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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Rattenfängers hypnotisiert. »Ja, du bist gekommen, wir wußten, daß du kommen würdest…« Dumpfe Stimmen hießen Armand und Daniel willkommen, während sie die Treppe hinauf und in einen Raum gerührt wurden, der von Armeedecken, die von Schnüren hingen, begrenzt war. In diesem Müll zu sterben!
    Heiße, schmutzige Mädchenarme um Daniels Hals; Haschischgeruch in ihrem Haar; er konnte es kaum aushalten, wie sie ihre Hüften an ihn preßte, dann senkte er seine Fangzähne in ihr Fleisch. »Du liebst mich, du weißt, daß du mich liebst«, sagte sie. Und mit klarem Bewußtsein hatte er »Ja« geantwortet. Er griff sie unterm Kinn, stieß ihren Kopf zurück, und dann, dann jagte der Tod wie ein Faustschlag durch seinen Hals, in sein Gedärm, und die Hitze durchflutete seine Lenden und sein Gehirn.
    Er ließ sie niedersinken. Zuviel und nicht genug. Einen Moment lang klammerte er sich an die Wand, dachte an Fleisch und Blut. Dann eine schockartige Erkenntnis - er war nicht mehr hungrig. Er war satt, und die Nacht wartete, wie etwas aus reinem Licht gewoben, und das Mädchen war tot, lag wie ein schlafendes Baby auf dem schmutzigen Boden, und Armand glühte in der Dunkelheit und sah ihm nur zu.
    Es war nicht einfach, sich der leblosen Körper zu entledigen. Gestern nacht hatte er kaum etwas davon mitbekommen; zu sehr war sein Blick durch die Tränen in seinen Augen getrübt gewesen. Anfängerglück. Diesmal jedoch sagte Armand: »Besser keine Spuren hinterlassen.« Sie gingen also zusammen hinunter, um sie tief unter dem Heizungskeller zu verscharren, wobei sie die Pflastersteine wieder sorgfältig in die alten Stellen fügten. Ein schönes Stück Arbeit trotz ihrer enormen Kräfte. Es war so unheimlich, einen Leichnam zu berühren. Nur kurz durchflackerte ihn ein Gedanke: Wer warm sie? Zwei gefallene Wesen in einer Grube. Und das verwahrloste Kind gestern nacht? Wurde es vermißt? Plötzlich mußte er wieder weinen.
    »Wofür hältst du das Ganze hier eigentlich?« fragte Armand. »Für etwas aus einem Groschenheftchen, einen Schauerroman? Du darfst nicht Blut trinken, wenn du hinterher nicht aufräumst.«
    Das Gebäude über ihnen wimmelte von liebenswürdigen Menschen, die nichts bemerkt hatten, da Armand und Daniel die Kleidung, die sie gerade trugen, gestohlen hatten, Klamotten, wie sie die Jugend heute trug.
    Sie entschlüpften in einen Durchgang. Sie sind nicht mehr meine Brüder und Schwestern, dachte Daniel. Schon immer hat es in den Wäldern rehäugige Geschöpfe gegeben, die nur auf einen Pfeil, eine Kugel, eine Lanze warteten. Und jetzt endlich enthülle ich meine geheime Identität: Ich bin schon immer ein Jäger gewesen.
    »Bist du jetzt mit mir zufrieden?« fragte er Armand, als sie das Gebäude verlassen hatten. »Bist du glücklich?« Haight Street, 19.35 Uhr. Verkehrsstau, an der Ecke schreiende Junkies. Warum standen sie da, warum gingen sie nicht einfach zum Konzert? Man wurde schon eingelassen. Er konnte es kaum noch erwarten.
    Das Ordenshaus sei ganz in der Nähe, hatte Armand erklärt, ein großes, heruntergekommenes Herrenhaus, nur einen Häuserblock vom Park entfernt, bestimmt würden sich dort noch einige aufhalten, um Pläne für Lestats Untergang zu schmieden. Armand wollte nur kurz daran vorbeigehen, sich informieren.
    »Jemand Bestimmtes, den du suchst?« fragte Daniel. «Sag, bist du mit mir zufrieden oder nicht?«
    Hatte er da in Armands Gesichtsausdruck einen plötzlichen Anflug von Vergnüglichkeit, von Begierde ausgemacht? Armand hetzte mit ihm den verdreckten Bürgersteig entlang, vorbei an den Bars, den Cafes, den mit stinkenden Kleidern vollgestopften Läden, vorbei an den vornehmen Clubs, in denen vergoldete Deckenventilatoren den Rauch verteilten. Vorbei an den ersten Kindern in ihren Glitzerkostümen.
    Als Armand einmal kurz stehenblieb, war er sofort von kleinen, hochblickenden Gesichtern umringt, die mit billigen Masken bedeckt waren, Plastikgespenster, ghule, -hexen, die einen »Halloweenzoll« von ihnen verlangten. Armands braune Augen glänzten vor Freude; mit beiden Händen teilte er glänzende Silberdollars unter ihnen aus, dann nahm er Daniel beim Arm und rührte ihn weiter.
    »Ich bin zufrieden, du scheinst recht wohlgeraten zu sein«, flüsterte er lächelnd. »Du bist mein Erstgeborener«, sagte er. »Aber hab nur Geduld. Ich habe Angst um uns beide, hast du das vergessen?«
    Oh, wir werden zusammen den Sternen entgegenfliegen! Nichts kann uns hindern. Alle

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