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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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ich, »dann werde ich nicht hier herumlungern, um kleine Kinder zu fressen, das dürfen Sie mir glauben. Ich werde dieses elende Drecksloch von Dorf, in dem sie kleine Jungen mit Geschichten von Hexenverbrennungen quälen, auf der Stelle verlassen. Ich werde mich nach Paris aufmachen und nicht eher stehenbleiben, bis ich seine Stadtmauern sehe.«
    »Und Sie werden feststellen, daß auch Paris ein elendes Drecksloch ist«, sagte Nicolas, »wo sie zur Belustigung des Volkes die Diebe öffentlich rädern und ihnen die Knochen brechen.«
    »Nein«, sagte ich. »Ich werde eine herrliche Stadt sehen, den Geburtsort großer Ideen, die noch in die dunkelsten Ecken der Welt Licht werfen werden.«
    »Ach, Sie sind ein Träumer!« sagte Nicolas, aber er war entzückt. Wenn er lächelte, war er noch schöner als sonst.
    »Und ich werde Menschen wie Sie kennen«, fuhr ich fort, »Menschen, die Gedanken in ihren Köpfen haben und gewandte Zungen, um sie formulieren zu können, und wir werden in den Cafes sitzen und zusammen trinken und für den Rest unseres Lebens in göttlichem Feuer miteinander reden.«
    Er schlang seinen Arm um meinen Hals und küßte mich. Um ein Haar hätten wir den Tisch umgestoßen, so selig betrunken waren wir. »Großer Gott, der Bezwinger der Wölfe«, flüsterte er.
    Als die dritte Flasche Wein gebracht worden war, fing ich an, so offenherzig wie noch nie zuvor von meinem Leben zu erzählen - wie das war, jeden Tag in die Berge zu reiten, so weit, daß ich die Türme meines väterlichen Anwesens nicht mehr sehen konnte, über die Äcker zu galoppieren bis hin zu jenen Regionen, wo der Wald verwünschen zu sein schien. Die Worte sprudelten nur so hervor, und bald sprachen wir über tausend Dinge, die wir auf dem Herzen hatten. Wir sprachen über unsere Einsamkeit, unsere Sehnsüchte und unseren Ärger und ließen in des anderen Rede ständig Wendungen einfließen wie »Ja, ja« und »Genau« und »Ich weiß genau, was Sie meinen« und »Das kenn’ ich nur zu gut«.
    Noch eine Flasche, noch ein paar Scheite in den Kamin. Ich bat Nicolas, mir auf der Geige vorzuspielen, und er eilte sofort nach Hause, um sie zu holen. Es war jetzt später Nachmittag. Die Sonne schien schräg durch das Fenster, und das Feuer heizte ordentlich ein. Wir waren sturzbetrunken. Wir hatten kein Abendessen bestellt. Und ich glaube, ich war glücklicher als jemals in meinem Leben zuvor. Ich lag, die Hände unter dem Kopf verschränkt, auf der zerbeulten Strohmatratze des kleinen Bettes und sah ihm zu, wie er seine Geige auspackte. Er legte das Instrument auf seine Schulter und zupfte die Saiten und drehte an den Wirbeln.
    Dann hob er den Bogen und strich ihn hart über die Saiten, um die ersten Töne erklingen zu lassen.
    Ich setzte mich auf und drückte meinen Kopf gegen die holzgetäfelte Wand und starrte ihn an, wie von einem Bannstrahl berührt.
    Er riß die Töne förmlich aus seiner Geige, und jede Note war wie von Licht durchflutet. Seine Augen waren geschlossen, sein Mund war leicht verzerrt, und was mich fast ebenso wie die Musik selbst bewegte, war die Art und Weise, wie sein Körper und seine Seele in der Musik aufgingen.
    Noch nie hatte ich solche Musik gehört, solch perlende Tonbäche, die er seinem Instrument zu entlocken wußte. Er spielte Mozart, und die Musik war von frohgemuter, heiterer Ausgelassenheit, wie alles, was Mozart schrieb.
    Als er fertig war, starrte ich ihn noch immer an, und ich merkte, daß ich meinen Kopf umklammert hielt.
    »Monsieur, was ist?« fragte Nicolas fast hilflos, und ich erhob mich und umarmte ihn und küßte ihn auf beide Wangen und küßte die Geige.
    »Hören Sie auf, mich mit Monsieur anzureden«, sagte ich. »Reden Sie mich mit meinem Namen an.« Ich warf mich auf das Bett, verbarg meinen Kopf in den Armen und fing zu weinen an und konnte nicht mehr aufhören.
    Er setzte sich neben mich, hielt mich fest und fragte, warum ich weine, und obwohl ich ihm nicht antworten konnte, entging mir nicht, wie überwältigt er war, daß seine Musik diese Wirkung gezeitigt hatte.
    Ich glaube, er hat mich in dieser Nacht nach Hause getragen.
    Und am nächsten Morgen stand ich vor dem Geschäft seines Vaters und warf Kieselsteine an sein Fenster.
    Als er den Kopf hervorstreckte, sagte ich: »Möchtest du runterkommen und mit unserer Unterhaltung fortfahren?«

5
    Von da an gehörte mein Leben, wenn ich nicht gerade auf Jagd war, Nicolas und »unserer Unterhaltung«.
    Es wurde Frühling, die Berge

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