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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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einst treu ergebenen Adligen provozierte. Daraufhin wurde sie an einen Nachbarstaat ausgeliefert und schließlich auf Geheiß der Königin enthauptet“, sagte ich. „Dieser Fall könnte erstaunliche Maßstäbe setzen“, fügte ich leise hinzu.
    Conal schwieg. Ich dachte, er wäre verärgert, denn Schweigen war immer ein sicheres Zeichen dafür, dass es in ihm brodelte. Früher hatte ich es fälschlicherweise für Desinteresse gehalten, bis mich seine Faust eines Tages unvermittelt eines Besseren belehrt hatte.
    Inzwischen hatte ich gelernt, seine Zeichen zu deuten. Ich schaute beunruhigt zu ihm hinüber. Er erwiderte meinen Blick gedankenverloren und kaute nervös auf seinem Zeigefinger herum.
    Endlich brach er das Schweigen. „Vorsicht, Seth. Pass auf, was du denkst.“
    „Dasselbe könnte ich auch zu dir sagen.“
    „Stimmt.“ Seine Mundwinkel zuckten. „Trotzdem, denk dran, Seth: Geh auf die Knie. Wirf dich in den Staub. Küss ihre Hand vor dem versammelten Hofstaat. Mit nichts als Demut im Blick. Du solltest dich besser schon mal an diesen Gedanken gewöhnen.“
    „Musste Kilrevin das nach seiner Verbannung auch tun?“
    „Jedes Mal. Ich habe ihn selbst dabei beobachtet.“
    „Und sein Stolz? Hat er den abgelegt?“
    Conal zögerte mit der Antwort. „Nein“, sagte er schließlich, „komischerweise nicht.“
    „Das werde ich auch nicht“, sagte ich, „nicht einmal auf Knien.“
    Conal seufzte bedeutungsvoll. „Agnes Sampson“, fuhr er dann fort, „wurde vor ein paar Jahren von der Dienstmagd Gilly Duncan unter Folter als Komplizin denunziert. Man hatte Gilly Duncan verhaftet, weil sie Kräuterheilkunde praktizierte.“
    „Und die Moral von der Geschichte: Wir sollten unsere Nase nicht in die Angelegenheiten der Vollsterblichen stecken und aufhören, ihnen ständig irgendwelche Gefallen zu tun.“
    „Nein“, entgegnete Conal finster, „die Moral von der Geschichte ist, dass wir den Schleier brauchen. Ohne ihn sind wir schutzlos. Also betrachte ihn nie als selbstverständlich.“
    „Hast du nicht gesagt, dass Kate sowieso keinen Einfluss auf den Schleier hat?“
    „Sie wird aber trotzdem weiter versuchen, ihn zu zerstören. Du und ich, wir müssen ihr das ausreden.“
    „Ach ja?“, sagte ich. Heiliger Strohsack, wofür hielt er mich eigentlich, für einen Diplomaten? Manchmal hatte ich das Gefühl, dass mein Bruder nicht gerade mit einer sonderlich großen Menschenkenntnis gesegnet war. „Denk an diese Agne s …“, gab ich seufzend zu bedenken.
    „Sampson. Agnes Sampson. Eine gebildete, angesehene Frau. Was ihr nichts genützt hat. Der König höchstpersönlich hat ihrer Folter beigewohnt.“
    „Dann soll er in seiner selbst gemachten Hölle schmoren“, sagte ich und klopfte auf das Buch über Dämonologie . „Nur ein Schwachkopf nimmt Geständnisse, die unter Folter abgelegt wurden, für bare Münze.“
    „Das mag sein. Unglücklicherweise setzte man Agnes dermaßen zu, dass sie den Verstand verlor und dem König sagte, sie wisse, was er seiner Braut in der Hochzeitsnacht zugeflüstert habe. Und dann sagte sie es ihm. Wort für Wort.“
    „Das ist doch keine Kunst“, erwiderte ich verächtlich.
    „Es ist sehr wohl eine Kunst, es sei denn, man ist ein Halbsithe, du Einfaltspinsel. Sie wusste nicht, dass sie es war. Sie konnte noch nicht mal wissen, dass sie seine Gedanken gelesen hatte. So wurde König Jakob, der schon immer ein Skeptiker gewesen war, zu jenem Mann, der die verdammte Dämonologie geschrieben hat.“
    „Und was wurde aus ihr?“
    „Man hat sie erdrosselt und dann verbrannt. Die Glückliche.“
    Ich runzelte die Stirn.
    „Sie hatte Glück, dass man sie erst erdrosselt hat, das meinte ich damit.“ Conal stand abrupt auf. „Das war’s für heute, Seth. Tut mir leid, mir reicht es.“
    „Das muss dir doch nicht leidtun“, murmelte ich und gab mir alle Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken.
    „Ich habe noch etwas im Dorf zu erledigen. Sehen wir uns nachher im Wirtshaus?“ Er hob Liath vom Boden auf.
    „Klar.“
    Branndair hockte vor seiner Ecke und rührte sich nicht. Er starrte auf den Strick, den er inzwischen dorthin getrieben hatte, und jeder seiner Muskeln war angespannt. Dann setzte er zum blitzschnellen Sprung an und machte der Beute spielerisch den Garaus. Er wird ein guter Jäger werden, dachte ich. Wenn er überlebt.
    Ich breitete die Arme aus und er sprang freudig erregt zu mir hoch. Mit einem Tritt öffnete ich die Hintertür und trug ihn hinaus,

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