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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Falten und alles Leben aus seinen Zügen.
    Ich gab mir Mühe, ihn nicht anzusehen, aber es half nichts. Sein Gesicht nahm einen boshaft-schelmischen Ausdruck an.
    Mein Herz stockte.
    »Was ist dir lieber?« fragte er auf französisch. »Daß ich dir erzähle, warum ich dich hierhergebracht habe, oder daß du mir erzählst, warum du mich kennenlernen wolltest?«
    »Oh, ersteres wäre mir lieber«, sagte ich.
    Er lachte gutmütig. »Du bist schon bemerkenswert«, sagte er. »Ich hatte gar nicht erwartet, daß du dich so bald in die Erde verkriechst. Die meisten von uns erleiden ihren ersten Tod viel später - nach ein, zwei Jahrhunderten.«
    »Den ersten Tod? Du meinst, es sei ganz normal - sich so wie ich in die Erde zu verkriechen?«
    »Bei denen, die überleben, durchaus. Wir sterben. Wir erstehen wieder. Diejenigen, die sich nicht für einige Zeit in die Erde begeben, überdauern gewöhnlich nicht.«
    Ich war erstaunt, obgleich mir seine Äußerungen durchaus einleuchteten. Und mir kam der schreckliche Gedanke, daß, wenn Nicki sich bloß in die Erde anstatt ins Feuer begeben hätte… Aber ich durfte jetzt nicht an Nicki denken.
    »Aber in deinem Fall war es eigentlich keine sonderliche Überraschung«, fuhr er fort. »Du hast zuviel eingebüßt, das dir lieb und teuer war. Du hast sehr viel und sehr schnell eine ganze Menge erfahren und gelernt.«
    »Woher weißt du, was mir alles widerfahren ist?« fragte ich.
    Wieder lächelte er, ja, er lachte beinahe. Die Wärme und Unmittelbarkeit, die er verströmte, waren erstaunlich, unglaublich. Seine Redensweise war lebhaft und durchaus fließend. Das heißt, er sprach wie ein gebildeter Franzose.
    »Ich jage dir doch keine Angst ein, oder?« fragte er.
    »Ich glaube nicht, daß du derlei beabsichtigt hast«, sagte ich.
    »Natürlich nicht.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Aber deine Selbstbeherrschung ist schon ein wenig erstaunlich. Um deine Frage zu beantworten, ich weiß, was den Unseren auf der ganzen Welt widerfährt. Und ehrlich gesagt, ich weiß nicht immer, wieso ich das alles weiß. Mit zunehmendem Alter steigert sich diese Fähigkeit, wie all unsere Gaben, aber sie bleibt unbeständig, entzieht sich zuweilen unserer Kontrolle. Es gibt Zeiten, da ich hören kann, was mit den Unseren in Rom oder sogar in Paris los ist. Und wenn mich jemand ruft, so wie du, kann ich das über die irrwitzigsten Entfernungen hinweghören. Ich kann den genauen Ursprung ausmachen, wie du ja selbst gesehen hast.
    Aber auch auf anderem Wege erreichen mich Nachrichten. Ich weiß um die Botschaften, die du mir auf Mauern in ganz Europa geschrieben hast, weil ich sie gelesen habe. Und ich habe durch andere von dir gehört. Und manchmal haben wir uns schon in nächster Nähe voneinander aufgehalten - näher, als du jemals geahnt hast -, und ich habe deine Gedanken gehört. Natürlich kann ich auch jetzt deine Gedanken hören, was dir sicherlich klar ist. Aber ich ziehe es vor, mich der Sprache zu befleißigen.«
    »Warum?« fragte ich. »Ich dachte, die Älteren würden früher oder später ganz auf die Sprache verzichten.«
    »Gedanken sind ungenau«, sagte er. »Wenn ich dich meine Gedanken schauen lasse, entzieht es sich meiner Kontrolle, was du herausliest. Und wenn ich deine Gedanken lese, sind Mißverständnisse ebenfalls nicht ausgeschlossen. Ich ziehe es also vor, die gesprochene Sprache zu benutzen. Und meine bedeutenden Mitteilungen pflege ich durch mein spezifisches Geräusch anzukündigen. Ich halte nichts davon, ohne Vorwarnung in die Gedanken anderer einzudringen. Und ehrlich gesagt, meiner Meinung nach ist die Sprache die größte Gabe, die Sterbliche und Unsterbliche teilen.«
    Ich wußte nicht, was ich darauf antworten sollte. Aber wieder fand ich alles völlig einleuchtend. Dennoch schüttelte ich den Kopf. »Und dein ganzes Auftreten«, sagte ich. »Du bewegst dich nicht, wie sich Armand oder Magnus bewegt haben, wie ich mir vorstellte, daß die Alten…«
    »Du meinst wohl, wie ein Phantom? Warum sollte ich?« Er lachte erneut. Er ließ sich noch etwas tiefer in den Sessel sinken und hob seinen Fuß auf das Sitzpolster, genau wie ein Sterblicher in seinem privaten Arbeitszimmer.
    »Es gab natürlich Zeiten«, sagte er, »als das alles noch recht aufregend war. Scheinbar ohne Schritte zu machen durch die Gegend zu gleiten, Körperhaltungen einzunehmen, die für Sterbliche unbequem oder nicht möglich sind. Kurze Strecken zu fliegen und lautlos zu landen.

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