Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten
Bränden, Massenhalluzinationen. Sie jammerten über Vandalismus und durchgedrehte Jugendliche. Aber San Francisco war eine große Stadt. Der gesunde Menschenverstand der Bewohner hatte die Ereignisse bereits zur Seite geschoben oder hatte sie gar nicht erst beachtet. Die meisten kümmerten sich keinen Deut darum. Andere gingen die unmöglichen Dinge, die sie gesehen hatten, noch einmal genau durch.
Lestat war ein menschlicher Rockstar und nichts weiter, sein Konzert der Schauplatz einer voraussehbaren, doch außer Kontrolle geratenen Hysterie.
Vielleicht gehörte es zum Plan der Königin, Lestats Träume auf so elegante Weise zunichte zu machen. Seine Feinde von der Erde fortzubrennen, ehe die Menschen die Wahrheit auch nur ahnen konnten. Wenn dem so war, würde sie dann schlußendlich auch Lestat bestrafen? Khayman erhielt keine Antwort.
Er ließ seinen Blick über die schlafende Stadt streichen. Vom Ozean stieg Nebel auf, umhüllte rosig die Hügel. Das Ganze mutete wie ein Märchen an in dieser ersten Stunde nach Mitternacht. All seine Kräfte zusammennehmend, wollte er das Gefängnis seines Körpers verlassen, um seinen Blick wie der wandernde Ka der ägyptischen Toten außerhalb seiner selbst schweifen zu lassen, in der Hoffnung, den einen oder anderen aufzuspüren, den Die Mutter möglicherweise verschont hatte.
»Armand«, sagte er laut. Und dann verloschen die Lichter der Stadt. Er spürte die Wärme und das Licht eines anderen Platzes, und Armand tauchte vor ihm auf.
Er und sein Zögling Daniel hatten das Herrenhaus sicher erreicht, unter dessen Kellern sie ungestört schlafen würden. Daniel tanzte durch die großen, prächtig möblierten Zimmer, im Geiste noch ganz bei Lestats Liedern und Rhythmen. Armand starrte in die Nacht hinaus, sein jugendliches Gesicht so undurchdringlich wie je. Er sah Khayman! Er sah ihn auf dem fernen Hügel stehen, doch schien er ihm so nah, daß er ihn hätte berühren können. Stumm musterten sie einander.
Allem Anschein nach konnte Khayman seine Einsamkeit kaum noch ertragen; aber Armands Augen verrieten keinerlei Gefühl, keinerlei Zutrauen, keinerlei Willkommensgruß.
Khayman führte seine Reise fort, setzte sogar noch größere Kräfte frei, erhob sich höher und höher bei seiner Suche, war seinem Körper schon jetzt so weit entfernt, daß er ihn nicht einmal mehr ausmachen konnte. Gen Norden begab er sich und rief Santinos und Pandoras Namen.
Er sah sie in einer Schnee- und Eiswüste, zwei schwarze Figuren in einer weißen Unendlichkeit - Pandoras Gewandung vom Wind zerfetzt, ihre Augen voller Bluttränen, während sie nach Marius’ Anwesen Ausschau hielt. Sie war froh, Santino an ihrer Seite zu wissen, diesen unmöglichen Forschungsreisenden in seinen schicken schwarzen Samtkleidern. Die lange, schlaflose Nacht, in der Pandora die Welt umkreist hatte, war nicht spurlos an ihr vorübergegangen, sie war einem Zusammenbruch nahe. Alle Kreaturen müssen schlafen, müssen träumen.
Wenn sie sich nicht bald irgendwo im Dunkeln hinlegen könnte, würde sie sich nicht mehr der Stimmen, der Visionen, des Irrsinns erwehren können. Sie wollte sich nicht wieder in die Lüfte aufschwingen, und dieser Santino war dazu ohnehin nicht in der Lage, und darum ging sie neben ihm her.
Santino vertraute ihrer Stärke, hielt sich an ihr fest, gemartert von den fernen Schreien jener, die die Königin niedergemetzelt hatte. Als er Khaymans Blick spürte, hüllte er sein Gesicht in seinen Umhang. Pandora nahm davon keinerlei Notiz.
Khayman wandte sich ab. Es schmerzte ihn, daß sie sich berührten, zusammen waren.
In dem Herrenhaus auf dem Hügel schlitzte Daniel einer zappelnden Ratte den Hals auf und ließ ihr Blut in ein kristallenes Glas rinnen. »Lestats Trick«, sagte er. Armand saß ruhig am Kaminfeuer, ergötzte sich an dem rotfunkelnden Blut in dem Glas, das Daniel an die Lippen führte.
Khayman zog sich in die Nacht zurück, stieg höher und höher, ließ die Lichter der Stadt weit hinter sich, als würde er sich in eine große Umlaufbahn begeben.
Mael, antworte mir. Laß mich wissen, wo du bist.
Hatte der kalte Feuerstrahl Der Mutter auch ihn getroffen? Oder war er derart in seine tiefe Trauer um Jesse versunken, daß er nichts und niemandem mehr Beachtung schenkte? Arme, von Wundern verwirrte Jesse, in Sekundenschnelle von einem Grünschnabel niedergestreckt, ehe es irgend jemand zu verhindern vermochte.
Maharets Kind, mein Kind!
Khayman hatte Angst vor dem, was
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