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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Besessenen gewandelt, Und selbst als er zu reden aufhörte, sonderte er noch immer eine Flut sinnloser, hektischer Laute aus. Sein Gesicht war verkrampft und hart und glänzte von Bluttröpfchen, die seinen Leinenkragen verschmutzten.
    Und hinter ihm erklang das fast unschuldige Gelächter der anderen, und nur Eleni blickte ihm schweigend über die Schulter und mühte sich zu verstehen, was zwischen uns vorging.
    Nicolas aber kam noch näherund bohrte mir grinsend den Finger in die Brust. »So red schon. Siehst du nicht die geniale Ironie in diesem Unternehmen?« Er schlug sich mit geballter Faust auf die Brust. »Sie werden unsere Vorstellungen besuchen, unsere Truhen mit Gold füllen und nie erraten, wen sie da beherbergen, was da mitten ihrer Stadt gedeiht. In den Seitengassen saugen wir sie aus, und hier applaudieren sie uns…«
    Der Junge hinter ihm lachte. Das Geklingel eines Tamburins, der dünne Gesang der anderen Frau. Nicki trat vor, so daß er das Licht verdeckte. Ich konnte Eleni nicht mehr sehen.
    »Das Böse in seiner ganzen Herrlichkeit!« sagte er. Er sah bedrohlich aus, und seine weißen Hände glichen Klauen, die jederzeit bereit waren, mich in Stücke zu reißen. »Um der Gottheit der Finsternis zu dienen, wie ihr noch nie hier im Herzen der Zivilisation gedient worden ist. Und zu diesem Zweck hast du das Theater behalten. Dieses Opfer ist nur deiner ritterlichen Gönnerschaft zu verdanken.«
    »Aber das ist doch läppisch«, sagte ich. »Ganz hübsch und raffiniert, sonst nichts.«
    Ich hatte ziemlich leise gesprochen, aber es brachte ihn und die anderen zum Schweigen. Und der Schock, den ich erlitten hatte, wich langsam einem anderen Gefühl, das nicht weniger schmerzlich, doch einfacher zu zügeln war.
    Wieder nur die Boulevardgeräusche. Nicki verströmte finstere Wut, und seine Pupillen vibrierten, als er mich anblickte.
    »Du bist ein Lügner, ein nichtswürdiger Lügner«, sagte er.
    »Das hat nichts Großartiges«, antwortete ich. »Hat nichts Erhabenes. Hilflose Sterbliche an der Nase herumzuführen, sie verspotten, um sie dann auf ebenso klägliche Weise nachts ihres Lebens zu berauben, nur damit wir existieren können. Spiel deine Geige immerfort. Tanze, wie es dir beliebt. Biete ihnen etwas für ihr Geld, wenn es dir was zu tun gibt und dir die Ewigkeit vertreibt. Es ist ganz hübsch. Ein kleiner Hain im wilden Garten. Sonst nichts.«
    »Abscheulicher Lügner!« knurrte er. »Du bist der Hofnarr Gottes, das ist alles. Du, der du das Geheimnis der Finsternis besessen hast, das über alles erhaben ist und das alles bedeutungslos macht: Was hast du mit ihm getan, als du allein von Magnus’ Turm aus regiert hast, außer einen guten Menschen zu spielen? Einen guten Menschen!«
    Er stand so nahe vor mir, daß er mich hätte küssen können, und sein blutiger Speichel sprühte mir ins Gesicht.
    »Gönner der schönen Künste«, schnarrte er. »Spender großherziger Gaben an deine Familie und uns!« Er trat zurück und sah verächtlich auf mich nieder. »Also, hör zu, wir werden dieses kleine Theater übernehmen, das du golden ausgemalt und mit Samt vollgehängt hast«, sagt er, »und wir werden dem Teufel glorreicher dienen, als ihm jemals von dem alten Orden gedient worden ist.« Er wandte sich um und sah Eleni an. Er sah die anderen an. »Wir werden alles Heilige mit Hohn und Spott überziehen. Wir werden verblüffen und betrügen. Aber vor allem werden wir uns an ihrem Gold und Blut gütlich tun und in ihrer Mitte gedeihen und stark werden.«
    »Ja«, sagte der Knabe hinter ihm. »Wir werden unbesiegbar werden.« Er sah Nicolas mit dem irren Gesichtsausdruck eines Fanatikers an.
    »Und wir werden Macht über sie haben«, sagte die andere Frau, »und einen günstigen Ausgangspunkt, um sie zu studieren und kennenzulernen und unsere Methoden zu verfeinern, sie zu vernichten, wenn uns danach ist.«
    »Ich will dieses Theater«, sagte Nicolas zu mir. »Ich will es von dir. Die Besitzurkunde und das Geld, um es neu zu eröffnen. Meine Assistenten hier sind bereit, mir zu gehorchen.«
    »Du kannst es haben, wenn du es möchtest«, antwortete ich. »Es soll dir gehören, wenn ich dann nichts mehr mit dir und deiner Bosheit und deinem wirren Verstand zu tun haben muß.«
    Ich stand von meinem Schminktisch auf und ging auf ihn zu, und ich glaube, er wollte mir den Weg versperren, doch da passierte etwas Seltsames. Als ich sah, daß er sich nicht von der Stelle rührte, schnellte meine Wut wie eine

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