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Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Titel: Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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er, wer Sie sind. Er erinnert sich an Sie. Er hat von Ihnen gesprochen. Was soll ihn daran hindern, Sie lebendig zu verbrennen, sobald er Sie sieht?«
    »Der Ort, wo unser Zusammentreffen stattfindet. Er wird es nicht riskieren, allzu nah bei sich selbst eine kleine Feuersbrunst zu entfachen. Und wir werden dafür sorgen, daß wir ihn in einer Umgebung in die Falle gehen lassen, wo er überhaupt nicht wagen wird, seine Kräfte zu zeigen. Könnte sein, daß wir ihn in eine solche Umgebung locken müssen. Darüber muß man nachdenken. Und es hat Zeit, bis wir wissen, wie wir ihn finden.«
    »Wir nahem uns ihm in einer Menschenmenge.«
    »Oder ganz kurz vor Sonnenaufgang, wenn er nicht riskieren kann, in der Nähe seines Nestes ein Feuer anzuzünden.«
    »Genau.«
    »Lassen Sie uns jetzt versuchen, anhand der Informationen, die wir haben, eine ordentliche Bestandsaufnahme seiner Fähigkeiten vorzunehmen.«
    Er schwieg, während der Kellner mit einer jener wunderschönen versilberten Kaffeekannen an unseren Tisch kam, wie es sie in guten Hotels immer gibt. Sie haben eine Patina wie sonst kein anderes Silber und stets mehrere kleine Dellen. Ich beobachtete, wie das schwarze Gebräu aus der kleinen Tülle kam.
    Überhaupt merkte ich, daß ich eine ganze Menge Kleinigkeiten beobachtete, während wir dort saßen, so sorgenvoll und elend mir auch zumute war. Davids bloße Anwesenheit gab mir Hoffnung.
    David nahm einen hastigen Schluck von seinem frischen Kaffee, als der Kellner sich entfernte, und griff dann in seine Jackentasche. Er drückte mir ein kleines Bündel dünner Zettel in die Hand. »Das sind Zeitungsartikel über die Morde. Lesen Sie sie sorgfältig. Erzählen Sie mir alles, was Ihnen dazu einfällt.«
    Bei dem ersten Artikel, »Vampirmord in Midtown«, verschlug es mir vor Zorn die Sprache. Ich sah die wollüstige Zerstörungswut, von der David gesprochen hatte. Es mußte an seiner Unbeholfenheit liegen, daß er auf so stupide Weise das Mobiliar zertrümmert hatte. Und diese Diebereien - wie über alle Maßen albern! Was meinen armen Agenten betraf, so hatte er ihm das Genick gebrochen, während er ihm das Blut aussaugte. Auch das war Ungeschicklichkeit.
    »Es ist ein Wunder, daß er überhaupt imstande ist zu fliegen«, bemerkte ich wütend. »Dennoch ist er hier im dreißigsten Stock durch die Wand gekommen.«
    »Das bedeutet nicht, daß er diese Fähigkeit über wirklich große Entfernungen einsetzen kann«, antwortete David.
    »Wie hätte er es dann geschafft, in einer Nacht von New York nach Bal Harbour zu kommen? Und was noch entscheidender ist:
    Wieso? Wenn er mit dem Flugzeug reist, wieso fliegt er dann nach Bal Harbour und nicht nach Boston? Oder nach Los Angeles oder nach Paris, um Himmels willen? Überlegen Sie doch, was er zu gewinnen hätte, wenn er ein berühmtes Museum oder eine große Bank ausrauben wollte. Aber Santo Domingo - das verstehe ich nicht. Selbst wenn er die Fähigkeit des Fliegens gemeistert hat, kann es nicht leicht für ihn sein. Warum um alles in der Welt geht er also dorthin? Will er bloß seine Morde so weit verstreut wie möglich begehen, damit niemand die Fälle in Zusammenhang bringt?«
    »Nein«, sagte David. »Wenn ihm wirklich an Geheimhaltung gelegen wäre, dann würde er nicht in diesem spektakulären Stil operieren. Er stümpert. Er benimmt sich, als wäre er berauscht.«
    »Ja. So fühlt es sich am Anfang auch tatsächlich an. Der Effekt der Sinneserweiterung ist überwältigend.«
    »Ist es möglich, daß er durch die Luft reist und einfach da zuschlägt, wo der Wind ihn hinträgt?« fragte David. »Daß überhaupt kein Sinn und Verstand dahintersteckt?«
    Ich dachte über diese Frage nach, während ich langsam die anderen Berichte las; es war frustrierend, daß ich sie nicht überfliegen konnte, wie ich es mit meinen Vampiraugen gekonnt hätte. Ja, weitere Patzer, noch mehr Dummheit. Menschliche Körper, »mit einem schweren Gegenstand« zermalmt, der natürlich schlicht seine Faust war.
    »Er zerbricht gern Glas, nicht wahr?« sagte ich. »Es macht ihm Spaß, seine Opfer zu überraschen. Ihre Angst muß ihm gefallen. Zeugen hinterläßt er nicht. Er stiehlt alles, was von offensichtlichem Wert ist. Und nichts davon ist besonders wertvoll. Wie ich ihn hasse. Und doch… ich habe genauso schreckliche Dinge schon selbst getan.«
    Ich erinnerte mich an meine Gespräche mit dem Schurken. Wieso hatte ich sein Gentlemanbenehmen nicht durchschaut? Aber auch Davids

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