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Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Titel: Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Die Küche war vollgestopft mit blinkenden Kupfertöpfen,, die Einrichtung war schwarz, die Schränke hatten Glastüren ohne sichtbare Handgriffe zum Öffnen, und der Herd war mit einem leuchtendroten Keramikkochfeld ausgestattet.
    Trotz der nächtlichen Stunde war James nirgends zu sehen.
    Ich betrat das Haus.
    Im ersten Stock lag das Schlafzimmer mit einem niedrigen, modernen Bett - eigentlich war es nicht mehr als ein Holzgestell mit einer Matratze darin, bedeckt von einer Steppdecke mit buntem, geometrischem Muster und zahlreichen weißen Kissen, streng und elegant wie alles andere. Der Schrank war voll von teuren Kleidungsstücken, ebenso die Schubladen einer chinesischen Kommode und eine zweite, handgeschnitzte Truhe neben dem Bett.
    Andere Zimmer standen leer, aber nirgends gab es Anzeichen der Vernachlässigung. Computer sah ich nicht. Zweifellos hatte er sie woanders untergebracht.
    In einem dieser Zimmer versteckte ich eine große Summe Geldes im Innern des unbenutzten Kamins; ich würde es später vielleicht brauchen.
    Auch in einem unbenutzten Bad versteckte ich Geld hinter einem Wandspiegel.
    Es waren einfache Vorkehrungen; eigentlich konnte ich mir nicht vorstellen, wie es sein würde, ein Mensch zu sein. Vielleicht würde ich mich ziemlich hilflos fühlen. Man wußte es einfach nicht.
    Nachdem ich diese kleinen Maßnahmen getroffen hatte, ging ich hinauf aufs Dach. Ich sah James am Fuße der Anhöhe; er bog eben von der M Street her um die Ecke, beladen mit Paketen. Zweifellos hatte er wieder gestohlen, denn in diesen trägen Stunden vor dem Morgengrauen gab es ja nirgends ein offenes Geschäft. Ich verlor ihn aus den Augen, als er mit dem Aufstieg begann.
    Aber noch ein merkwürdiger Besucher erschien, ohne daß ein Sterblicher das leiseste Geräusch hätte hören können. Es war ein großer Hund, der scheinbar aus dem Nichts auftauchte, seitlich am Haus vorbeitrabte und in den Garten lief.
    Ich witterte das Tier gleich, als es herankam, aber ich sah es erst, als ich über das Dach auf die Rückseite des Hauses stieg. Ich erwartete, schon vorher von ihm zu hören, denn es würde mich sicher wittern und instinktiv wissen, daß ich kein Mensch war; dann würde es seine natürlichen Alarmsignale abgeben, knurren und kläffen.
    Im Laufe der Jahrhunderte hatten Hunde das oft genug bei mir getan, wenn auch nicht immer. Manchmal kann ich sie hypnotisieren und steuern. Aber ich fürchtete ihre instinktive Ablehnung, die mir immer im Herzen weh tat.
    Dieser Hund hatte nicht gebellt oder sonst einen Hinweis darauf gegeben, daß er meine Anwesenheit wahrgenommen hatte. Eindringlich starrte er die Hintertür des Hauses an. Buttergelbe Lichtquadrate fielen vom Fenster der Tür auf den tiefen Schnee.
    Ich hatte reichlich Gelegenheit, ihn in ungestörter Stille zu betrachten, und er war, um es ganz einfach zu sagen, einer der schönsten Hunde, die ich je gesehen hatte.
    Er hatte ein dickes, üppiges Fell, golden und grau gefleckt und von einem feinen Sattel aus längeren schwarzen Haaren überzogen. Seine Gestalt war die eines Wolfes, aber er war viel zu groß für einen Wolf, und er hatte nichts Verschlagenes, Scheues an sich, wie man es bei Wölfen findet. Im Gegenteil, wie er da so regungslos vor der Tür saß und sie anstarrte, hatte er etwas durchaus Majestätisches.
    Bei näherem Hinsehen fand ich, daß er am ehesten aussah wie ein großer deutscher Schäferhund mit seiner charakteristischen schwarzen Schnauze und dem wachsamen Gesicht.
    Als ich mich an die Dachkante heranschob und er endlich zu mir aufschaute, verspürte ich unbestimmte Erregung angesichts der wilden Intelligenz, die in den dunklen, mandelförmigen Augen schimmerte.
    Noch immer kam kein Bellen, kein Knurren von ihm. Er schien eine beinahe menschliche Verständigkeit zu besitzen. Aber wie konnte das sein Schweigen erklären? Ich hatte nichts getan, um ihn in meinen Bann zu schlagen oder seinen Hundeverstand zu betören oder zu vernebeln. Nichts. Aber da war nicht die Spur von instinktiver Abneigung.
    Ich ließ mich vor ihm in den Schnee fallen, und er schaute mich nur weiter an, mit unheimlichen und ausdrucksvollen Augen. Ja, er war so groß und so ruhig und selbstsicher, daß ich entzückt in mich hineinlachte, als ich ihn anschaute. Ich konnte nicht widerstehen:
    Ich streckte die Hand aus und berührte das weiche Fell zwischen den Ohren.
    Er legte den Kopf schräg, ohne mich aus den Augen zu lassen, was ich sehr liebenswert fand, und zu

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