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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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gehen. Aber wir wollen sie ihre Träumerei beenden lassen, ihre dummen Pläne und Diskussionen. Wir wollen ihnen etwas mehr von unserer Macht zeigen …
    Nein, bitte, Akascha, bitte, laß uns zu ihnen gehen.
    Sie entzog sich mir; sie schlug mich,
    Ich taumelte von dem Schlag. Zitternd, kalt, spürte ich, wie der Schmerz sich über meine Gesichtsknochen verbreitete, als wären ihre Finger immer noch daraufgepreßt. Wütend biß ich die Zähne zusammen und ließ den Schmerz anschwellen und dann vergehen. Wütend ballte ich die Fäuste und tat nichts. Entschlossenen Schritts ging sie über die alten Fliesen, und ihr offenes Haar schwang an ihrem Rücken hin und her. Und dann blieb sie an dem heruntergelassenen Gitter stehen; sie hob leicht die Schultern, ihr Rücken war gekrümmt, als wollte sie sich zusammenfalten.
    Die Stimmen hoben sich; sie erreichten einen Höhepunkt an Lautstärke, bevor ich sie bremsen konnte. Und dann wichen sie zurück, wie Wasser nach einer großen Flut.
    Ich sah wieder die Berge um mich herum, ich sah das verfallene Haus. Der Schmerz in meinem Gesicht hatte nachgelassen, aber ich zitterte.
    Akascha drehte sich um und blickte mich an, gespannt, mit schlauem Gesichtsausdruck und leicht zusammengekniffenen Augen. »Sie bedeuten dir sehr viel, nicht wahr? Was, glaubst du, werden sie tun oder sagen? Du glaubst, Marius wird mich von meinem Weg abbringen? Ich kenne Marius besser, als du ihn jemals kennen könntest. Ich kenne jede Windung seines Gehirns. Er ist genauso gierig wie du. Wofür hältst du mich, daß du glaubst, ich sei so leicht umzustimmen? Ich bin als Königin geboren worden. Ich habe immer geherrscht; selbst vom Schrein aus habe ich geherrscht.« Ihre Augen waren plötzlich verschleiert. Ich hörte die Stimmen, ein anschwellendes, dumpfes Gemurmel. »Ich herrschte, und wenn es nur in Legenden war, wenn es nur in der Vorstellung derer war, die zu mir kamen und mir huldigten. Prinzen musizierten für mich, brachten mir Opfer dar und beteten mich an. Was verlangst du jetzt von mir? Daß ich dir zuliebe meinem Thron, meiner Bestimmung entsage?«
    Was konnte ich antworten?
    »Du kannst meine Gedanken lesen«, sagte ich. »Du weißt, was ich möchte; daß du zu ihnen gehst, daß du ihnen die Gelegenheit gibst, wie du sie mir gegeben hast, über diese Dinge zu sprechen. Sie verfügen über Argumente, die mir nicht einfallen. Sie wissen Dinge, die ich nicht weiß.«
    »O Lestat, aber ich liebe sie nicht. Ich liebe sie nicht, wie ich dich liebe. Was spielt es also für eine Rolle für mich, was sie sagen? Ich kann sie nicht leiden!«
    »Aber du brauchst sie. Das hast du gesagt. Wie kannst du ohne sie anfangen? Richtig anfangen, meine ich, nicht in diesen rückständigen Dörfern, sondern in den Städten, wo die Menschen kämpfen werden. Deine Engel, so hast du sie genannt.« Sie schüttelte bekümmert den Kopf. »Ich brauche niemanden«, sagte sie, »außer… Außer…« Sie stockte, und ihr Gesichtsausdruck wurde fassungslos vor lauter Überraschung.
    Ich konnte nicht verhindern, daß ich ein leises Geräusch von mir gab, eine leise Äußerung hilflosen Kummers. Ich glaubte zu sehen, wie ihre Augen sich trübten, und es schien, daß die Stimmen sich wieder erhoben, nicht in meinen Ohren, sondern in ihren, und daß sie mich anstarrte, mich aber nicht wahrnahm.
    »Aber ich werde euch alle vernichten, wenn es sein muß«, sagte sie abwesend, und ihre Augen suchten mich, ohne mich zu finden. »Glaubt es mir, wenn ich es sage. Dieses Mal werde ich mich nicht geschlagen geben, ich werde keinen Rückzieher machen. Ich werde erleben, wie meine Träume Wirklichkeit werden.«
    Ich wandte mich von ihr ab und blickte hinunter auf das Tal. Was hätte ich dafür gegeben, von diesem Alptraum erlöst zu sein. Ich hatte Tränen in den Augen, als ich auf die weiten, dunklen Felder blickte. Aber es gab jetzt kein Entkommen mehr für mich.
    Sie stand absolut still und lauschte, und dann blinzelte sie langsam und bewegte die Schultern, als trüge sie eine schwere Last in sich. »Warum kannst du nicht an mich glauben?« sagte sie.
    »Gib es auf!« antwortete ich. »Laß ab von all deinen falschen Plänen!« Ich ging zu ihr und faßte sie bei den Armen. Fast abwesend sah sie auf. »Wir stehen hier an einem zeitlosen Ort - und diese armseligen Dörfer, die wir erobert haben, sind noch die gleichen wie seit Tausenden von Jahren. Laß mich dir meine Welt zeigen, Akascha; laß mich dir nur einen winzigen Teil davon

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