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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Die dröhnende Musik verfolgte ihn noch durch den Treppenschacht, aber wenigstens war er hier vor den aufblitzenden Scheinwerfern geschützt. Er lehnte sich gegen die Wand, versuchte, sein Sehvermögen zurückzugewinnen. Blutgeruch. Hunger so vieler Bluttrinker im Saal. Und das Pochen der Musik durch das Holz und den Mörtel.
    Er ging die Stufen hinunter, unfähig, seine eigenen Schritte auf dem Beton zu hören, und sank schließlich auf einem einsamen Treppenabsatz nieder. Er schlang die Arme um die Knie und neigte seinen Kopf.
    Die Musik war wie die Musik von alters, als die Lieder noch Lieder des Körpers waren und die Lieder des Geistes noch ihrer Erfindung harrten.
    Er sah sich tanzen; er sah den König - den sterblichen König, den er so geliebt hatte - sich im Kreise drehen und in die Luft springen; er hörte den Schlag der Trommeln; das Geträller der Flöten; der König reichte Khayman Bier. Der Tisch bog sich unter seiner Last aus Früchten, gebratenem Wildbret, dampfenden Brotlaiben. Die Königin saß in ihrem goldenen Sessel, makellos und ruhig, eine sterbliche Frau mit einem winzigen Kegel duftenden Wachses auf ihrer kunstvollen Frisur, der langsam schmolz, um ihre geflochtenen Zöpfe zu parfümieren.
    Dann legte ihm jemand den Sarg in die Hand; den winzigen Sarg, der jetzt unter den Festgästen weitergereicht wurde; eine kleine Ermahnung: Iß. Trinke. Denn der Tod erwartet uns alle.
    Er hielt ihn fest umklammert; sollte er ihn jetzt dem König weiterreichen?
    Er merkte plötzlich, daß der Mund des Königs ganz nahe an seinem Gesicht war. »Tanze, Khayman. Trinke. Morgen machen wir uns gen Norden auf, um die letzten Fleischesser niederzumetzeln.« Der König nahm den Sarg und würdigte ihn keines Blickes; er ließ ihn in die Hand der Königin gleiten, und die, ohne auch nur hinunterzublicken, reichte ihn weiter.
    Die letzten Fleischesser. Wie einfach war ihm das alles vorgekommen; wie gut und richtig. Bis er die Zwillinge vor dem Altar hatte niederknien sehen.
    Lestats Stimme ging in einem großen Trommelwirbel unter.
    Sterbliche liefen an Khayman vorbei, bemerkten kaum, wie er da so zusammengekauert saß; ein vorbeieilender Bluttrinker beachtete ihn nicht im geringsten.
    Wieder erhob sich Lestats Stimme, als er von den Kindern der Finsternis sang, die in Angst und Aberglauben unter einem Friedhof namens Les Innocents verborgen waren.
     
    Ins Licht
    Sind wir getreten
    Meine Brüder und Schwestern!
    TÖTET UNS,
    Meine Brüder und Schwestern!
     
    Mühselig erhob sich Khayman. Er wankte, aber er ging weiter treppab, bis er die Vorhalle erreicht hatte, in die der Lärm etwas gedämpfter drang und wo er sich gegenüber den Saaltüren in einem kühlen Luftzug ausruhte.
    Ganz allmählich beruhigte er sich wieder, da bemerkte er zwei sterbliche Männer, die ihn unverwandt angafften, als er so gegen die Wand gelehnt stand, die Hände in den Hosentaschen, den Kopf gesenkt.
    Er sah sich plötzlich, wie sie ihn sahen. Ohne ein gewisses Siegesgefühl unterdrücken zu können, spürte er ihre zitternde Besorgnis. Männer, die um seinesgleichen wußten, Männer, die einem Augenblick wie diesem ihr Leben geweiht, ihn aber aus Furchtsamkeit nie ernstlich herbeigehofft hatten.
    Langsam blickte er auf. Sie standen halbversteckt gut sechs Meter von ihm entfernt - korrekte britische Gentlemen. Ihre zerknitterten Gesichter deuteten auf fortgeschrittenes Alter hin, und ihre tadellose Kleidung - graue Mäntel,
    gestärkte Kragen, Seidenkrawatten - unterstrich nur noch, daß sie hier völlig deplaziert waren. Unter diesen herumeilenden, schwatzenden und lärmenden Jugendlichen erschienen sie wie Forschungsreisende aus einer anderen Welt.
    Und sie starrten ihn mit solch geziemender Zurückhaltung an, als seien sie zu höflich, um Angst zu haben. Ältere Mitglieder des Ordens der Talamasca, die nach Jessica Ausschau hielten.
    Kennen Sie UNS ? Ja, natürlich. Es geschieht Ihnen nichts. Keine Sorge. Seine stummen Worte ließen den einen der beiden, er hieß David Talbot, aufmerken. Der Atem des Mannes ging plötzlich schneller, und auf seiner Stirn und auf seiner Oberlippe bildeten sich Schweißperlen. Seine Gelassenheit blieb bewundernswert. David Talbot senkte die Augen, als hätte er überhaupt nichts bemerkt oder gesehen.
    Wie kurz erschien doch plötzlich die menschliche Lebensspanne; man mußte sich doch nur diesen gebrechlichen Mann ansehen, dessen Erziehung und Kultiviertheit nur dazu gerührt hatten, ihn größerer

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