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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Geister, die durch diese Straßen laufen, sind bloß Sterbliche!
    Dann explodierte das Ordenshaus. Er hatte die Detonation gehört, ehe er sie sah - und plötzlich waren überall aufschießende Flammen- und Rauchfahnen, begleitet von einem schrillen Geräusch: übernatürliche Schreie wie Silberpapier, das in der Hitze knistert. Neugierig herbeieilende Menschen, die die Feuersbrunst sehen wollten.
    Armand hatte Daniel von der Straße in eine kleine Getränkehandlung gezerrt. Grelles Licht; Schweiß- und Tabakgestank; Sterbliche, die dem Großbrand nebenan keine Beachtung schenkten, in schlüpfrigen Magazinen blätterten. Armand trieb ihn in die hinterste Ecke des Ladens. Eine alte Frau kramte eine kleine Packung Milch und zwei Dosen Katzenfutter aus dem Kühlschrank. Kein Entrinnen.
    Aber wie konnte man sich dem Ding entziehen, das über sie hinwegstrich, dem ohrenbetäubenden Geräusch, das Sterbliche nicht einmal hören konnten? Er hielt sich die Ohren zu, aber das nutzte nichts. Draußen war der Tod. Wesen wie er rannten durch das Gerumpel der Hinterhöfe, verbrannten. Es sah es in kurz aufzuckenden Bildern. Dann nichts. Schallende Stille. Die heulenden Sirenen und quietschenden Reifen der Welt der Sterblichen.
    Noch war er zu verwirrt gewesen, um wirklich Angst zu verspüren. Jede Sekunde dauerte eine Ewigkeit, die Eiskristalle auf der Kühlschranktür nahmen seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Dann beobachtete er die alte Frau mit der Milch; ihre kleinen Augen waren wie Kobaltsteine.
    Ausdruckslos starrte Armand durch seine Sonnenbrille, die Hände hatte er in die Hosentaschen gesteckt. Die kleine Ladenglocke über der Tür bimmelte, ein junger Mann kam herein, kaufte eine Flasche
    deutschen Biers und ging wieder. »Es ist vorbei, oder?« »Im Moment«, antwortete Armand. Erst als sie in einem Taxi waren, sprach er wieder. »Es wußte, daß wir da waren; es hat uns gehört.« »Warum hat es dann nicht…?« »Ich weiß es nicht.
    Ich weiß nur, daß es von unserer Gegenwart wußte.
    Und es wußte von uns, schon bevor wir hier Unterschlupf fanden.«
    Und jetzt gab es ein Geschiebe und Geschubse im Vorraum des Saals, und es bereitete ihm Vergnügen, wie die Menge sie immer näher den Türen entgegenschob. Er konnte nicht einmal seine Arme heben, so dicht war das Gedränge. Doch junge Männer und Frauen pufften sich mit ihren Ellbogen an ihm vorbei; und er lachte wieder auf, als er die lebensgroßen Lestat-Poster an den Wänden sah.
    Armand stieß ihm mit dem Finger in den Rücken, und er spürte, daß in Armands Körper eine Veränderung vonstatten gegangen war. Eine rothaarige Frau vor ihnen hatte sich nach ihnen umgedreht.
    Ein sanfter, warmer Schreck durchfuhr Daniel. »Armand, das rote Haar.« Ganz ähnlich wie bei den Zwillingen in dem Traum! Und ihre grünen Augen schienen ihn scharf zu mustern, als er sagte: »Armand, die Zwillinge!«
    Dann wandte sie sich wieder ab und verschwand im Inneren des Saales.
    »Nein«, sagte Armand und schüttelte kurz den Kopf. Stumme Wut nagte in ihm, Daniel spürte es genau. Er hatte diesen starren, glasigen Blick, wie immer, wenn er sich zutiefst verletzt fühlte. »Die Talamasca«, schnaubte er.
    »Die Talamasca.« Das Wort kam Daniel plötzlich schön vor. Die Talamasca. Es müßte aus dem Lateinischen kommen. Irgendwo aus seinem Gedächtnis dämmerte ihm: Tiermaske. Altes Wort für Hexe oder Schamane.
    »Aber was bedeutet es wirklich?« fragte er. »Es bedeutet, daß Lestat ein Narr ist«, sagte Armand. Tiefer Schmerz durchzuckte seine Augen. »Aber das ist jetzt auch egal.«

KHAYMAN
    Von einem Torbogen aus sah Khayman zu, wie das Auto Lestats auf den Parkplatz fuhr. Khayman war so gut wie unsichtbar, trotz der schicken Jeansjacke und -hose, die er früh am Abend von einer Schaufensterpuppe gestohlen hatte. Er benötigte keine Sonnenbrille, um seine Augen zu verdecken, und die phosphoreszierende Haut spielte auch keine Rolle. Nicht hier, wo er überall von Masken und Schminke und Glitzerkostümen umgeben war.
    Er näherte sich Lestat, als würde er durch die wabernden Körper der Jugendlichen schwimmen, die das Auto umringten. Schließlich konnte er einen kurzen Blick auf das blonde Haar und die violettblauen Augen von Lestat werfen, sehen, wie er seinen Bewunderern Handküsse zuwarf. Dieser Teufel war ja so charmant. Ersaß selbst am Steuer, er verlangsamte das Tempo nur mäßig, schob die Stoßstange gegen diese zarten kleinen Menschenkinder, wobei er mit ihnen

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