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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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dabei, aber die Krieger des MacLeod waren stolze, großmütige Hochländer und teilten bereitwillig ihre Vorräte mit uns. Ich fragte mich insgeheim, wo diese schweigsamen Gesellen wohl herkamen, aber mein Interesse war nicht groß genug, um sie zu befragen. Ich war schrecklich müde und schrecklich besorgt.
    Conal kauerte während der Rast still am Boden. Er war ausgemergelt und hohlwangig, und dennoch musste er sich zwingen, die ihm gereichten Haferfladen und das Dörrfleisch hinunterzuwürgen. Immerhin brachte ich ihn dazu, ein paar Schluck Wasser zu trinken.
    Liath schmiegte sich an ihn und beäugte ihn wachsam. Branndair versuchte derweil, es sich in meinem Schoß bequem zu machen, aber er war dafür schon viel zu groß, sodass seine Läufe auf beiden Seiten auf dem Boden schleiften. Anfangs hatte ich befürchtet, die Krieger des MacLeod würden die beiden töten wollen, aber als ich Branndair und Liath aus dem Dachsbau hervorlockte, schauten die Krieger einander nur verwundert an und nahmen keine weitere Notiz von den Wölfen, als wären sie nichts weiter als normale Jagdhunde.
    Das Mädchen hatte sich ein Stück abseits hingesetzt und verschlang seine Mahlzeit gierig wie ein wildes Tier, ohne jemals seinen ängstlichen Blick von uns zu wenden. Seit sie auf den Scheiterhaufen gezerrt worden war, hatte sie kein Wort mehr gesprochen. Aber wenigstens hatte sie auch aufgehört zu heulen. Als wir schließlich aufbrachen und ich Conal in den Sattel geholfen hatte, ging sie wortlos zu seinem Pferd, setzte ihren Fuß neben Conals in den Steigbügel, raffte ihr dünnes Hemd und schwang sich hinter meinem Bruder aufs Pferd. Sie umschlang seine Taille, aber nicht zu innig, worüber ich sehr froh war, denn schließlich wäre es doch ein Jammer gewesen, sie jetzt noch töten zu müssen. Ihm schien ihre Anwesenheit nichts auszumachen. Im Gegenteil, sie schien eine beruhigende Wirkung auf ihn zu haben.
    An der Tatsache, dass er in Steigbügeln ritt, konnte ich ablesen, wie schlecht es tatsächlich um ihn bestellt war. Ohne die Dinger wäre er wahrscheinlich sofort vom Pferd gerutscht. Meine eigenen Steigbügel hatte ich auf dem Widerrist meines Pferdes verknotet; mit Sattel zu reiten war schon ungewohnt genug für mich. Conal hingegen hatte seine Füße fest in die Steigbügel gestemmt und klammerte sich an den Sattelknauf wie ein sterbender Mann ans liebe Leben. Mir wurde angst und bange bei dem Anblick.
    Die Männer verließen uns auf einer Lichtung am Rand der Ländereien des MacLeod. Alle bis auf einen machten sie mit ihren Pferden kehrt und ritten wortlos von dannen. Nur der Hauptmann blieb noch kurz bei uns.
    „Es ist nicht mehr weit von hier aus, oder?“
    Conal hatte den Kopf vor lauter Erschöpfung tief gesenkt. Mir war klar, dass er kaum sprechen konnte, daher antwortete ich an seiner Stelle. „Nein, es ist nicht mehr weit.“
    „Die Pferde könnt ihr behalten. Sie sind ein Geschenk des MacLeod. Kennt ihr den Weg?“
    Ich schaute zu Conal hinüber und sah den Anflug eines Kopfnickens. Das Mädchen sah ihn immer noch aus angstgeweiteten Augen an.
    „Ja“, sagte ich, „wir kommen schon zurecht.“ Das hoffte ich jedenfalls. Wir alle konnten das nur hoffen.
    „Kommt nicht wieder zurück. Es ist zu eurem Besten.“
    „Das würde mir nicht mal im Traum einfallen“, sagte ich verbittert.
    „Falls ihr aber doch zurückkommen müsst und in Schwierigkeiten geraten solltet, dann sucht mich auf“, sagte er. „Mein Name ist Iain Ruadh MacLeod. Und falls ihr mich nicht finde t …“, ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel, „ … dann fragt nach meinen Nachkommen.“
    Ich brachte nur ein gemurmeltes Danke heraus, bevor er seinem Pferd die Sporen gab und seinen Männern hinterhergaloppierte. Als ich mich zu Conal umdrehte, bemerkte ich, dass er schon weitergeritten war. Ich folgte ihm und die Wölfe waren mir dicht auf den Fersen.
    Die Gegend hier war wunderschön, dicht bewaldet und üppig bewachsen im Schutze der Hügel. Die Luft war feucht und warm in den tiefer gelegenen Wäldern, Blumen und Wildgras sprossen in Hülle und Fülle, Quellbäche nährten die fruchtbare Erde. Mücken surrten um uns herum, aber keiner von uns schenkte ihnen große Beachtung. Ich erkannte alles wieder, auch wenn fast zwei Jahre vergangen waren, und mein Herz machte mit jedem zurückgelegten Meter einen erneuten Freudensprung. Wenn wir Conal nur wohlbehalten nach Hause brächten, wäre alles in Ordnung.
    Ein kleiner See tauchte

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