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Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Titel: Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Eleganz einer Theorie zu sein … bevor das Wort »Wissenschaft« die Bedeutung erlangte, die es heute hat.
    Ich glaube, daß Rembrandt als junger Mann seine Seele an den Teufel verkaufte. Es war ein einfacher Handel. Der Teufel versprach, Rembrandt zum berühmtesten Maler seiner Zeit zu machen. Der Teufel schickte ihm Scharen von Sterblichen, die sich von ihm porträtieren ließen. Er gab Rembrandt Reichtum, er gab ihm ein bezauberndes Haus in Amsterdam, eine Frau und später eine Geliebte, denn er war sicher, daß er am Ende Rembrandts Seele bekommen würde.
    Aber Rembrandt hatte sich durch die Begegnung mit dem Teufel verändert. Nachdem er einen so unbestreitbaren Beweis für das Böse gesehen hatte, war er unversehens besessen von der Frage: Was ist gut? Er suchte in den Gesichtern seiner Modelle nach innerer Göttlichkeit; und zu seinem Erstaunen sah er einen Funken davon noch in den unwürdigsten Menschen.
    Sein Talent war so groß - und, wohlgemerkt, er hatte sein Talent nicht vom Teufel; das Talent war schon vorher dagewesen -, daß er dieses Gute nicht nur sehen, sondern auch malen konnte; er war fähig, sein Wissen darum und seinen Glauben daran in das Ganze einfließen zu lassen.
    Mit jedem Porträt vertiefte sich seine Erkenntnis der Gnade und des Guten im Menschen. Er sah die Fähigkeit zum Mitgefühl und zur Weisheit, die in jeder Seele wohnt. Sein Talent nahm zu, je weiter er kam; das Aufscheinen des Unendlichen wurde immer subtiler, die Person selbst immer spektakulärer, und jedes Werk großartiger, heiterer und prächtiger.
    Und endlich waren die Gesichter, die Rembrandt malte, überhaupt keine Gesichter aus Fleisch und Blut mehr. Es waren Geistgestalten, Porträts dessen, was sich im Körper des Menschen verbarg; es waren Visionen dessen, was dieser Mensch, den er malte, in seiner besten Stunde war, dessen, was er einst zu werden fähig war.
    Deshalb sehen die Kaufleute der Tuchmachergilde aus wie die ältesten und weisesten unter den Heiligen Gottes.
    Aber nirgends ist diese spirituelle Tiefe und Einsicht klarer manifestiert als in Rembrandts Selbstbildnissen. Und sicher wissen Sie, daß er uns davon einhundertzwanzig hinterlassen hat.
    Warum, glauben Sie, hat er so viele gemalt? Sie waren seine persönliche Bitte an Gott, den Fortschritt dieses Mannes zur Kenntnis zu nehmen, der durch die aufmerksame Beobachtung anderer von seiner Art eine vollständige religiöse Verwandlung erfahren hatte. »Dies ist meine Vision«, sagte Rembrandt zu Gott.
    Gegen Ende seines Lebens wurde der Teufel mißtrauisch. Es paßte ihm nicht, daß sein Günstling so prachtvolle Gemälde schuf, so voller Wärme und Güte. Er hatte die Holländer für ein materialistisches und daher weltliches Volk gehalten. Und hier auf diesen Bildern, die überquollen vor reicher Kleiderpracht und kostbaren Besitztümern, schimmerte der unbestreitbare Beweis dafür auf, daß menschliche Wesen grundlegend anders als jedes andere Tier im Kosmos sind eine kostbare Mischung von Fleisch und unsterblichem Feuer.
    Nun, Rembrandt ertrug alle Mißhandlungen, mit denen der Teufel ihn überhäufte. Er verlor sein schönes Haus in der Jodenbreestraat. Er verlor seine Geliebte und schließlich sogar seinen Sohn. Und doch malte er immer weiter, ohne eine Spur von Bitterkeit oder Eigensinn; immer weiter durchtränkte er seine Bilder mit Liebe.
    Schließlich lag er auf dem Sterbebett. Der Teufel tanzte entzückt umher und war bereit, Rembrandts Seele zu ergreifen und sie zwischen seinen bösen Fingern zu zerquetschen. Aber die Engel und Heiligen riefen Gott an und baten Ihn einzuschreiten.
    »Wen gäbe es auf der Welt, der mehr über das Gute wüßte?« riefen sie und deuteten auf den sterbenden Rembrandt. »Wer hat mehr gezeigt als dieser Maler? Seine Bildnisse schauen wir an, wenn wir das Göttliche im Menschen sehen wollen.«
    Und so brach Gott den Pakt zwischen Rembrandt und dem Teufel. Er nahm die Seele Rembrandts zu sich, und der Teufel, der aus genau dem gleichen Grund erst kürzlich um Faust betrogen worden war, raste vor Wut.
    Gut, dann würde er das Leben Rembrandts in die Vergessenheit reißen. Er würde dafür sorgen, daß die gesamte Habe des Mannes und alle seine Aufzeichnungen vom großen Strom der Zeit verschlungen würden. Und das ist der Grund, weshalb wir fast nichts über Rembrandts wirkliches Leben und über seine Persönlichkeit wissen.
    Aber das Schicksal der Bilder lag nicht in der Hand des Teufels. Sosehr er sich auch

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