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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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sich die Geschichte verbreitet, daß der König und die Königin durch irgendwelche himmlischen Kräfte den Tod durch die Hände ihrer Feinde besiegt haben; daß sie Götter sind, unsterblich und unbesiegbar, und daß sie auf Grund ihrer göttlichen Kräfte in die Herzen der Menschen sehen können. Kein Geheimnis kann vor ihnen verborgen werden; ihre Feinde werden unverzüglich gestraft; sie können das hören, was man nur im Kopf zu sich selbst spricht. Alle fürchten sie.
    Doch wie alle ihre treuen Diener weiß ich, daß sie keine Kerze oder Lampe in ihrer Nähe ertragen, daß sie beim hellen Licht einer Fackel aufschreien und daß sie, wenn sie heimlich ihre Feinde hinrichten, deren Blut trinken! Ich sage euch, sie trinken es. Wie Dschungelkatzen ernähren sie sich von diesen Opfern, und der Raum wirkt hinterher wie die Höhle eines Löwen. Und ich, ihr verläßlicher Hofmeister, bin es, der diese Leichen einsammeln und in die Grube werfen muß.< Und dann verstummte Khayman und begann hemmungslos zu weinen.
    Aber die Geschichte war zu Ende, und es war fast Morgen. Über den Bergen im Osten ging die Sonne auf, und wir bereiteten uns darauf vor, den gewaltigen Nil zu überqueren. Die Wüste erwärmte sich; Khayman ging ans Ufer des Flusses, als das erste Boot mit Soldaten übersetzte. Er weinte immer noch, als er die Sonne auf den Fluß herabscheinen und das Wasser Feuer fangen sah.
    >Der Sonnengott Ra ist der älteste und mächtigste Gott von ganz Kemet<, flüsterte er. >Und dieser Gott hat sich gegen sie gewendet. Warum? Insgeheim beweinen sie ihr Schicksal; der Durst macht sie wahnsinnig; sie fürchten, es könnte schlimmer werden, als sie ertragen können. Ihr müßt sie retten. Ihr müßt es für unser Volk tun. Sie haben nicht nach euch geschickt, um euch Vorwürfe zu machen oder Leid zuzufügen. Sie brauchen euch. Ihr seid mächtige Hexen. Bringt diesen Geist dazu, sein Werk rückgängig zu machen.< Und als er uns dann ansah und sich an alles erinnerte, was uns widerfahren war, fiel er in Verzweiflung.
    Mekare und ich gaben keine Antwort. Das Boot, das uns zum Palast bringen sollte, war jetzt bereit. Und wir blickten über das blinkende Wasser und die riesige Ansammlung bemalter Gebäude, die die königliche Stadt war, und wir fragten uns, welche Folgen diese Greuel am Ende haben sollten.
    Als ich ins Boot hinunterstieg, dachte ich an mein Kind, und plötzlich wußte ich, daß ich in Kernet sterben würde. Ich wollte meine Augen schließen und die Geister leise und verstohlen fragen, ob das wirklich geschehen sollte, aber ich traute mich nicht. Ich konnte mir die letzte Hoffnung nicht nehmen lassen.«
     
    Maharet straffte sich.
    Jesse sah, wie sie ihre Schultern durchdrückte, sah, wie die Finger ihrer rechten Hand sich auf dem Holz bewegten, sich krümmten und sich wieder öffneten, wie die goldenen Nägel im Schein des Feuers schimmerten.
    »Ich möchte euch nicht ängstigen«, sagte sie, und ihre Stimme wurde eintönig. »Aber ihr solltet wissen, daß Die Mutter das große östliche Meer überquert hat. Sie und Lestat sind jetzt näher…«
    Jesse spürte den Strom des Entsetzens, der alle am Tisch durchflutete. Maharet blieb starr; sie lauschte, oder vielleicht beobachtete sie;
    die Pupillen ihrer Augen bewegten sich nur leicht.
    »Lestat ruft«, sagte Maharet. »Aber es ist zu schwach, als daß ich Wörter verstehen oder Bilder sehen könnte. Er ist jedoch nicht verletzt, soviel weiß ich, und daß ich nur noch wenig Zeit habe, diese Geschichte zu beenden…«

7
Lestat: Das Himmelreich
    Die Karibik. Haiti. Der Garten Gottes. Ich stand im Mondschein auf dem Berggipfel, und ich bemühte mich, dieses Paradies nicht zu sehen. Ich versuchte, mir die vorzustellen, die ich liebte. Waren sie immer noch zusammen in jenem Märchenwald aus Mammutbäumen, in dem ich meine Mutter hatte wandeln sehen? Wenn ich doch nur ihre Gesichter sehen oder ihre Stimmen hören könnte. Marius, sei nicht der zornige Vater. Hilf mir! Ich gebe nicht auf, aber ich verliere. Ich verliere meine Seele und meinen Verstand. Mein Herz ist schon verloren. Es gehört ihr.
    Aber sie waren außerhalb meiner Reichweite; der meilenweite Abstand trennte uns, und ich hatte nicht die Kraft, diese Entfernung zu überbrücken.
    Statt dessen blickte ich auf die frischen grünen Hügel, die von kleinen Farmen durchsetzt waren; eine Bilderbuchwelt voll blühender Blumen im Überfluß, die roten Poinsettien groß wie Bäume. Und auf die ständig sich

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