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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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von Kernet in die Hand zu nehmen. Bei Einbruch der Nacht gingen sie, mit erhobenen Dolchen, zu ihrem tödlichen Geschäft ins Haus. Sie würden den König und die Königin töten, und falls das Volk aufschreien sollte, würden sie sagen, daß der Dämon es getan hätte, und wer konnte behaupten, daß es nicht der Dämon gewesen war? Und würde nicht der Dämon Ruhe geben, wenn der König und die Königin tot waren, der König und die Königin, die die rothaarigen Hexen verfolgt hatten?
    Die Königin sah sie kommen, und als sie mit einem Schreckensschrei aufsprang, stießen sie ihr ihre Dolche in die Brust, und sie sank sterbend nieder. Der König eilte ihr zu Hilfe, und auch ihn stachen sie nieder, ebenso gnadenlos,, und dann liefen sie aus dem Haus, denn der Dämon hatte seine Verfolgungen nicht aufgegeben.
    Khayman hatte die ganze Zeit am äußersten Rand des Gartens gekniet, der von den Wachen verlassen war, die sich den Fleischessern angeschlossen hatten. Er erwartete, zusammen mit anderen Dienern der königlichen Familie zu sterben. Dann hörte er ein schauerliches Wehklagen der Königin. Töne, wie er sie noch nie zuvor gehört hatte. Und als die Fleischesser diese Töne hörten, flohen sie den Ort gänzlich.
    Und Khayman, der treue Hofmeister des Königs und der Königin, griff sich eine Fackel und eilte seinem Herrn und seiner Herrin zu Hilfe.
    Niemand versuchte ihn aufzuhalten. Alle schlichen verängstigt davon. Allein Khayman ging ins Haus.
    Es war jetzt stockfinster, abgesehen vom Fackelschein. Und Khayman sah folgendes: Die Königin lag am Boden und wand sich wie im Todeskampf, das Blut strömte aus ihren Wunden, und eine große rötliche Wolke hüllte sie ein; es war,
    als umgäbe sie ein Wirbel, oder eher, als ob ein Wind zahllose winzige Blutstropfen aufwirbelte. Und mitten in diesem Wirbelwind oder Regen oder wie immer man es bezeichnen sollte, krümmte und wand sich die Königin mit weit aufgerissenen Augen. Der König lag auf dem Rücken ausgestreckt.
    Sein ganzer Instinkt riet Khayman, diesen Ort zu verlassen. So weit wegzugehen, wie er konnte. In dem Augenblick wollte er sein Heimatland für immer verlassen. Aber dies war seine Königin, die da lag und nach Luft rang, mit gekrümmtem Rücken, mit den Händen den Boden zerkratzend.
    Dann verdichtete sich die große Blutwolke, die sie umhüllte, um sie herum aufquoll und sich zusammenzog, und, ganz plötzlich, verschwand sie, als ob sie von ihren Wunden ausgesogen würde.
    Der Körper der Königin wurde ruhig; dann richtete sie sich langsam auf, ihre Augen starrten geradeaus, und ein lauter, gutturaler Schrei brach aus ihr heraus, dann war es still.
    Außer dem Knistern der Fackel war kein Laut zu hören, als die Königin Khayman anblickte. Und dann begann die Königin erneut rauh zu keuchen, ihre Augen weiteten sich, und es schien, als würde sie sterben; aber sie starb nicht. Sie beschirmte ihre Augen vor dem hellen Licht der Fackel, als ob es sie schmerzte, und drehte sich um und sah ihren Mann wie tot neben sich liegen.
    In ihrer Qual wollte sie es nicht wahrhaben; es konnte nicht sein. Doch im selben Augenblick sah Khayman, daß alle ihre Wunden heilten, und tiefe Schnittwunden waren plötzlich nicht mehr als bloße Kratzer auf ihrer Haut.
    >Hoheit!< sagte er. Und er ging zu ihr, die sich weinend zusammenkauerte und auf ihre Arme starrte, die von den Dolchstichen zerfleischt gewesen waren, und auf ihre Brüste, die wieder heil waren. Sie wimmerte herzzerreißend, als sie auf diese heilenden Wunden blickte. Und plötzlich zerfetzte sie ihre eigene Haut mit ihren langen Fingernägeln, und das Blut strömte, und doch heilte die Wunde!
    >Khayman, mein Khayman!< schrie sie und bedeckte ihre Augen, so daß sie die helle Fackel nicht sah. >Was ist mir widerfahren! < Und ihre Schreie wurden lauterund lauter, und fassungslos vor Schrecken warf sie sich auf den König und rief >Enkil, hilf mir. Enkil, stirb nicht! < und all die anderen unsinnigen Dinge, die man während einer Katastrophe daherredet. Und dann, als sie auf den König hinunterstarrte, vollzog sich an ihr eine gespenstische Veränderung, und sie stürzte sich auf den König wie ein hungriges Tier, und sie leckte mit ihrer langen Zunge das Blut auf, das seinen Hals und seine Brust bedeckte.
    Khayman hatte solch ein Schauspiel noch nie gesehen. Sie war eine Löwin in der Wüste, die das Blut von einer schwachen Jagdbeute leckte. Ihr Rücken war gebeugt, ihre Knie waren hochgezogen, und sie

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