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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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kalt und verärgert an.
     
    In New York ließen sie keine Vernissage, kein Cafe, keine Bar aus, sie adoptierten einen jungen Tänzer und bezahlten ihm seine Ausbildung. In SoHo und Greenwich Village saßen sie auf den Stufen vor den Haustüren und vertrieben sich die Zeit mit jedermann, der des Weges kam. Sie besuchten die Volkshochschule, um sich in Literatur, Philosophie, Kunstgeschichte und Politik unterweisen zu lassen. Sie studierten Biologie, kauften Mikroskope, sammelten Insekten und Käfer. Sie arbeiteten Astronomiebücher durch und brachten riesige Teleskope auf den Dächern der Gebäude an, in denen sie ein paar Tage oder Monate lang wohnten. Sie gingen zu Boxkämpfen, Rockkonzerten, Broadwayshows.
    Dann war Armand plötzlich wie besessen von technischen Apparaturen. Erst waren Küchenmixer dran, in denen er entsetzliches Zeug zusammenbraute, wobei er die Ingredienzien nach rein farblichen Gesichtspunkten aussuchte; dann waren es Mikrowellenherde, in denen er Küchenschaben und Ratten zubereitete. Müllschlucker entzückten ihn; er fütterte sie mit Papierhandtüchern und Zigarettenpackungen. Später waren Telefone an der Reihe. Er führte Ferngespräche in alle Gegenden der Welt, unterhielt sich stundenlang mit Sterblichen in Australien oder Indien. Schließlich berauschte er sich am Fernsehen, so daß die Wohnung voller dröhnender Lautsprecher und flirrender Bildschirme war.
    Wenn etwas mit einem blauen Himmel vorkam, geriet er außer Rand und Band. Er mußte sich alle Nachrichtensendungen, alle Familien- und Dokumentarserien ansehen und schließlich jeden Film, ob er was taugte oder nicht.
    Doch schon nach sechs Monaten verlor er jegliches Interesse am Fernsehen und wandte sich Videokameras zu, um seine eigenen Filme herzustellen. Er zerrte Daniel durch ganz New York, während er Leute in den nächtlichen Straßen interviewte. Armand hatte reihenweise Bänder von sich selbst, die ihn beim Rezitieren italienischer oder lateinischer Gedichte zeigten.
    An einem Ort, der Daniel unbekannt war, hatte Armand irgendwie ein langes Band von sich selbst angefertigt, das ihn während seines totenähnlichen Schlafes tagsüber zeigte. Daniel konnte es sich einfach nicht ansehen.
    Aber Armand saß stundenlang vor diesem Film und sah zu, wie sein Haar, das kurz vor Sonnenaufgang geschnitten worden war, langsam wieder wuchs, während er regungslos und mit geschlossenen Augen im Sarg lag.
    Dann waren Computer an der Reihe. Er füllte Diskette um Diskette mit geheimen Schriftstücken. Er mietete zusätzlich Wohnungen in Manhattan, um all die Computer und Videospiele unterzubringen.
    Schließlich wandte er sich Flugzeugen zu.
    Zwangsläufig war Daniel schon immer viel auf Reisen gewesen, er war vor Armand in alle Städte der Welt geflohen, aber er und Armand hatten natürlich schon zusammen Flugzeugreisen unternommen. Das war nichts Neues. Jetzt indessen waren solche Unternehmungen an der Tagesordnung; sie verbrachten ganze Nächte in der Luft. Nach Boston zu fliegen und dann nach Washington und dann nach Chicago und dann zurück nach New York war keineswegs ungewöhnlich. Armand beobachtete alles, die Passagiere, die Stewardessen; er unterhielt sich mit den Piloten; er lehnte sich in die tiefen Sitze der ersten Klasse zurück und lauschte dem Gebrüll der Motoren. Ob Port-au-Prince oder San Francisco, Rom, Madrid oder Lissabon, es war ganz egal, solange Armand nur sicher vor Sonnenaufgang landete. Armand verschwand buchstäblich in der Morgendämmerung. Daniel wußte nie, wo Armand eigentlich schlief. Aber bei Tagesanbruch war Daniel sowieso immer völligerschöpft. Fünf Jahre lang war es ihm nicht vergönnt, einen Mittag zu erleben.
    Oft schon war Armand in seinem Zimmer, bevor Daniel erwachte. Er reichte Kaffee, um die Lebensgeister zu wecken, hatte Musik eingeschaltet - Vivaldi oder schräge Klaviermusik, da Armand bei-dem gleichermaßen zugetan war -, und Armand ging ungeduldig auf und ab, Zeit zum Aufstehen für Daniel.
    »Mach schon, Geliebter, ich habe Karten fürs Ballett. Ich möchte Barischnikow sehen. Und danach geht’s ins Village. Du kannst dich doch an diese Jazzband vom letzten Sommer erinnern, die ich so sehr mochte, nun ist sie zurück. Mach schon, ich habe Hunger, mein Geliebter. Wir müssen los.«
    Und wenn Daniel zu langsam war, schubste ihn Armand ins Badezimmer, seifte ihn von oben bis unten ein, duschte ihn ab, nibbelte ihn gründlich trocken, um ihn dann mit der Liebe eines altmodischen

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