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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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flirtete, ihnen verführerisch zublinzelte, als hätten er und sein Fuß auf dem Gaspedal nichts miteinander zu tun.
    Heiterkeit. Triumph. Das waren in diesem Augenblick Lestats Gefühle. Und sogar Louis, der dunkelhaarige, schweigsame Gefährte neben ihm, der verstört die kreischenden Kinder anblickte, als seien sie Paradiesvögel, verstand nicht so recht, was da vor sich ging.
    Keiner von beiden wußte, daß die Königin erwacht war. Keiner von beiden wußte etwas über die Träume von den Zwillingen. Ihre Ignoranz war einfach erstaunlich. Und ihre jungen Gemüter waren so leicht zu durchschauen. Offensichtlich war Lestat, der sich bis heute recht gut versteckt hatte, bereit, den Kampf mit jedermann aufzunehmen.
    Er trug seine Gedanken und Absichten wie ein Ehrenbanner vor sich her. »Bringt uns zur Strecke!« Das rief er seinen Fans zu, obwohl diese das nicht hören konnten. »Tötet uns, denn wir sind böse. Wir sind schlecht. Es ist völlig in Ordnung, wenn ihr uns erst mal zujubelt und mit uns singt. Aber dann wird es ernst. Und ihr wißt ja, daß ich euch noch nie angelogen habe.«
    Ganz kurz trafen sich seine und Khaymans Augen. Ich möchte gut sein! Dafür wäre ich zu sterbe« bereit! Aber es war nicht festzustellen, bei wem oder was diese Botschaft ankam.
    Louis, der geduldige Beobachter, war nur um der reinen, schlichten Liebe willen da. Die beiden waren einander erst gestern nacht wiederbegegnet, und sie hatten sich ihrer Wiedersehensfreude hingegeben. Louis war entschlossen, Lestat auf Schritt und Tritt zu folgen. Wenn Lestat unterging, wollte Louis mit ihm untergehen. Aber was diese Nacht betraf, so waren ihre Befürchtungen und Hoffnungen herzzerreißend menschlich.
    Sie ahnten nicht einmal, daß die Königin in ihrem ganzen Zorn unter ihnen war, daß sie das Ordenshaus in San Francisco niedergebrannt hatte. Oder daß die berüchtigte Vampirkneipe auf der Castro Street gerade in Flammen aufging, während die Königin die fliehenden Gäste zur Strecke brachte.
    Aber auch die vielen Bluttrinker, die sich in diese Menge gemischt hatten, wußten nichts über diese simplen Tatsachen. Sie waren zu jung, um die Warnungen der Alten, um die Schreie der sterbenden Verdammten hören zu können. Die Träume von den Zwillingen hatten sie lediglich ein wenig verwirrt. Von allen Seiten starrten sie Lestat an, überwältigt von Haß oder religiöser Inbrunst. Sie würden ihn vernichten oder einen Gott aus ihm machen. Sie ahnten nichts von der Gefahr, die sie erwartete.
    Aber die Zwillinge selbst? Was hatten die Träume zu bedeuten?
    Khayman sah zu, wie sich das Auto den Weg zur Rückseite des Gebäudes bahnte. Ersah zu den Sternen hinauf, den kleinen Lichtstichen im Nebel über der Stadt. Er glaubte die Nähe seiner alten Monarchin zu spüren.
    Er wühlte sich vorsichtig durch das Gedränge dem Auditorium entgegen. In einer solchen Menschenmenge mußte er seine Kräfte zügeln, wenn er eine Katastrophe vermeiden wollte. Andernfalls hätte er Körper zerquetscht und Knochen gebrochen, ohne es überhaupt zu merken.
    Er warf einen letzten Blick zum Himmel, dann ging er hinein, nachdem er den Kartenabreißer kurz verwirrt hatte und ohne weiteres durch das Drehkreuz des Eingangs zur nächsten Treppe gelangt war.
    Der Zuschauerraum war beinahe voll. Er sah sich behutsam um, genoß diesen Augenblick, wie er fast alles zu genießen verstand. Die Konzerthalle selbst war allerdings wenig reizvoll, eine Art Rohbau -höchst modern und erzscheußlich.
    Aber wie hübsch waren doch diese Sterblichen, vor Gesundheit strotzend, die Taschen mit Gold gefüllt; überall herrliche Körper, von keinem Siechtum je berührt. Vielleicht waren sie, diese unschuldigen, verhätschelten Kinder des Wohlstands, die ideale Truppe, um mit Lestat den Kampf gegen das Böse anzutreten. Vielleicht hatte er deshalb diesen Ort gewählt, um den Seinen den Fehdehandschuh hinzuwerfen.
    Khayman bahnte sich seinen Weg zur letzten Reihe, wo er vorher schon einmal gewesen war. Er ließ sich auf seinem alten Sitz nieder und stieß zwei »Vampirbücher« beiseite, die noch immer unbeachtet auf dem Fußboden lagen.
    Früher hatte er diese Texte verschlungen - Louis’ Testament:
    »Seht her, die Leere!« Und Lestats Geschichte: »Und das und das und das, und es bedeutet nichts.« So manches war ihm da klargeworden. Und Khaymans Vorahnungen hinsichtlich Lestats Plänen hatten sich inzwischen voll bestätigt. Aber über das Geheimnis der Zwillinge stand in dem Buch

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