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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Weingeschmack, ferner Applaus.
    »Aber meinst du nicht, daß es gut ist, was wir tun, wenn wir da sind, daß wir die Leute glücklich machen?«
    »Gut? Wovon sprichst du? Gut?«
    »Daß es gut ist, daß es guttut, daß Gutes dabei herauskommt! Lieber Himmel, selbst wenn die Welt keinen Sinn hat, kann sie doch ihre guten Seiten haben. Es tut gut, zu essen, zu trinken, zu lachen… zusammenzusein…«
    Gelächter. Diese Wahnsinnsmusik. Dieses Getöse, diese Dissonanzen, dieser nie endende, gellende Ausdruck der Sinnlosigkeit…
    Wache ich? Schlafe ich? Sicher ist nur eins. Ich bin ein Monster. Und nur weil ich zermartert in der Erde liege, ist es ein paar mehr Menschen vergönnt, noch in Frieden auf dem schmalen Pfad des Lebens zu wandeln. Und Gabrielle treibt sich inzwischen wohl schon in den Dschungeln Afrikas herum.
    Manchmal kommen Sterbliche in das ausgebrannte Haus oben, Diebe, die sich verstecken. Zuviel fremdsprachiges Geplapper. Aber ich muß mich nur noch tiefer in mich selbst verkriechen, um sie nicht zu hören.
    Sitze ich wirklich in der Falle?
    Blutgeruch von oben.
    Vielleicht sind sie meine letzte Hoffnung, die beiden, die da in dem verwilderten Garten kampieren, vielleicht wird mich ihr Blut heraufziehen.
    Ich werde sie zu Tode erschrecken, noch ehe ich zubeiße. Einfach schändlich. Ich war immer so ein lieber, kleiner Teufel, wie es heißt. Vorbei.
    Hin und wieder kommt es mir vor, als seien Nicki und ich in ein großartiges Gespräch vertiert. »Ich bin jenseits von Leid und Sünde«, sagt er mir.
    »Aber fühlst du irgend etwas?« frage ich. »Bedeutet, von all dem frei zu sein, daß du nichts mehr fühlst?« Weder Schmerz noch Durst, noch Verzückung? Unsere Vorstellung vom Himmel ist doch mit Verzückung verbunden. Die Freuden des himmlischen Daseins. Und unsere Vorstellung von der Hölle beruht auf Schmerz.
    Die Qualen der Hölle. Also halten wir doch nichts davon, nichts zu fühlen, oder? Kannst du es bleibenlassen, Lestat? Oder stimmt es nicht, daß du lieber in höllischer Pein den Durst bekämpfst, als zu sterben und nichts mehr zu fühlen?
    Wenigstens hast du noch das Verlangen nach Blut, heiß und köstlich und dich bis in die letzte Faser tränkend -Blut.
    Wie lange werden diese Sterblichen in meinem Garten da oben wohl bleiben? Eine Nacht, zwei Nächte? Ich habe die Geige in meinem früheren Haus zurückgelassen.
    Ich muß sie holen, irgendeinem jungen, sterblichen Musiker schenken, einem, der… Gesegnete Ruhe. Außer der Geigenmusik. Und Nickis weiße Finger hacken auf die Saiten, und der Bogen flitzt durchs Licht, und die Gesichter der unsterblichen Marionetten halb hingerissen, halb amüsiert. Vor hundert Jahren hätten ihn die Leute in Paris erledigt. Er hätte sich nicht selbst verbrennen müssen. Hätten mich vielleicht auch erledigt. Aber ich bezweifle es.
    Nein, ich wäre nie auf einem Hexenplatz gelandet.
    Er lebt jetzt in mir fort. Fromme Redensart der Sterblichen. Und was für ein Leben ist das eigentlich? Ich lebe hier selbst nicht gerne! Was bedeutet das, in jemand anderem fortleben? Vermutlich nichts. Man lebt nicht wirklich, oder? Katzen im Garten. Katzenblutgeruch.
    Vielen Dank, aber lieber leide ich weiter, lieber wie eine alte Pfefferschote vertrocknen.

7
    Ein Geräusch in der Nacht. Was für eins? Die große Pauke wird langsam in der Straße meines Kindheitsdorfes geschlagen, als italienische Gaukler ihre kleine Darbietung ankündigen. Die große Pauke, die ich selbst in jenen glückseligen Tagen geschlagen habe, da ich ausgerissen und einer der Ihren war.
    Aber es war ein noch stärkeres Geräusch. Das Dröhnen einer Kanone durch Täler und Schluchten? Ich spürte es bis in die Knochen. Ich öffnete die Augen in der Dunkelheit, und ich wußte, daß es näher kam.
    Der Rhythmus stampfender Schritte, oder war es der Rhythmus eines schlagenden Herzens? Die Welt war erfüllt von diesem Geräusch.
    Unheilvoltes Getöse, das immer näher rückte. Und doch ahnte ich, daß es kein wirkliches Geräusch war, nichts, was ein sterbliches Ohr hätte hören können, nichts, das Porzellan und Fensterscheiben klirren machte. Oder Katzen verjagte. Ägypten ist in Ruhe gebettet. Ruhe überzieht die Wüste zu beiden Seiten des großen Flusses. Man hört nicht einmal ein Schaf blöken oder eine Kuh muhen. Oder eine Frau weinen.
    Dennoch war dieses Geräusch ohrenbetäubend.
    Eine Sekunde lang hatte ich Angst. Ich streckte mich in der Erde. Ich zwang meine Finger

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