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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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vorzudringen? Natürlich hätte auch dieses Wissen einem Leben keinen Sinn geben können, das bereits von Enttäuschungen gezeichnet war. Nein, er wollte alles vergessen, was er jemals geliebt hatte. Er sehnte sich nach Louis’ gewalttätiger und sinnlicher Welt.
    Und dm Bösen. Er hatte keine Angst mehr.
    Vielleicht konnte man ihn mit einem verschollenen Forscher vergleichen, der sich seinen Weg durch den Dschungel suchte und vor dem plötzlich der sagenhafte Tempel auftauchte, die Mauern mit Spinnweben und Efeu verhangen: Egal, ob er noch lange genug lebte, um von seiner Entdeckung berichten zu können; er hatte die Wahrheit mit eigenen Augen gesehen.
    Wenn es ihm nur gelänge, die Tür ein wenig weiter zu öffnen, um die ganze großartige Herrlichkeit zu sehen. Wenn sie ihn nur hineinließen! Vielleicht wollte er ja nur ewig leben. Konnte man ihm das übelnehmen?
    Er hatte sich wohl gefühlt, er hatte sich sicher gefühlt so ganz allein in der Ruine von Lestats altem Haus mit den wilden Rosen, die über die geborstenen Fenster kletterten und den traurigen Rest seines Himmelbettes.
    Ihnen nahe, nahe ihrem köstlichen Dunkel, ihrer schönen verschlingenden Düsternis. Er liebte diese ganze Hoffnungslosigkeit hier, die morschen Sessel mit ihren Samtfetzen und das wimmelnde Geziefer, das die letzten Teppichstücke wegfraß. Aber die Reliquie! Oh, diese Reliquie war sein ein und alles, die glänzende Golduhr, die den Namen eines Unsterblichen trug!
    Ein wenig später öffnete er den Schrank; die schwarzen Gehröcke zerfielen, als er sie berührte. Ausgedörrte, eingeschrumpelte Stiefel lagen auf den Zedernholzregalen.
    Lestat, Lestat, du bist hier.
    Er holte das Tonbandgerät hervor, legte das erste Band ein und ließ Louis’ Stimme in den dämmrigen Raum dringen. Die Bänder spielten Stunde um Stunde.
    Kurz vor der Morgendämmerung sah er eine Gestalt im Flur, und er wußte, daß er sie auch hatte sehen sollen. Kurz waren das knabenhafte Gesicht, das kastanienfarbene Haar im Mondlicht aufgetaucht. Die Erde neigte sich, die Dunkelheit wich. Das letzte Wort, das er hervorstieß, war der Name Armand gewesen. Eigentlich hätte er dann sterben müssen. Hatte ihn eine grillenhafte Laune am Leben erhalten?
    Er erwachte in einem dunklen, feuchten Keller. Wasser sickerte aus den Wänden. Er tastete sich durch die Dunkelheit und entdeckte ein zugemauertes Fenster und eine verschlossene Stahltür.
    Aber sein Trost war, daß er noch einen anderen Gott des geheimen Pantheons aufgespürt hatte - Armand, den ältesten der Unsterblichen, den Louis erwähnt hatte, Armand, den Ordensvorsteher des Theaters der Vampire in Paris, der Louis sein schreckliches Geheimnis anvertraut hatte:
    Von den Ursprüngen der Vampire sei nichts bekannt.
    Wohl drei Tage und Nächte hatte Daniel in seinem Gefängnis verbracht. Genau konnte er es unmöglich sagen. Gewiß war er dem Tod nahe gewesen, vom Gestank seines Urins wurde ihm schlecht, die Insekten raubten ihm den Verstand. Dennoch war er wie in einer religiösen Trance. Noch nie war er den dunklen Wahrheiten so nahe gewesen, die Louis ihm eröffnet hatte. Mal bei Bewußtsein, mal bewußtlos träumte er von Louis, Louis, wie er mit ihm in seinem kleinen schmutzigen Zimmer in San Francisco sprach, schon immer hat es Wesen wie uns gegeben, schon immer, Louis, wie er ihn umarmte, wie sich seine grünen Augen plötzlich verdüsterten, als er Daniel seine Fangzähne sehen ließ.
    In der vierten Nacht wachte Daniel auf, und er wußte sofort, daß noch jemand oder noch etwas in dem Raum war. Die Tür war zu einem Gang hin geöffnet. Irgendwo hörte man schnellfließendes Wasser, wie in einer unterirdischen Kläranlage. Langsam gewöhnten sich seine Augen an das schmutzige grünliche Licht, das durch die Türöffnung drang, und dann sah er eine blasse, weißhäutige Gestalt gegen die Wand gelehnt.
    Ein makelloser schwarzer Anzug, ein weißes, gestärktes Hemd - wie die Imitation eines Mannes des zwanzigsten Jahrhunderts. Das kastanienfarbene Haar war kurz geschnitten, und die Fingernägel leuchteten sogar noch in dem Halbdunkel um sie herum. Wie ein sargfertiger Leichnam.
    Seine Stimme war sanft gewesen, mit einem leichten Akzent. Keinem europäischen; er klang schärfer und dennoch weicher. Arabisch vielleicht. Er sprach langsam und ruhig.
    »Raus hier. Nimm deine Bänder mit. Sie liegen neben dir. Ich kenne dein Buch. Niemand wird dir glauben. Jetzt geh, und nimm die Sachen mit.«
    Dann wirst du mich

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