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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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genug, um diesen Trick zu kennen.« Mael antwortete nicht, aber es war klar, daß er verstand. Auch er hatte die telepathische Gabe immer als Fluch empfunden, ob er nun von vampirischen oder menschlichen Stimmen bedrängt wurde.
    Khayman nickte kurz. Die telepathische Gabe. Welch hübsche Bezeichnung für den Wahnsinn, der ihn vor Urzeiten heimgesucht hatte, nach Jahren des Zuhörens, nach Jahren staubbedeckten Ruhens im hintersten Winkel eines vergessenen ägyptischen Grabes, wo er dem Weinen der Welt lauschte, ohne sich seiner selbst und seines Zustandes gewahr zu sein.
    »Genau darauf will ich hinaus, mein Freund«, sagte er. »Und zweitausend Jahre lang hast du gegen die Stimmen gekämpft, während unsere Königin vielleicht in ihnen förmlich ertrunken ist. Allem Anschein nach hat Lestat den Lärm übertönt; als habe er nur mit den Fingern vor ihren Augen geschnippt, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Aber überschätze dieses Wesen nicht, das so lange bewegungslos dagesessen ist. Das wäre alles andere als nützlich.«
    Khaymans Ausführungen verblüfften Mael einigermaßen. Aber er sah deren Logik durchaus ein. Armand blieb aufmerksam.
    »Sie ist nicht allmächtig«, sagte Khayman, »ob sie es selber weiß oder nicht. Sie hat immer nach den Sternen gegriffen, um sich dann schreckensbleich abzuwenden.«
    Mael war ganz aufgeregt; er beugte sich näher vor. »Wie ist sie wirklich?« flüsterte er. »Sie war voller Träume und hochgestochener Ideale. Sie war wie Lestat.«
    Mael lächelte kalt und zynisch.
    »Aber was, zum Teufel, hat sie vor?« fragte er. »Er hat sie also mit seinen abscheulichen Songs aufgeweckt. Warum vernichtet sie uns?«
    »Sie verfolgt einen Zweck, da kannst du sicher sein. Unsere Königin hat schon immer zielgerichtet gehandelt. Auch ihre kleinste Tat diente immer einem großartigen Zweck. Und du mußt wissen, daß wir uns im Lauf der Zeit nicht wirklich ändern. Wir sind wie erblühende Blumen; wir entfalten nur unser eigentliches Selbst.« Er sah wieder zu Armand. »Welchen Zweck sie jetzt verfolgt, da kann ich dir nur mit Mutmaßungen dienen …« »Ja, bitte.«
    »Dieses Konzert findet statt, weil es Lestat wünscht. Und wenn es vorbei ist, wird sie noch mehr der Unseren abschlachten. Aber einige wird sie verschonen, einige, damit sie ihrem Ziel dienen, einige vielleicht als Zeugen.«
    Khayman starrte Armand an. Wunderbar, wie dieses ausdruckslose Gesicht Weisheit verströmte, ganz im Gegensatz zu dem zerquälten Gesicht von Mael. Und konnte man entscheiden, wer mehr begriffen hatte? Mael lachte kurz und bitter auf. »Als Zeugen?« fragte er. »Das glaube ich nicht. Ich denke, sie ist viel primitiver. Sie verschont jene, die Lestat liebt, so einfach ist das.«
    Darauf war Khayman noch nicht verfallen.
     
    »Überleg doch mal«, sagte Mael. »Louis, Lestats Gefährte. Lebt er nicht? Und Gabrielle, die Mutter des Unholds, sie hält sich ganz in der Nähe auf, wartet nur auf einen günstigen Moment, ihren Sohn wiederzusehen. Und Armand da unten, den du so gerne anschaust, auch ihn wird Lestat wohl wiedersehen, und dieser Frevler neben ihm, der dieses verfluchte Buch veröffentlicht hat und dem die anderen jedes Glied ausreißen würden, wenn sie nur ahnten…»
    »Nein, da steckt mehr dahinter«, sagte Khayman. »Einige der Unseren kann sie nicht töten. Und die, die jetzt zu Marius unterwegs sind: Lestat kennt gerade ihre Namen, sonst weiß er nichts über sie.«
    Mael errötete auf allermenschlichste Weise. Es war Khayman klar, daß Mael sich zu Marius begeben hätte, wenn es ihm möglich gewesen wäre. Noch in dieser Nacht hätte er sich aufgemacht, wenn nur Maharet gekommen wäre, um Jessica zu beschützen. Er versuchte jetzt Maharets Namen aus seinen Gedanken zu verbannen. Er hatte Angst vor Maharet, große Angst.
    »So, du versuchst, dein Wissen zu verbergen«, sagte Khayman. »Dabei solltest du gerade das vor mir enthüllen.«
    »Aber ich kann nicht«, sagte Mael. Die Schotten waren dicht. Undurchdringlich. »Man gibt mir keine Antworten, nur Befehle, mein Freund. Und meine Aufgabe ist, diese Nacht zu überleben und meinen Schützling hier sicher herauszubringen.«
    Khayman wollte ihn am liebsten dennoch bedrängen und ausfragen, aber er tat es nicht. Er spürte, wie sich in der Luft um ihn herum etwas veränderte, so geringfügig, daß man nicht einmal von einer Bewegung oder einem Geräusch sprechen konnte.
    Sie kam. Bewegte sich ganz nahe auf den Saal zu. Er spürte,

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