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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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ständigen Begleiter zu sein, ganz gleich, wo ich war. Armand voll grimmer Warnungen und Prophezeiungen, und Nicolas voller Spott über die wunderbare Wandlung von Liebe in Haß.
    Noch nie hatte ich Gabrielle so sehr gebraucht. Aber sie war mir auf unserer Reise schon vor geraumer Zeit vorausgeeilt. Hin und wieder erinnerte ich mich noch, wie es gewesen war, ehe wir Paris verlassen hatten. Aber ich erwartete von ihr nichts mehr.
    In Damaskus fand ich Elenis Antwort vor:
    Er verabscheut Dich mehr denn je. Wenn wir vorschlagen, daß er Dir vielleicht nachreisen solle, will er sich vor Lachen ausschütten. Ich erzähle Dir das bestimmt nicht, um Dich zu quälen, sondern um Dich wissen zu lassen, daß wir uns bis zum äußersten um dieses Kind bemühen, das der Finsternis nie hätte anheimfallen dürfen. Größenwahnsinnig angesichts seiner neuen Fähigkeiten, haben ihm seine Visionen den Verstand geraubt.
    Dennoch hat er vorigen Monat sein bestes Stück geschrieben. Die Marionettentänzer, diesmal sans Fäden, werden in der Blüte ihrer Jugend von einer Seuche dahingerafft und unter Grabsteinen und Blumenkränzen zur Ruhe gebettet. Der Pfarrer vergießt ein paar Zähren, bevor er sich entfernt. Aber ein junger Zaubergeiger kommt des Wegs. Und mit seiner Musik erweckt er sie alle zum Leben. Ganz in schwarze Seide als Vampire gekleidet, kommen sie aus den Gräbern und folgen dem Geiger fröhlich tanzend gen Paris, das den hübsch gemalten Hintergrund bildet. Das Publikum ist außer Rand und Band. Ich sage Dir, wir könnten sterbliche Opfer auf offener Bühne aussaugen, und die Leute würden das für einen neuen Bühneneffekt halten und uns zujubeln.
     
    Roget hatte mir auch nicht gerade Erfreuliches mitzuteilen: Paris sei im Würgegriff revolutionären Irrsinns. König Ludwig sei gezwungen worden, die Nationalversammlung anzuerkennen. Leute aller Stände würden sich wie nie zuvor vereinigen. Roget hatte einen Boten gen Süden geschickt, um nach meiner Familie zu sehen und um für sich selbst die revolutionäre Stimmung auf dem Lande zu erkunden.
    Ich beantwortete beide Briefe ebenso besorgt wie hilflos. Und ich schickte meine Habseligkeiten nach Kairo, da ich das ungute Gefühl hatte, daß alles, worauf es mir ankam, in Gefahr war. In meiner Maskerade als reisender Gentilhomme zeigte ich äußerlich keinerlei Veränderung; aber im tiefsten Inneren fühlte sich der dämonische Jäger heimlich, still und leise zugrunde gerichtet.
    Natürlich sagte ich mir, daß eine Reise nach Ägypten das einzig Richtige sei, daß Ägypten ein Land uralten Glanzes und zeitloser Wunderdinge sei, daß mich Ägypten bezaubern und die Ereignisse in Paris vergessen lassen würde, die ich ohnehin nicht ändern konnte. Aber ich dachte noch an etwas anderes: Mehr als jedes Land der Welt zeichnete sich Ägypten durch seine Liebe zum Tod aus.
    Und als schließlich Gabrielle wie ein Gespenst aus der arabischen Wüste auftauchte, schifften wir uns gemeinsam ein.
     
    Bis wir Kairo erreichten, verging fast ein Monat, und im Europäischen Gasthaus fand ich außer meinen Habseligkeiten noch ein seltsames Paket vor.
    Ich erkannte sofort Elenis Handschrift, aber ich konnte mir nicht denken, was sie veranlaßt haben könnte, mir ein Paket zu schicken, und ich starrte geistesabwesend eine geschlagene Viertelstunde auf das Ding.
    Kein Brief von Roget.
    Warum hat mir Roget nicht geschrieben, dachte ich. Was soll dieses Paket? Schließlich gewahrte ich, daß ich schon eine halbe Ewigkeit in einem Raum voller Koffer und Packkisten verbracht hatte, um ein Paket anzustarren, und daß Gabrielle ausnahmsweise noch nicht verschwunden war, sondern mich stumm beobachtete.
    »Würdest du bitte rausgehen«, flüsterte ich.
    »Wenn du willst«, sagte sie.
    Freilich war es wichtig, die Sendung zu öffnen und herauszufinden, was sie enthielt. Doch ebenso wichtig war, mich in diesem öden, kleinen Raum umzusehen und mir einzubilden, daß er ein Zimmer in einer Dorfschänke in der Auvergne sei.
    »Ich habe von dir geträumt«, sagte ich laut, die Augen auf das Paket geheftet. »Ich träumte, daß wir frohgemut zusammen durch die Welt zogen, du und ich. Ich träumte, daß wir uns wie Marius nur von Übeltätern nähren, und als wir über unser Los nachdachten, verspürten wir Schmerz und Trauer. Aber wir waren stark, und wir würden ewig weiterwandern können. Und wir diskutierten miteinander. ›Unser Gespräch‹ nahm kein Ende.«
    Ich riß die Verpackung auf und sah den

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