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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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hertrieb, wandte ich mich noch einmal zurück, um den lautesten Schrei meines Lebens auszustoßen. Ich zeigte der jammernden, sich vor Schrecken windenden Gemeinde meine Fangzähne, und ohne sagen zu können, ob mir nun einige einfach schreckensbleich hinterherstolperten oder ob sie mich verfolgen wollten, griff ich in meine Taschen und ließ Goldmünzen auf den Marmorboden regnen.
    »Der Teufel teilt Geld aus!« rief jemand, und schon fegten wir durch den Friedhof und über die Felder.
    In Sekundenschnelle hatten wir den Wald erreicht, und ich nahm den Stallgeruch eines großen Anwesens wahr, das jenseits der Bäume lag.
    Ich blieb stehen und zitierte unter Aufbietung aller Willenskräfte die Pferde herbei. Wir rannten ihnen entgegen, als wir hörten, wie sie mit den Hufen gegen die Stallwände trappelten. Ich sprang mit Gabrielle über die Hecke und riß die Tür aus ihren Scharnieren, und gerade in diesem Augenblick stob ein edler Wallach aus seinem zerborstenen Stall, und wir hechteten auf seinen Rücken, und ich warf meine Arme um Gabrielle.
    Ich stieß meine Absätze in das Tier und ritt südlich in die Wälder, Richtung Paris.

8
    Während wir uns der Stadt näherten, versuchte ich, einen Plan zu entwickeln, aber in Wahrheit hatte ich keine Ahnung, wie es weitergehen sollte. Es gab keine Möglichkeit, diese kleinen Drecksmonster zu meiden. Wir ritten einer Schlacht entgegen. Ganz ähnlich wie an jenem Morgen, an dem ich mich aufgemacht hatte, die Wölfe zu töten, als Kampfgefährten meine Wut und meinen Überlebenswillen.
    Kaum hatten wir Montmartre mit seinen verstreuten Bauernhäusern erreicht, als wir schon für den Bruchteil einer Sekunde ihr mattes Murmeln hörten. Wie giftige Dämpfe.
    Gabrielle und ich wußten, daß wir sofort trinken mußten, um ihnen gewappnet zu sein. Rasch suchten wir uns eines der kleinen Gehöfte aus, schlichen durch den Garten zur Hintertür und fanden drinnen einen Mann und eine Frau vor, die vor einem erloschenen Kamin eingenickt waren.
    Als wir fertig waren, verließen wir zusammen das Haus und gingen in den kleinen Gemüsegarten, wo wir einen Moment ruhig dastanden und den perlgrauen Himmel betrachteten. Weit und breit kein Geräusch. Nur die Ruhe, die Lauterkeit des frischen Blutes und die Gefahr, daß es regnete, da sich dunkle Wolken zusammenzogen.
    Schließlich drehte ich mich um, befahl den Wallach stumm zu mir, ergriff die Zügel und wandte mich Gabrielle zu. »Uns bleibt nichts anderes übrig, als nach Paris zu gehen«, sagte ich, »um diesen kleinen Biestern frontal entgegenzutreten. Aber ehe sie auftauchen und den Krieg wieder von vorne anfangen, muß ich noch einiges erledigen. Ich muß über Nicki nachdenken. Ich muß mit Roget sprechen.«
    »Das ist nicht der Augenblick für diesen Blödsinn der Sterblichen«, sagte sie.
    Der Schmutz aus der kirchlichen Grabkammer hing noch an ihrer Kleidung und in ihrem blonden Haar, und sie sah wie ein Engel aus, den man durch den Staub gezogen hatte.
    »Ich werde nicht zulassen, daß sie mir und meinen Vorhaben in die Quere kommen«, sagte ich.
    Sie atmete tief ein. »Willst du diese Kreaturen deinem geliebten Monsieur Roget vorstellen?« fragte sie.
    Ein wahrhaft entsetzlicher Gedanke! Die ersten Regentropfen fielen, und mir war trotz des Blutes kalt. Gleich würde es in Strömen regnen. »Schön«, sagte ich. »Wir können nichts unternehmen, ehe das erledigt ist.« Ich bestieg das Pferd und reichte ihr die Hand.
    »Wunden stacheln dich nur an, oder?« sagte sie. Sie beobachtete mich. »Was immer sie anrichten oder anzurichten versuchen, es gibt dir nur neue Kraft.«
    »Das nenne ich nun Blödsinn der Sterblichen!« sagte ich. »Hör schon auf!«
    »Lestat«, sagte sie nüchtern. »Sie haben deinem Stalljungen einen Herrenrock angezogen, nachdem sie ihn umgebracht hatten. Hast du diesen Rock gesehen? Hattest du ihn nicht schon mal früher gesehen?«
    Dieser verfluchte rote Samtrock…
    »Ich habe ihn gesehen«, sagte sie. »Ich habe ihn stundenlang an meinem Krankenbett in Paris vor Augen gehabt. Es war Nicolas de Lenfents Rock.«
    Ich sah sie lange an, ohne sie zu sehen. Stumme Wut durchtobte mich. Die Wut wird so lange währen, bis ich den Beweis habe, daß es Trauer sein sollte, dachte ich. Aber eigentlich dachte ich überhaupt nichts. Ich bewegte meine Lippen, aber kein Wort drang über sie.
    »Ich glaube nicht, daß sie ihn getötet haben, Lestat«, sagte sie.
    Ich versuchte wieder zu sprechen. Ich wollte fragen: >Warum

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