dich und deinen Bruder an einem Morgen schwimmen gesehen.“
    „Du hast uns hinterherspioniert?“
    „ Hinter her ist genau das richtige Wort.“ Sie stieß wieder ihr Heulgelächter aus. „Hübschen Hintern hast du da. Dein Bruder übrigens auch. Und auch der Res t … Ach, wenn ich nur zwanzig Jahre jünger wär e …“
    „Na ja“, sagte ich. „Eher vierzig.“
    Sie wieherte in den Whisky, kippte ihn hinunter und wedelte dann

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