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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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zum Dach hinauf.
    Schwarz verhüllte Gestalten schleuderten ihre Fackeln durch die Türöffnungen, das Feuer toste in den Räumen unten, sprengte die Fenster, wallte die Treppe hoch. Alle Gemälde standen in Flammen.
    »Zum Dach, Armand. Komm!«
    Diese Geschöpfe waren Geschöpfe wie wir selbst! Der Meister scheuchte sie in alle Richtungen auseinander, während er die Treppe hochraste, Knochen zersplitterten, als sie gegen die Decke und die Wände flogen.
    »Gotteslästerer, Ketzer!« brüllten die fremden Stimmen. Arme umfingen Armand, hielten ihn fest, und auf der obersten Stufe der Treppe drehte sich der Meister nach ihm um:
    »Armand! Zeig, wie stark du bist. Komm!«
    Aber sie strömten dem Meister hinterher. Sie umrundeten ihn. Für jeden, den er gegen die Wand schleuderte, erschienen drei neue, bis sich fünfzig Fackeln in die Samtkleidung des Meisters streckten, in seine langen, roten Ärmel, in sein weißes Haar. Die Flammen stoben zur Decke, als sie ihn verzehrten, ihn in eine lebende Fackel verwandelten, wobei er sich sogar noch mit brennenden Armen zu verteidigen wußte, seine Angreifer anzündete, während diese ihm brennende Scheite zu Füßen warfen.
    Aber Armand wurde hinuntergetragen und fortgeschleppt, fort aus dem brennenden Haus, zusammen mit den schreienden, sterblichen Lehrlingen. Und unter nachtklarem Himmel über das Meer und weg von Venedig, umgeben von Heulen und Zähneknirschen im Bauch des Schiffes, wie in einer Galeere.
    »Gotteslästerer, Gotteslästerer!« Ein Feuer fraß sich empor, umgeben von einer Kette verhüllter Gestalten, und der Gesang schwoll an;
    »Ins Feuer!«
    »Nein, tut mir das nicht an, nein!«
    Und als er dem Schauspiel wie versteinert zuschaute, sah er, wie die sterblichen Lehrlinge, seine Brüder, seine einzigen Brüder, zu dem Scheiterhaufen getragen wurden und aufschreiend in den Flammen versanken.
    »Nein… hört auf, sie sind unschuldig! Um der Liebe Gottes willen, hört auf, unschuldig…« Er schrie aus Leibeskräften, aber nun hatte seine Stunde geschlagen. Sie hoben ihn auf, so sehr er sich auch wehrte, und er flog hoch und höher, um dann in dem Flammenmeer zu landen.
    »Hilf mir, Meister!« Die Worte gingen in einen einzigen klagenden Schrei über.
    Aber er wurde wieder herausgeholt. Dem Leben geschenkt. Und er lag auf dem Boden, blickte himmelwärts. Die Flammen züngelten an die Sterne, so schien es wenigstens, aber er war weit von ihnen entfernt und konnte nicht einmal mehr die Hitze spüren. Er roch seine verbrannte Kleidung und sein verbranntes Haar. Am schlimmsten aber war, wie sein Gesicht und seine Hände schmerzten, und das Blut quoll aus ihm hervor, und er konnte nicht einmal die Lippen bewegen…
    »… all die eitlen Werke deines Meisters zerstört, all die eitlen Werke, die er inmitten der Sterblichen mit seiner Finsteren Macht erschaffen hat, Bildnisse von Engeln und Heiligen und lebenden Sterblichen! Willst auch du der Vernichtung anheimfallen? Oder Satan dienen? Treffe deine Wahl. Du hast das Feuer kennengelernt, und das Feuer erwartet dich, lechzt deiner. Die Hölle erwartet dich. Magst du deine Wahl treffen?«
    »…ja…«
    »… Satan zu dienen, wie es ihm gebührt?«
    »ja…«
    »… Daß alle weltlichen Dinge eitel sind und du deine Finsteren Fähigkeiten nie für sterblichen Tand mißbrauchen wirst, nicht zu malen, Musik zu komponieren, zu tanzen oder zum Vergnügen der Sterblichen etwas zu rezitieren, sondern um ausschließlich und in alle Ewigkeit Satan zu dienen, um zu verführen, Angst und Schrecken einzujagen und zu zerstören, immer zu zerstören…«
    »Ja…«
    »…deinem einzigen Herrn und Meister geweiht, Satan, ewig, immer und ewig Satan… um dem wahren Meister in Finsternis und Schmerz und Leid zu dienen, um ihm deinen Geist und dein Herz zu unterwerfen…«
    »Ja.«
    »Und vor deinen Brüdern in Satan nichts geheimzuhalten und alles Wissen um den Gotteslästerer und seine Bürde preiszugeben?«
    Schweigen.
    »Alles Wissen um die Bürde preiszugeben, Kind! Komm jetzt, die Flammen warten.«
    »Ich verstehe nicht…«
    »JENE, DIE BEWAHRT WERDEN MÜSSEN. Erzähle.«
    »Was erzählen? Ich weiß nichts, außer daß ich nicht leiden möchte. Ich habe solche Angst.«
    »Die Wahrheit, Kind der Finsternis. Wo sind sie? Wo sind JENE, DIE BEWAHRT WERDEN MÜSSEN?«
    »Ich weiß es nicht. Lest meine Gedanken, wenn ihr über diese Gabe verfügt. Ich habe nichts zu erzählen.«
    »Aber was, Kind, was sind sie? Hat er dir das nie

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