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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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stimmt nicht.«
    »Dieses Waisenkind von Dämon behauptet schlichtweg, nicht Nachfahr der verdreckten Bauerntölpel zu sein, denen er gleicht«, sagte sie, »sondern eines verschollenen, fast gottgleichen Potentaten. Ich schwöre dir, jedes rotznasige Dorfkind, das träumend am Herd sitzt, kann dir solche Geschichten erzählen.«
    »Mutter, er hätte Marius niemals erfinden können«, sagte ich.
    »Mag sein, daß ich manchmal über eine ziemlich hitzige Phantasie verfüge, aber er hat so gut wie keine. Niemals wäre er in der Lage gewesen, sich diese Dinge auszudenken. Ich habe alles bildlich vor mir gesehen…«
    »Ein ganz neuer Aspekt«, gab sie lächelnd zu. »Aber es könnte doch sein, daß er Marius den Legenden entliehen hat, die ihm erzählt worden sind…«
    »Nein«, sagte ich. »Marius gab es, und es gibt ihn immer noch. Und es gibt noch andere wie er. Da gibt es die Kinder des Millenniums, die sich besser geschlagen haben als diese Kinder der Finsternis.«
    »Lestat, wichtig ist, was wir besser machen«, sagte sie. »Alles, was ich von Armand erfahren habe, ist, daß die Unsterblichen nichts verführerischer und unwiderstehlicher finden als den Tod, daß sie nicht in der Lage sind, des Todes oder ihrer menschlichen Natur Herr zu werden. Ich möchte dieses Wissen wie einen Panzer tragen, während ich durch die Welt ziehe. Und glücklicherweise meine ich nicht die ständig im Wandel begriffene Welt, die diese Typen so gefährlich finden. Ich meine jene Welt, die seit Urzeiten dieselbe geblieben ist.« Sie warf ihr Haar zurück und blickte wieder ins Feuer.
    »Ich träume von schneebedeckten Bergen«, sagte sie leise, »von endlosen Wüsten, von undurchdringlichen Dschungeln oder den großen Wäldern im Norden Amerikas, die, wie man sagt, noch nie ein Weißer betreten hat. Stell dir nur mal vor«, sagte sie, »es gibt nichts, wo wir nicht hinkönnen. Und wenn es die Kinder des Millenniums wirklich gibt, halten sie sich vielleicht genau da auf - weit weg von der Welt der Menschen.«
    »Und wovon sollen sie da leben?« fragte ich. Ich führte mir meine eigene Welt vor Augen, und in der wimmelte es von Sterblichen. »Wir ernähren uns von Menschen«, sagte ich.
    »Herzen schlagen in diesen Wäldern«, sagte sie verträumt. »Blut fließt in Strömen… Ich kann jetzt das tun, was du früher getan hast. Ich könnte diese Wölfe jetzt auch selbst bezwingen …« Sie war ganz in ihren Gedanken verloren. »Wichtig ist nur«, sagte sie nach einer langen Pause, »daß wir jetzt überall hinkönnen. Wir sind frei.«
    »Ich war schon vorher frei«, sagte ich. »Armands Ergüsse waren mir von Anfang an egal. Aber Marius - ich weiß, daß Marius lebt. Ich spüre es. Ich spürte es, als Armand seine Geschichte erzählte. Und Marius weiß Dinge - ich meine, nicht nur über uns oder über JENE, DIE BEWAHRT WERDEN MÜSSEN - er weiß Dinge über das Leben selbst und wie man sich durch die Zeit bewegt.«
    »Dann soll er halt dein Schutzheiliger werden, wenn es nicht anders geht«, sagte sie.
    Das ärgerte mich, und ich sagte nichts mehr. Ich konnte nicht leugnen, daß mir ihr Gerede über Dschungel und Wälder Furcht einflößte. Und ich erinnerte mich wieder an alles, was Armand gesagt hatte, um einen Keil zwischen uns zu treiben. So sind auch wir alle verschieden, dachte ich, und müssen wie die Sterblichen damit leben. »Allerdings gab es da eine Andeutung…«, sagte sie, während sie noch immer ins Feuer starrte, »einen kleinen Hinweis, daß die Geschichte über Marius vielleicht doch der Wahrheit entsprach.«
    »Es gab tausend Hinweise«, sagte ich.
    »Er sagte, Marius habe einen Übeltäter ermordet«, fuhr sie fort, »und er hieß diesen Übeltäter Typhon, den Mörder seines Bruders. Kannst du dich erinnern?«
    »Ich dachte, er meinte den Brudermörder Kain. Vor meinem inneren Auge habe ich Kain gesehen, obwohl ich den anderen Namen gehört hatte.«
    »Das ist der springende Punkt. Auch Armand sagte der Name Typhon nichts.
    Dennoch wiederholte er ihn. Aber ich weiß, was er bedeutet. Er ist aus der griechischen und römischen Mythologie - die alte Legende über den ägyptischen Gott Osiris, der von seinem Bruder Typhon ermordet wurde, worauf er der Herr der Unterwelt wurde.«
    »Siehst du, Marius hat gelebt. Als er sagte, daß er tausend Jahre gelebt hatte, sagte
    er die Wahrheit.«
    »Vielleicht, Lestat, vielleicht«, sagte sie.
    »Mutter, erzähl mir diese ägyptische Geschichte noch

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