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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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erhitzte, und dann würde das Gewebe, durch das es floß, zerstört werden.
    Es heißt, daß sie am Anfang keinen hellen Strahlen standhalten konnten, daß ihre Haut schon zu rauchen begann, wenn sie nur in die Nähe eines Feuers kamen.
    Aber wie auch immer, sie waren eine neue Art Wesen, und ihre Gedanken waren von einer neuen Art, und sie bemühten sich, die Dinge zu verstehen, die sie sahen, und auch ihre Neigungen, die sie in diesem neuen Stadium quälten.
    Nicht alles ist überliefert. Es wurde nie etwas darüber geschrieben oder berichtet, wie es war, als sie sich zum erstenmal entschlossen, das Blut weiterzugeben, oder als sie in Erfahrung brachten, auf welche Weise es geschehen mußte - daß sie das Opfer bis zum Augenblick des Hinüberdämmerns in den Tod leersaugen mußten, weil sich sonst das dämonische Blut, das sie ihm darauf gaben, nicht in ihm festsetzen konnte.
    Von den ungeschriebenen Überlieferungen wissen wir, daß der König und die Königin bemüht waren, geheimzuhalten, was mit ihnen geschehen war, aber ihr ständiges Verschwinden am hellen Tag weckte Verdacht. Sie konnten ja auch ihren religiösen Verpflichtungen im Lande nicht mehr nachkommen. Und so kam es, daß sie, noch bevor sie feste Entscheidungen getroffen hatten, die Bevölkerung ermuntern mußten, die Gute Mutter im Mondschein anzubeten.
    Aber sie vermochten sich nicht vor den Verschwörern zu schützen, die noch immer nicht begriffen, wieso sie wieder auf die Beine gekommen waren, und die noch immer darauf aus waren, sie aus dem Weg zu räumen. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen griffen sie die beiden erneut an, aber die Kraft des Königs und der Königin war so überwältigend, daß die Verschwörer von Furcht gepackt wurden, und das um so mehr, als die Wunden, die sie den beiden beibrachten, auf höchst wundersame Weise augenblicklich wieder heilten. Bei dem Kampf wurde dem König ein Arm abgetrennt, und er steckte ihn sich wieder an die Schulter, und als er dann plötzlich zu neuem Leben erwachte, ergriffen die Verschwörer die Flucht.
    Und durch diese Überfälle, diese Kämpfe, gelangte das Geheimnis nicht nur zu den Feinden des Königs, sondern auch zu den Priestern. Und jetzt wollte niemand mehr den König und die Königin vernichten, sondern sie wollten sie zu Gefangenen machen, um von ihnen das Geheimnis der Unsterblichkeit zu erfahren, und sie versuchten auch, von ihnen Blut zu bekommen, aber die ersten Versuche schlugen fehl.
    Die Trinkenden waren dem Tod noch nicht nahe genug gewesen, so daß höchst hybride Wesen entstanden - halb Gott, halb Mensch -, die auf schreckliche Weise zugrunde gingen. Aber ein paar von ihnen kamen durch. Vielleicht hatten sie vorher ihre Venen geleert. Das ist nicht verbürgt. Aber in späteren Zeiten hat sich das als eine gute Methode erwiesen, um das Blut zu stehlen.
    Und vielleicht haben Die Mutter und Der Vater auch beschlossen, Sprößlinge zu produzieren. Vielleicht aus einem Gefühl der Einsamkeit heraus oder aus Angst oder um das Geheimnis weiterzugeben an solche mit gutem Charakter, denen sie trauen konnten. Aber auch darüber wissen wir nichts Genaues. Wie auch immer, allmählich entstanden immer mehr Bluttrinker, und am Ende wußte man auch wie.
    Und die Schriftrollen berichten davon, wie Die Mutter und Der Vater sich bemühten, ihre Andersartigkeit zu nutzen. Sie suchten nach einem Sinn für das, was geschehen war, und sie glaubten, daß ihre gestärkten Sinne irgendeinem guten Zweck dienen mußten. Hatte nicht die Gute Mutter all dies geschehen lassen?
    Und sie mußten dieses geheimnisvolle Wunder, das mit ihnen geschehen war, stärken und erhalten, denn sonst passierte es vielleicht, daß Ägypten zu einer Rasse bluttrinkender Dämonen würde, die die Welt einteilten in jene, die das Blut tranken, und in jene, die nur dazu da waren, um es zu geben, eine Tyrannei, die niemals mehr von Sterblichen allein gebrochen werden könnte, wenn sie sich erst mal etabliert hätte.
    Und so entschieden sich der gute König und die Königin für das Ritual, den Mythos. Sich selbst sahen sie als Abbilder des abnehmenden und zunehmenden Mondes an, und das Trinken von Blut war für sie das Erscheinen des Gottes in Menschengestalt, der seine Opfer auf sich nimmt, und ihre überlegenen Kräfte benutzten sie dazu, um Prophezeiungen zu machen, Dinge zu verkünden und um zu richten. Sie betrachteten sich als Wesen, die das Blut, das sonst über den Altar geflossen wäre, für die Götter entgegennahmen.

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