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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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was sind wir doch für ein Trio!« flüsterte Pandora plötzlich. Sie war erschöpft, dürstete nach Schlaf und Träumen, doch schützend hielt sie Marius’ Hüfte noch fester umklammert.
    »Ich kann mich auch ohne deine Hilfe fortbewegen, vielen Dank«, sagte er mit ungewohnter Boshaftigkeit und ausgerechnet zu jener, die er am meisten liebte. »Dann geh«, antwortete sie. Und eine Sekunde lang sah er ihre alte Wärme, ihren alten Humor aufblitzen. Sie puffte ihn sanft in die Rippen und ging dann alleine dem Haus entgegen.
    Er folgte ihr und hegte trübe Gedanken. Er konnte diesen Unsterblichen in keiner Weise nützlich sein. Doch ging er mit Mael und Santino in das Licht, das aus den Fenstern strömte. Der Wald lag im Schatten, kein Blatt bewegte sich. Aber die Luft war gut hier, war, voll labender Düfte.
    Armand. Am liebsten hätte er geweint.
    Dann sah er, wie die Frau in der Tür erschien. Eine Sylphide mit ihrem langen roten Lockenhaar, in dem das Licht spielte.
    Ihm wurde ein klein wenig unbehaglich zumute. So alt wie Akascha war sie allemal. Ihre blassen Augenbrauen waren ganz in ihr fahles Gesicht übergegangen.
    Ihr Mund hatte überhaupt keine Farbe mehr. Und ihre Augen… Ihre Augen waren nicht wirklich ihre Augen. Nein, sie waren einem sterblichen Opfer geraubt, und sie versagten ihr bereits den Dienst. Sie konnte nicht sehr gut sehen, als sie ihn anblickte. Ah, sie war der blinde Zwilling aus den Träumen. Und es schmerzten sie die zarten Nervenstränge, die zu den gestohlenen Augen rührten.
    Pandora blieb an der untersten Stufe stehen.
    Marius ging an ihr vorbei und betrat die Veranda. Er stand der rothaarigen Frau gegenüber, wunderte sich über ihre Größe - sie war so groß wie er - und die ausgewogene Symmetrie ihres maskenartigen Gesichts. Sie trug ein hochgeschlossenes schwarzes Wollgewand, das sich über ihren kleinen Brüsten wölbte. Wirklich hübsch. Diese Gewandung ließ ihr Gesicht noch durchsichtiger und abgehobener erscheinen, wie eine von hinten erleuchtete Maske, die in einem Rahmen roten Haars erglühte.
    Aber da war noch viel mehr Erstaunliches als diese einfachen Merkmale, die ihr vielleicht schon in der ein oder anderen Form vor sechstausend Jahren zu eigen waren. Die Lebenskraft dieser Frau verblüffte ihn. Sie verlieh ihr unendliche Wendigkeit und etwas Bedrohliches. War sie die wahre Unsterbliche, die, die nie geschlafen hatte, nie verstummt war, nie von Irrsinn erlöst worden war? Eine, die klar denkend und taktierend seit ihrer Geburt durch all die Jahrtausende gewandelt war?
    Sie ließ ihn wissen, daß genau dies der Fall war.
    Er war sich ihrer unermeßlichen Kraft bewußt, aber gleichzeitig ihrer Ungezwungenheit, ihrer enormen geistigen Aufnahmefähigkeit.
    Wie sollte man jedoch ihren Gesichtsausdruck deuten? Wie sollte man wissen, was sie wirklich fühlte?
    Sie strahlte eine innige, zarte Weiblichkeit aus, die nicht weniger geheimnisvoll war als alles andere an ihr, eine Verletzlichkeit, die er ausschließlich mit Frauen in Verbindung brachte, obgleich er sie schon hie und da bei sehr jungen Männern beobachtet hatte. Zu einer anderen Zeit hätte ihn das bezaubert, jetzt registrierte er es bloß, so wie er ihre langen, goldlackierten Fingernägel registrierte und die Ringe, die sie trug.
    »All die Jahre hast du um mich gewußt«, sagte er höflich, wobei er sich des alten Latein bediente. »Du wußtest, daß ich Die Mutter und Den Vater bewahrte. Warum bist du nicht zu mir gekommen? Warum hast du mir nicht gesagt, wer du bist?«
    Sie dachte lange nach, ehe sie antwortete, und ihr Blick heftete sich plötzlich auf die anderen, die näher kamen.
    Diese Frau kam Santino furchterregend vor, obwohl er sie sehr gut kannte. Auch Mael hatte Angst vor ihr, wenn auch nicht ganz so sehr. Ja, es schien, daß Mael sie liebte und ihr auf eine unterwürfige Weise hörig war. Pandora schließlich war allenfalls besorgt. Sie ging sogar noch ein paar Schritte auf ihn zu, als wollte sie unbedingt neben ihm stehen.
    »Ja, ich habe um dich gewußt«, sagte die rothaarige Frau plötzlich. Sie sprach modernes Englisch. Kein Zweifel, es war die Stimme des Zwillingsmädchens aus dem Traum, des blinden Zwillingsmädchens, das den Namen seiner stummen Schwester gerufen hatte, Mekare, als sie beide von dem wütenden Pöbel in die Steinsärge gesperrt wurden.
    »Wenn ich gekommen wäre, hätte ich vielleicht deinen Schrein zerstört«, sagte sie.

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