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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Gesicht zu, und zum erstenmal seit dem Moment der Zauber der Finsternis, blickte er mir in die Augen. Er gab einen winzigen Laut von sich. Die Stimme hatte ihren Dienst versagt. Aber dann fuhr er mit der Zunge über die Lippen, und er sagte so leise, daß ich ihn kaum verstand: »Das Instrument des Teufels.«
    »Ja«, sagte ich. Wenn du das glauben mußt, dann glaub es halt. Aber spiel.
    Seine Finger glitten über die Saiten. Er klopfte mit den Fingerspitzen vorsichtig auf das hohle Holz. Und nun zupfte er zitternd die Saiten, um sie zu stimmen, und drehte ganz langsam die Wirbel, als täte er es zum erstenmal.
    Kinder lachten irgendwo draußen auf dem Boulevard. Holzräder ratterten über das Kopfsteinpflaster. Das Stakkato der Noten wurde schrill und dissonant, die Atmosphäre wurde noch angespannter.
    Einen Augenblick lang preßte er das Instrument gegen sein Ohr. Und es schien mir, als würde er wieder eine Ewigkeit reglos verharren, bevor er sich langsam erhob. Ich verließ den Orchestergraben und begab mich in den Zuschauerraum, und ich stand da und betrachtete seine schwarze Silhouette im Gegenlicht der Bühne.
    Er wandte sich dem Zuschauerraum zu, wie er es so oft bei seinem Intermezzo getan hatte, und er legte die Geige ans Kinn. Und mit einer sanften Bewegung ließ er den Bogen über die Saiten gleiten.
    Ein paar volltönende Akkorde hämmerten in die Stille, dann drang wie durch alchimistischen Zauber eine betörende Tonfolge aus der zerbrechlichen Geige, bis sich plötzlich ein wahrer Melodienrausch in das Theater ergoß.
    Die Musik durchströmte meinen Körper bis in die Knochen. Ich konnte nicht sehen, wie sich seine Finger bewegten, wie der Bogen über die Saiten flitzte; ich konnte nur sehen, wie sich sein Körper im Takt der Musik wiegte.
    Die Läufe wurden immer gewagter, immer schneller, und dennoch war jede Note rein und klar. Sein Spiel war ohne Anstrengung, von traumhafter Virtuosität. Und die Geige sprach, sie sang nicht nur, sie erzählte eine Geschichte.
    Die Musik war ein Lamento, entwarf ein künftiges Schreckensbild, wirbelte in hypnotische Tanzrhythmen empor, riß Nickis Körper hin und her. Sein Haar war ein leuchtender Wust im Rampenlicht. Ich konnte sein Blut riechen.
    Ich ließ mich auf die Bank sinken, als würde ich mich aus Angst vor ihm wegducken, so wie sich einst die Sterblichen vor mir geduckt hatten.
    Und ich wußte, daß die Geige alles erzählte, was Nicki widerfahren war. Die Finsternis explodierte und machte einer Schönheit Platz, die an glimmende Kohlen erinnerte; gerade genug Licht, um zu zeigen, wie tief das Dunkel wirklich war.
    Auch Gabrielle hatte Mühe, unter diesem Ansturm ihren Körper zu zügeln; ihr Gesicht war verkrampft, die Hände hatte sie an die Schläfen gelegt. Die Löwenmähne ihres Haares hatte sich gelöst, die Augen hielt sie geschlossen.
    Aber durch den Tonschwall drang ein anderer Laut. Sie waren da.
    Sie waren ins Theater gekommen und näherten sich uns durch die Kulissen. Langsam tauchten sie hinter dem Vorhang auf - zuerst die stattliche Eleni, dann der Knabe Laurent und schließlich Felix und Eugenie. Sie hatten sich in Akrobaten, Straßenschauspieler verwandelt, und sie waren entsprechend gekleidet, die Männer in weißen Trikots unter ihren Harlekinsjacken, die Frauen in Pumphosen, gekräuselten Kleidern und Tanzschuhen, die weißen Gesichter mit Rouge bedeckt, und die strahlenden Vampiraugen schwarz umrändert.
    Sie schwebten Nicki entgegen, wie von einem Magnet angezogen, und ihre Schönheit erblühte im Glanz der Bühnenkerzen, ihr Haar schimmerte, ihre Bewegungen waren behend und katzenhaft, und Verzückung malte sich auf ihren Gesichtern.
    Nicki wandte sich ihnen langsam zu, und die Musik ging in ein wildes Flehen über, taumelte und brauste den Fluß der Melodie entlang.
    Eleni starrte ihn mit weitgeöffneten Augen an, gleichzeitig entsetzt und verzaubert. Dann hob sie mit einer langsamen, dramatischen Geste die Arme über ihren Kopf, und ihr Körper straffte sich, und ihr Hals wurde noch längerund anmutiger. Die andere Frau hatte eine Pirouette angedeutet, das Knie gehoben, die Zehen nach unten gebogen. Aber es war der hochgewachsene Mann, der sich plötzlich vollständig Nickis Musik hingab, indem er seinen Kopf zur Seite warf und seine Arme und Beine in Bewegung setzte, als sei er eine große Marionette, die von vier Schnüren von den Dachsparren her geführt wurde.
    Den anderen entging das nicht. Und plötzlich bewegten sie sich

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