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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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gesungen hatte, weil dieser ein Pferd geheilt, ein Kind getröstet oder eine Pflugschar repariert hatte, schien er Conal am Abend schon nicht mehr wiederzuerkennen. Man hatte den Eindruck, die Leute würden Conal einfach vergessen, sobald er aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Selbst der Priester zog jedes Mal überrascht seine buschigen Augenbrauen in die Höhe, wenn Conal eine Unterhaltung mit ihm anfing.
    Eines Tages war es mir endlich doch einmal gelungen, die Aufmerksamkeit eines Mädchens auf mich zu lenken. Dies war der Tag, an dem sich Conal erbarmte und mir die Wahrheit sagte.
    Ein paar Mädchen aus dem Dorf hatten barfuß im Bach gestanden und Tücher gewaschen, hatten auf ihre gewohnt raue Art gelacht und den Jungen liebreizende Blicke zugeworfen. Eines war mir besonders ins Auge gesprunge n – ein Mädchen mit langem schwarzem Zopf, ernsten grünen Augen und einem leicht misstrauischen Lächeln. Sie war mir schon ein paarmal aufgefallen und ich hätte mir gut vorstellen können, mit ihr anzubändeln. Nun also stand sie da, wurde von rotgesichtigen, grobknochigen, einfältigen Jungen umschwärmt und ich fühlte mich schmerzvoll bei meiner Ehre gepackt. Ich schlich mich in die Gruppe, lächelte mein schwarzhaariges Mädchen an und zog ihr nasses Tuch aus dem Wasser. Sie raffte die Röcke um die schlanken nackten Beine, die von der Kälte gerötet waren, und belohnte mich mit einem halb belustigten Lächeln. Ich verspürte einen Anflug von Begierde.
    „Na so was!“, sagte eines der anderen Mädchen. „Du bist ja ein Hübscher! Wo kommst du denn her?“
    Ein rothaariger Junge sah mich scheel von der Seite an.
    „Ach, den kennst du doch“, sagte ein anderes Mädchen. „Er arbeitet oben in der Schmiede.“
    „Ah, jetzt erinnere ich mich.“ Das erste Mädchen musterte mich eindringlich. „Der Bruder vom Schmied.“
    „Scheint ein ganz Stiller zu sein. Ihr wisst doch, was man sich über die Stillen erzählt?“
    Zwar interessierte mich das kühle schwarzhaarige Mädchen am meisten, aber dennoch gefiel es mir, endlich einmal im Mittelpunkt zu stehen. „Na sag schon!“, rief ich. „Was erzählt man sich über die Stillen?“
    „Seth.“ Conal legte mir eine Hand auf die Schulter. „Wir müssen mal ein Wörtchen miteinander reden.“ Er warf den Mädchen ein Lächeln zu und tippte sich mit dem Finger an die Schläf e – eindeutig eine Beleidigung meiner geistigen Gesundheit oder meiner Intelligenz.
    Dann zog er mich weg, und als ich noch einmal einen Blick über die Schulter warf, stellte ich fest, dass uns keines der Mädchen nachschaute. Sie hatten ihre Aufmerksamkeit sofort wieder auf den mageren Rothaarigen und seinen hässlichen kleinen Kumpan gerichtet. Nur widerwillig ließ ich mich von Conal wegführen.
    „Die haben dich schon vergessen, aber das ist auch ganz gut so. Hast du Durst?“
    Ich war fuchsteufelswild. „Ich hatte sie schon an der Angel, Cù Chaorach! Ich bin doch kein Mönch!“
    „Nein, du bist noch keuscher als ein Mönch.“ Er grinste. „Solltest du zumindest sein, wenn du weißt, was gut für dich ist.“
    „Das war das allererste Mal, dass die Mädchen mich beachtet haben“, keifte ich verbittert. „Und da kommst du und zerrst mich weg. Das ist nicht so einfach, weißt du? Die haben hier einen anderen Geschmack. Die mögen Männer, die aussehen wie ein Pferd von hinten.“
    Lachend schob Conal mich Richtung Wirtshaus. „Daran liegt es nicht. Du kannst nichts dafür. Du stehst in Saft und Kraft und siehst umwerfend aus, klar? Jetzt halt die Klappe, bestell dir was zu trinken und vergiss dein bestes Stück.“
    Jetzt musste ich auch lachen. „Du zahlst.“
    „Na sicher doch. Hör zu, ich meine das ernst: Sie können dich nicht sehen, Seth. Sie können dich nicht wirklich sehen.“
    Ich funkelte ihn finster an.
    „Das ist die Wahrheit. Es liegt am Schleier.“ Er hob spöttisch beide Hände.
    „Der Schleier ist doch nur eine Membran zwischen zwei Welten“, sagte ich.
    „Das stimmt, aber er ist auch dein Schutz. Auf dieser Seit e … na ja, er verbirgt uns nicht ganz, aber er dient uns zur Tarnung. Wir sind leicht zu vergessen. Wir sind so flüchtig wie eine Handvoll Wasser, die zwischen den Fingern verrinnt.“
    „Was?“
    „Sie wissen, dass wir da sind, aber sie interessieren sich nicht für uns.“
    „Verstehe.“ Ich dachte kurz nach. „Das erklärt natürlich so einiges.“
    Im Wirtshaus war es genauso dunkel und verräuchert wie in jedem anderen Haus im

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