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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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unsichtbare Faust aus mir hervor. Und er taumelte zurück, als habe die Faust ihm einen Schlag versetzt. Und er prallte gegen die Wand.
    Ich hätte jetzt einfach meiner Wege ziehen können. Ich wußte, daß Gabrielle nur darauf wartete. Aber ich blieb. Ich sah zu ihm zurück. Er war noch immer an die Wand gedrückt, als könne er sich nicht mehr bewegen, und er blickte mich an, und sein Haß war so rein, so ungetrübt von der Erinnerung an unsere Liebe, wie er es schon die ganze Zeit über gewesen war.
    Aber ich wollte verstehen, ich wollte wissen, was geschehen war. Und ich ging auf ihn zu, und diesmal sah ich bedrohlich aus, und meine Hände glichen Klauen, und ich spürte seine Angst.
    Ich blieb unmittelbar vor ihm stehen, und er sah mich geradewegs an, und es war, als wisse er genau, was ich ihn fragte.
    »Alles nur ein Mißverständnis, mein Geliebter«, sagte er. Säure auf der Zunge. Der Blutschweiß war ihm wieder ausgebrochen, und seine Augen glänzten, als seien sie naß. »Ich habe das alles nur getan, um den anderen weh zu tun, von Anfang an wollte ich nur Geige lernen, um sie zu argem, um mir eine Insel zu ergattern, die ihrer Macht entzogen war.«
    Ich antwortete nicht. Ich wollte, daß er fortfuhr. »Und als wir beschlossen, nach Paris zu gehen, dachte ich, wir würden Hunger leiden dort und immer tiefer und tiefer und tiefer sinken. Das war es, was ich sogar wollte. Es war unsere Bestimmung unterzugehen.«
    »O Nicki…«, flüsterte ich.
    »Aber du bist nicht untergegangen, Lestat«, sagte er und hob seine Augenbrauen. »Der Hunger, die Kälte - nichts konnte dich aufhalten. Du warst ein Erfolg!« Wieder trübte die Wut seine Stimme. »Du hast dich nicht in der Gosse zu Tode gesoffen. Du hast alles auf den Kopf gestellt! Und aus deiner beabsichtigten Verdammnis hast du in jeder Hinsicht Reichtum geschlagen, und endlos hast du Enthusiasmus und Leidenschaft verströmt - und Licht, immerzu Licht. Und in dem Maße, wie du Licht verströmtest, hat sich mein Inneres verfinstert! Und dann die Magie, als du der Magie teilhaftig wurdest, hast du, Gipfel der Ironie, mich davor beschützt! Und was hast du mit deinen satanischen Gaben angefangen, außer den guten Menschen zu spielen?«
    Ich drehte mich um. Ich sah die anderen im Halbdunkel verstreut und ganz hinten die Gestalt Gabrielles. Ich sah, wie sie ihre Hand hob und mich herbeiwinkend zum Gehen aufforderte.
    Nicki berührte meine Schultern. Ich spürte den Haß durch seine Berührung hindurch. Ein ekelerregendes Gefühl.
    »Wie ein gedankenloser Sonnenstrahl hast du die Fledermäuse des alten Ordens verjagt«, flüsterte er. »Und wozu? Was soll das bedeuten, ein mordendes Monster, von Licht durchflutet?«
    Ich drehte mich um und versetzte ihm einen Hieb, daß er krachend im Schminkraum landete, und seine rechte Hand zertrümmerte den Spiegel, und sein Kopf schlug gegen die Wand.
    Einen Moment lang lehnte er wie ein zerbrochener Gegenstand an dem Haufen alter Kostüme, dann sammelte er sich wieder, und sein Gesicht glättete sich zu einem Lächeln. Errichtete sich auf und strich langsam seinen Mantel und sein wirres Haar glatt, so wie ich es unter Les Innocents getan hatte, nachdem meine Häscher mich zur Erde geworfen hatten.
    Und gleichermaßen würdevoll trat er vor, und sein Lächeln war unbeschreiblich abstoßend. »Ich verachte dich«, sagte er. »Mit dir bin ich fertig. Du hast mir die Macht verliehen, und im Gegensatz zu dir weiß ich Gebrauch von ihr zu machen. Ich bin endlich in einem Reich angelangt, wo ich Triumphe feiern werde! In der Finsternis! Wir sind jetzt gleichrangig, und du wirst mir das Theater geben, weil du es mir schuldest und weil du ohnehin der große Spender bist - einer, der hungrigen Kindern Goldmünzen schenkt -, und ich werde mich nie wieder in deinem Licht blicken lassen.«
    Er ging um mich herum und streckte den anderen die Arme entgegen.
    » Kommt, meine Hübschen, kommt, wir müssen Stücke schreiben, die Geschäfte in die Hand nehmen. Ihr habt eine Menge von mir zu lernen. Ich weiß, was Sterbliche wirklich sind. Wir müssen unsere finstere und herrliche Kunst mit Phantasie beflügeln. Wir werden einen Orden gründen, der seinesgleichen nicht hat. Wir werden vollbringen, was noch nie vollbracht worden ist.«
    Die anderen sahen mich an, verschreckt, zögernd. Und in diesem Moment angespannten Schweigens hörte ich mich tief einatmen. Mein Vorstellungsvermögen schwang sich zu neuen Höhen auf, und ich sah wieder die

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