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Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Titel: Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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diese schwache und feige Kreatur zu sein!«
    Ich lehnte mich zurück und verdrehte die Augen zur Decke; ich bemühte mich, nicht zu husten oder zu niesen oder zu weinen oder meine rechte Hand zur Faust zu ballen und sie durch die Tischplatte oder in die Wand neben mir zu rammen. »Ich verabscheue Feigheit!« wisperte ich.
    »Das weiß ich«, sagte er freundlich. Er betrachtete mich eine Weile schweigend; dann betupfte er seinen Mund mit seiner Serviette und griff nach seiner Kaffeetasse, ehe er weiter sprach. »Angenommen, James läuft noch in Ihrem alten Körper herum
    - sind Sie absolut sicher, daß Sie den Rücktausch wollen, daß Sie wirklich wieder Lestat in seinem alten Körper sein möchten?«
    Ich lachte traurig vor mich hin. »Wie kann ich es noch deutlicher sagen?« fragte ich müde. »Wie zum Teufel kann ich denn den Rücktausch vornehmen? Das ist die Frage, von der mein Verstand abhängt.«
    »Nun, zuerst müssen wir James ausfindig machen. Wir werden unsere ganze Energie darauf verwenden, ihn zu finden. Wir werden nicht aufgeben, bevor wir nicht überzeugt worden sind, daß es ihn nicht mehr gibt.«
    »Schon wieder lassen Sie es so einfach klingen! Wie soll so etwas denn gehen?«
    »Psst. Sie erregen unnötige Aufmerksamkeit«, warnte er mit ruhiger Autorität. »Trinken Sie Ihren Orangensaft. Sie können ihn gebrauchen. Ich bestelle noch welchen.«
    »Ich brauche keinen Orangensaft, und ich brauche auch keine Krankenschwester mehr«, sagte ich. »Wollen Sie ernsthaft andeuten, daß wir eine Chance haben, diesen Dämon zu fangen?«
    »Lestat, ich habe es Ihnen schon einmal gesagt: Denken Sie an die offenkundigen und unabänderlichen Beschränkungen, denen Sie in Ihrem früheren Zustand unterlegen sind. Ein Vampir kann sich am Tag nicht bewegen. Ein Vampir ist am Tag fast völlig hilflos. Zugegeben, es gibt den Reflex, nach jedem zu greifen, der die Ruhe stört, und ihn zu verletzen. Aber davon abgesehen ist er hilflos. Und für acht bis zwölf Stunden muß er an einem festen Ort bleiben. Das gibt uns den traditionellen Vorteil, zumal wir so viel über das fragliche Wesen wissen. Wir brauchen nur eine Gelegenheit, dieser Kreatur entgegenzutreten und sie so sehr zu verwirren, daß der Tausch stattfinden kann.«
    »Das können wir erzwingen?«
    »Ja. Ich weiß, daß wir es können. Er kann so lange aus diesem Körper hinausgetrieben werden, daß Sie hineinkönnen.«
    »David, ich muß Ihnen etwas sagen. In diesem Körper habe ich keinerlei übersinnliche Kräfte. Als sterblicher Junge hatte ich auch keine. Ich glaube nicht, daß ich… aus diesem Körper hinauskann. Ich habe es in Georgetown einmal versucht. Es hat sich nichts gerührt.«
    »Jeder beherrscht diesen kleinen Trick, Lestat; Sie hatten nur Angst. Und manches von dem, was Sie in Ihrem Vampirkörper gelernt haben, tragen Sie jetzt mit sich herum. Offensichtlich haben die übernatürlichen Zellen Ihnen einen Vorteil verschafft, aber der Geist selbst vergißt nichts. Offenbar hat James seine Geisteskräfte von Körper zu Körper mitgenommen. Auch Sie müssen einen Teil Ihres Wissens mitgenommen haben.«
    »Gut, ich hatte Angst. Ich habe seitdem Angst, es noch einmal zu versuchen - Angst, daß ich doch hinaus- und dann nicht wieder hineinkomme.«
    »Ich werde Ihnen beibringen, wie Sie Ihren Körper verlassen können. Ich werde Ihnen zeigen, wie wir einen koordinierten Angriff gegen James unternehmen. Und vergessen Sie nicht, wir sind zu zweit, Lestat. Sie und ich werden ihn zusammen angreifen. Und ich habe beträchtliche übersinnliche Kräfte, um es mit einfachsten Worten zu beschreiben. Es gibt vieles, was ich tun kann.«
    »David, ich werde dafür in aller Ewigkeit Ihr Sklave sein. Was immer Sie haben wollen, ich werde es Ihnen beschaffen. Ich gehe bis ans Ende der Welt für Sie. Wenn wir in dieser Sache nur Erfolg haben.«
    Er zögerte, als liege ihm eine scherzhafte Bemerkung auf der Zunge, aber dann besann er sich anders und fuhr fort. »Wir werden mit dem Unterricht beginnen, sobald wir können. Aber wenn ich es länger bedenke, halte ich es für das beste, wenn ich ihn aus dem Körper hinausschleudere; das kann ich tun, bevor er überhaupt begreift, daß Sie da sind. Ja, so muß unser Jagdplan aussehen. Er wird keinen Verdacht schöpfen, wenn er mich sieht. Ich kann meine Gedanken mühelos vor ihm verhüllen. Das ist übrigens auch etwas, was Sie lernen müssen: Ihre Gedanken zu verschleiern.«
    »Aber wenn er Sie erkennt, David, dann weiß

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