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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Live-Auftritt in San Francisco, dem ersten sicheren Geschmack des Erfolgs, entgegen.
    Dann schickte mir Christine, meine Rechtsanwältin, die ersten telefonischen Nachrichten - unheimlich, wie das Gerät das Timbre der unirdischen Stimmen eingefangen hatte -, und ich packte meine Musiker mitten in der Nacht ins Auto und fuhr sie zum Flughafen.
    Von da an wußte nicht einmal Christine, wo wir uns versteckt hielten. Ja, nicht einmal die Musiker selbst wußten es genau. Auf einer Luxusranch in Carmel Valley hörten wir unsere Musik zum erstenmal im Radio. Wir führten Freudentänze auf, als unser erstes Video landesweit im Fernsehen lief.
    Und jeden Abend fuhr ich allein nach Monterey, einer Stadt an der Küste, um Christines Post abzuholen. Danach fuhr ich nach Norden, um zu jagen.
    In meinem eleganten schwarzen Porsche schoß ich mit atemberaubender Geschwindigkeit über die kurvenreiche Küstenstraße bis nach San Francisco. Und in der makellosen gelben Düsternis seiner Vergnügungsviertel pirschte ich mich ein bißchen grausamer und langsamer als früher an meine Opfer heran.
    Schließlich wurde die Spannung unerträglich.
    Die anderen konnte ich noch immer nicht sehen. Ich konnte sie nicht hören. Außer diesen telefonischen Botschaften von Unsterblichen, die ich nicht kannte, hatte ich nichts, in der Hand: »Wir warnen dich. Hör auf mit diesem Wahnsinn. Du spielst ein gefährlicheres Spiel, als dir klar ist.« Und dann die geflüsterten Worte, die für sterbliche Ohren nicht zu hören waren: »Verräter!« - »Verstoßener!« - »Zeig dich, Lestat!«
    Falls sie in San Francisco jagten, sah ich sie nicht. Aber schließlich ist San Francisco eine dichtbesiedelte Stadt. Und ich war schlau und schweigsam, wie ich es immer gewesen war.
    Und dann flatterten schließlich die Telegramme in unseren Postkasten in Monterey. Wir hatten es geschafft. Unser Album war, gemessen an den Verkäufen, ein durchschlagender Erfolg, hier und auch in Europa. Nach San Francisco konnten wir in jeder Stadt auftreten, wenn wir wollten. Meine Autobiographie stand in jedem Buchladen, von einer Küste zur anderen. Der Fürst der Finsternis stand ganz oben auf den Bestsellerlisten.
    Nach der nächtlichen Jagd in San Francisco fuhr ich über die lange Divisadero Street. Ich ließ die schwarze Schale meines Porsches an den verfallenen viktorianischen Häusern vorbeikriechen und fragte mich, in welchem der Gebäude - wenn überhaupt - Louis dem jungen Sterblichen die Geschichte vom Gespräch mit dm Vampir erzählt haben mochte. Ich mußte andauernd an Louis und Gabrielle denken. Ich mußte an Armand denken. Ich mußte an Marius denken, Marius, den ich verraten hatte, indem ich die ganze Geschichte weitererzählte.
    Streckte The Vampire Lestat seine elektronischen Fühler weit genug aus, um sie zu erreichen? Hatten sie die Videos gesehen: Das Vermächtnis des Magnus, Die Kinder der Finsternis, Jene, die bewahrt werden müssen ? Ich mußte an die anderen Alten denken, deren Namen ich preisgegeben hatte: Mael, Pandora, Ramses der Verdammte.
    Tatsache war, daß Marius mich hätte finden können, trotz aller Geheimhaltung und Vorsichtsmaßnahmen. Seine Kräfte hätten sogar ausgereicht, die großen Entfernungen Amerikas zu überwinden. Wenn er sich umsah, wenn er gehört hatte…
    Der alte Traum, in dem Marius die Kurbel der Filmkamera gedreht hatte, kehrte zu mir zurück, die flackernden Muster an der Wand der heiligen Stätte von JENEN, DIE BEWAHRT WERDEN MÜSSEN. Selbst in der Erinnerung war es so unwahrscheinlich klar und deutlich, daß es mein Herz höher schlagen ließ.
    Ganz allmählich wurde mir klar, daß ich eine neue Vorstellung von Einsamkeit hatte, eine neue Methode, Schweigen zu messen, das sich bis ans Ende der Welt erstreckte. Und um diese Einsamkeit und dieses Schweigen zu unterbrechen, besaß ich nichts als diese bösen übernatürlichen Stimmen auf Band, die keine Gestalt besaßen und die immer böser wurden: »Wage nicht, in San Francisco auf der Bühne zu erscheinen. Wir warnen dich. Wir gehen jedes Risiko ein, auch einen öffentlichen Skandal, um dich zu bestrafen.«
    Ich lachte über diese Drohungen. Wie waren sie wohl, diese modernen Vampire? Wirkten sie auf die Bildung und Erziehung ein, wenn sie erst einmal mit den Nichttoten zusammengewesen waren? Legten sie sich einen bestimmten Stil zu? Lebten sie in Orden, oder fuhren sie auf großen schwarzen Motorrädern durch die Gegend, wie ich es so gerne tat?
    Meine Erregung stieg

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