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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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konnte. Aber mir war kalt und ich war hungriger und erschöpfter, als ich gedacht hatte. Es war anstrengend gewesen, auf die Mauer der Festung zu klettern, und mir zitterten noch immer die Arme. Mit einem Schaudern erinnerte ich mich daran, wie ich an der Burgmauer gehangen hatte wie ein hilfloses Insekt.
    Ich verscheuchte den Gedanken, aber meine Arme waren einfach nicht kräftig genug, um Conal hochzuheben. Ich war nicht groß genug. Ich war nicht stark genug. Er würde hier elendig verrecken.
    „Hilf mir gefälligst!“, herrschte ich das Mädchen an.
    Sie eilte herbei und half mir, Conal zu dem Pferd hinüberzuschleifen. Zupacken konnte sie, das musste ich ihr lassen. Am schwierigsten war es jedoch, ihn auf den Rücken des Pferdes zu wuchten. In meiner Verzweiflung nahm ich die Sattelrolle, wickelte sie ab und schlang den Stoffstreifen unter Conals Achseln, um ihn mit der Hilfe des Mädchens auf den Rücken des Pferdes zu befördern. Als er oben war, sprang das Mädchen hinter ihm aufs Pferd, um ihn zu stützen. Ich nahm die Steigbügelriemen und die Zügel ab und benutzte sie, um Conals Füße unter dem Bauch des Pferdes zusammenzubinden und seinen Oberkörper, so gut es ging, am Hals des Pferdes festzumachen. Catriona stieg wieder ab.
    „Willst du nicht mitreiten?“, fragte ich. Ich fühlte mich verpflichtet, sie das zu fragen.
    Sie schüttelte nur den Kopf.
    „Es ist ein weiter Weg“, gab ich zu bedenken.
    Sie zuckte nur die Schultern.
    Ich schaute mich um. Ich brauchte einen Orientierungspunkt. Die Sonne war gerade erst aufgegangen und malte ein schwaches Licht auf den klaren Morgenhimmel. Meinen Himmel. Ich griff Conals Pferd am Backenstück seines Zaums, Catriona gesellte sich auf die andere Seite und so machten wir uns auf den langen Weg nach Hause.
    Wir waren wohl nur noch wenige Meilen von unserer Festung entfernt, als ich langsam anfing, wieder klar denken zu können. Ich musste unbedingt Hilfe holen. Wenn wir riefen, würde sicherlich jemand kommen, wir waren der Festung schon nah genug. Aber mir wollte niemand einfallen, nach dem wir rufen konnten. Ich versuchte mich zu konzentrieren. Dem Mädchen wurde bestimmt angst und bange, als es mich da mit den Fäusten gegen meine Schläfen hämmern sah. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich zuletzt geschlafen hatte, ich erinnerte mich auch an niemanden mehr aus der Festung.
    Kenna, schoss es mir plötzlich durch den Kopf. Ich hielt an, nahm all meinen Mut zusammen und rief nach Kenna.
    Wir mussten noch mindestens eine ganze Meile zurücklegen, bis eine Antwort kam. Dafür war die Antwort umso deutlicher. Krieger unseres Clans kamen uns entgegengeritten. Mir war zum Heulen zumute, aber ich unterdrückte die Tränen.
    Ich marschierte weiter, bis ich nicht mehr konnte, dann blieben Catriona und ich stehen. Und Sekunden später waren wir auch schon von vertrauten Gesichtern umgeben. Ich sah schweigend zu, wie sie die Riemen lösten und Conal langsam und vorsichtig vom Pferd hievten, auf eine fellbezogene Trage legten und ihn zudeckten. Um mich herum drängten sich die Reiter und löcherten mich mit unzähligen Fragen. Ich konnte nicht antworten. Ich konnte kaum sprechen. Ich versuchte ihnen klarzumachen, dass er verletzt war. Ich versuchte ihnen zu schildern, was vorgefallen war. Ich versuchte ihnen beizubringen, dass ich dem Wahnsinn Einhalt gebieten wollte. Nichts davon konnte ich ihnen verständlich machen, die meisten von ihnen hörten nicht einmal richtig zu. Ich war so entsetzlich müde. Wie betäubt sah ich zwischen ihnen hin und her. Ich konnte nicht richtig verstehen, was sie sagten, die Welt um mich herum schwankte und verschwamm.
    Und plötzlich stand Eili vor mir. Ich starrte sie entsetzt an.
    „Warum bist du nicht früher zurückgekommen?“, fragte sie weinend. „Warum hast du keine Hilfe geholt?“
    Es war, als ob mich jemand wachgerüttelt hätte. Die Worte kamen nur mühsam über meine Lippen. „Ich konnte nich t … ic h … Vielleicht wäre die Zeit aus den Fugen gerate n … Ich konnte ihn nicht allein lasse n … Es ging alles so schnell, Eil i …“
    Aber sie war schon fort, rannte zu Conal und half den anderen, ihn samt der Trage vorsichtig auf einen Karren zu heben.
    Dann verschwand der Karren aus meinem Blickfeld, auch die Pferde, die Reiter, und Liath lief ihnen hinterher.
    Ich habe ihn nach Hause gebracht, dachte ich. Und jetzt konnte ich ihn in dem Wissen ziehen lassen, dass ich nichts weiter für ihn tun konnte. Sie

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