Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr
Und dort einen Schrank für meine Videokassetten und Laserdisks - ein bemalter asiatischer Kleiderschrank würde sich eignen. Und die Telefone verstecken.
»Und eine Faksimile-Maschine! Ich muß eins dieser kleinen Wunderwerke haben! Suchen Sie auch dafür ein Versteck. Ja, Sie können dieses Zimmer dort als Büro einrichten, aber machen Sie es geschmackvoll und schön. Man darf nichts sehen, was nicht aus poliertem Messing, feinem Wollstoff oder glänzendem Holz ist, aus Seide oder Baumwollspitze. In dem Schlafzimmer dort will ich ein Wandbild haben. Hier, ich zeige es Ihnen. Aber schauen Sie doch, sehen Sie die Tapete da? Genauso sieht die Wandmalerei aus. Holen Sie sich einen Fotografen, zeichnen Sie jeden Zollbreit auf und beginnen Sie mit der Restaurierung. Arbeiten Sie sorgfältig, aber sehr schnell.«
Schließlich waren wir mit den klammen Innenräumen fertig. Es wurde Zeit, über den Garten mit dem verfallenen Springbrunnen zu sprechen und auch über die Wiederherstellung der alten Küche. Bougainvilleen wollte ich haben und Königinnenkranz, den ich so liebe, und den großen Hibiskus, jawohl, denn diese schönen Blüten hatte ich soeben in der Karibik gesehen, und die Königin der Nacht natürlich. Und Bananenstauden, die wollte ich auch. Ach, die alten Mauern stürzen bald ein. Reparieren Sie sie. Stützen Sie sie. Und oben, auf der hinteren Veranda, will ich Farne, alle möglichen zarten Farne. Es wird ja wieder wärmer, nicht wahr? Sie werden gut gedeihen.
Jetzt noch einmal die Treppe hinauf, durch die langgestreckte braune Höhlung des Hauses und auf die vordere Veranda.
Ich brach die Glastüren auf und trat hinaus auf die verrotteten Bohlen. Das feine alte Eisengeländer war gar nicht so sehr verrostet. Das Dach würde man natürlich erneuern müssen. Aber bald würde ich hier draußen sitzen, wie ich es damals hin und wieder getan hatte, und die Passanten auf der anderen Straßenseite beobachten.
Natürlich würden die treuen und eifrigen Leser meiner Bücher mich hier ab und zu sehen. Wer Louis’ Memoiren gelesen hatte und nun herkam, um die Wohnung zu sehen, in der wir gewohnt hatten, würde das Haus sicher erkennen.
Aber das machte nichts. Sie glaubten daran, aber an etwas zu glauben, bedeutet nicht, etwas zu glauben. Und was war irgendein junger, blondgesichtiger Mann schon, der ihnen von einem hohen Balkon aus zulächelte und die Arme auf das Geländer gestützt hielt? Ich würde nie von diesen Zarten, Unschuldigen trinken - nicht einmal, wenn sie mir ihre Kehle entblößten und sagten: »Lestat, hier!« (Das ist mir auf dem Jackson Square schon passiert, Leser, und zwar nicht nur einmal.)
»Sie müssen sich beeilen«, sagte ich zu dem jungen Mann, der immer noch kritzelte und maß und etwas von Farben und Stoffen vor sich hin murmelte; hin und wieder bemerkte er Mojo neben sich, vor oder hinter sich, und dann erschrak er. »Ich will, daß es vor dem Sommer fertig ist.« Er war ziemlich verdattert, als ich ihn gehen ließ. Ich blieb mit Mojo allein in dem alten Haus zurück.
Der Dachboden. Früher war ich dort nie hinaufgestiegen. Aber abseits der hinteren Veranda befand sich halbversteckt eine alte Treppe, gleich hinter dem Salon, dem Zimmer, in dem Claudia einst mit ihrem großen, blitzenden. Messer meine dünne weiße Sprößlingshaut aufgeschlitzt hatte. Dort ging ich jetzt hin und stieg zu den niedrigen Zimmern unter dem schrägen Dach hinauf. Ah, es war hoch genug für einen Mann von einem Meter fünfundachtzig, und die Mansardenfenster an der Vorderseite ließen das Licht von der Straße herein.
Hier sollte ich mir mein Nest einrichten, dachte ich, mit einem harten, schmucklosen Sarkophag, dessen Deckel kein Sterblicher würde verrücken können. Kein Problem, unter dem Giebel eine kleine Kammer einzubauen, mit einer schweren Bronzetür, die ich selbst entwerfen würde. Und wenn ich mich dann erhebe, gehe ich hinunter ins Haus und finde es vor, wie es in jenen wunderbaren Jahrzehnten war; nur werde ich umgeben sein von all den technischen Wunderwerken, die ich brauche. Die Vergangenheit wird nicht zurückgewonnen; die Vergangenheit wird auf das Vollkommenste überlagert werden.
»Nicht wahr, Claudia?« flüsterte ich, als ich wieder im Salon stand. Nichts antwortete mir. Nicht der Klang eines Spinetts, nicht der Kanarienvogel in seinem Käfig. Aber Singvögel würde ich wieder haben, jawohl, viele, und das Haus würde erfüllt sein von schwerer, tosender Musik von Haydn oder
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