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Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Titel: Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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vollendeten Bestien werden, wenn es um Geld geht. Rufe meinen Agenten in Paris an. Ich werde ihn anweisen, dir alles zu geben, was du willst. Ich werde dafür sorgen, daß du dein Vermögen bis auf den letzten Penny zurückbekommst und vor allem dein Haus. Du kannst alles haben, was ich dir geben kann.«
    Er sah ein bißchen überrascht aus, dann tief gerührt.
    Ich fragte mich unwillkürlich: Hatte ich in diesem großen, geschmeidigen Körper je so entspannt ausgesehen? Sicher waren meine Bewegungen impulsiver, ja, sogar ein bißchen heftig gewesen. Die Kraft hatte mich zu einer gewissen Unbekümmertheit veranlaßt. Er hingegen schien die Kenntnis einer jeden Sehne, eines jeden Knochens assimiliert zu haben.
    Ich sah ihn vor meinem geistigen Auge, den alten David, wie er durch die schmalen, kopfsteingepflasterten Gassen des alten Amsterdam wanderte und den vorübersausenden Fahrrädern auswich. Die gleiche ausgeglichene Haltung hatte er schon damals gehabt.
    »Lestat, du bist jetzt nicht verantwortlich für mich«, sagte er. »Du hast das alles nicht verursacht.«
    Wie elend mir plötzlich war. Aber es gab Worte, die gesagt werden mußten, nicht wahr?
    »David«, begann ich und bemühte mich, mir meine Wundheit nicht anmerken zu lassen, »ich hätte ihn nicht besiegen können, wenn du nicht gewesen wärst. Ich habe dir in New Orleans gesagt, ich würde in Ewigkeit dein Sklave sein, wenn du mir helfen würdest, meinen Körper von ihm zurückzuholen. Und das hast du getan.« Meine Stimme zitterte. Das ärgerte mich. Aber warum jetzt nicht alles sagen? Warum den Schmerz noch verlängern? »Natürlich weiß ich, daß ich dich für immer verloren habe, David. Ich weiß, jetzt wirst du das Geschenk der Finsternis niemals von mir annehmen.«
    »Aber wieso sagst du, du hast mich verloren, Lestat?« fragte er in leisem, inbrünstigem Ton. »Wieso muß ich sterben, um dich zu lieben?« Er preßte die Lippen zusammen und suchte das aufbrandende Gefühl zu unterdrücken. »Warum dieser Preis, zumal jetzt, da ich so lebendig bin wie nie zuvor? Lieber Gott, du erkennst doch sicher das Ausmaß dessen, was geschehen ist! Ich bin wiedergeboren worden!«
    Er legte mir die Hand auf die Schulter, und seine Finger versuchten sich in diesen harten, fremdartigen Körper zu krallen, der seine Berührung kaum spürte - oder, besser gesagt, der sie auf eine Weise spürte, wie er es nie erleben würde. »Ich liebe dich, mein Freund«, sagte er in dem gleichen glutvollen Flüsterton. »Bitte verlaß mich jetzt nicht. Das alles hat uns einander so nah gebracht.«
    »Nein, David, das hat es nicht. In den letzten paar Tagen waren wir einander nah, weil wir beide sterblich waren. Wir haben dieselbe Sonne gesehen und dieselbe Dämmerung, und wir haben dieselbe Anziehung der Erde unter unseren Füßen gespürt. Wir haben zusammen getrunken und das Brot zusammen gebrochen. Wir hätten miteinander geschlafen, wenn du es zugelassen hättest. Aber jetzt ist alles anders. Du hast deine Jugend, ja, und das ganze schwindelerregende Staunen, das ein Wunder begleitet. Aber ich sehe immer noch den Tod, wenn ich dich anschaue, David. Ich sehe einen, der durch die Sonne geht und den Tod an seiner Seite hat. Ich weiß jetzt, daß ich nicht dein Gefährte sein kann und du nicht der meine. Es kostet mich einfach zuviel Schmerz.«
    Er senkte den Kopf und bemühte sich stumm und tapfer, die innerliche Beherrschung nicht zu verlieren. »Verlaß mich noch nicht«, wisperte er. »Wer in aller Welt könnte es verstehen?«
    Plötzlich wollte ich ihn anflehen. Denk doch nur, David: Unsterblichkeit in dieser wunderschönen jungen Gestalt. Ich wollte ihm von den Orten erzählen, an die wir zusammen gehen könnten, unsterblich miteinander, und von den Wundern, die wir sehen könnten. Ich wollte ihm den dunklen Tempel beschreiben, den ich in den Tiefen des Regenwaldes entdeckt hatte, wollte ihm erzählen, wie es gewesen war, durch den Dschungel zu streifen, furchtlos und mit Augen, die bis in die finstersten Winkel blicken konnten… Oh, das alles drohte in einem Schwall von Wörtern aus mir herauszubrechen, und ich versuchte gar nicht erst, meine Gedanken und Gefühle zu verschleiern. Oja, du bist wieder jung, und jetzt kannst du für immer jung sein. Ein schöneres Gehäuse für deine Reisen in die Dunkelheit hätte niemand bauen können; es ist, als hätten die dunklen Geister das alles getan, um dich bereit zu machen! Weisheit und Schönheit, beides ist dein! Unsere

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