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Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Titel: Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Uferstreifen entlang, bis wir an eine Stelle kamen, wo einige Felsbrocken einen natürlichen Sitz- und Ruheplatz boten. Wir setzten uns, und diese Körperhaltung schien meine Ängste, meine Konzentration und meinen Eifer, ihm zu lauschen, nur noch zu verstärken. Er wandte sich mir zu, so daß seine Flügel nicht mehr zu sehen waren. Zunächst hatte er sie gestreckt und ausgebreitet - die linke Schwinge hatte sich weit über meinem Kopf erhoben und ihre Spannweite mich eingeschüchtert. Aber im Sitzen reichte der Platz einfach nicht, um sie hinter sich zu falten, also ließ er seine Flügel einfach verschwinden.
    Memnoch erzählte weiter: »Im Himmel entstand aufgrund dieser Worte eine große Aufregung über die Frage, wer sich mit mir hinabbegeben und die Schöpfung begutachten wolle und wer nicht. Wie du schon weißt, bewegten sich die Engel frei innerhalb der Schöpfung. Viele waren schon seit langer Zeit auf der Erde und hatten eine Leidenschart für bestimmte Bäche, Täler und sogar für die inzwischen entstandenen Wüsten entwickelt. Doch was der Herr mir hier aufgetragen hatte, war eine besondere Mission - ›Geh hinab und lerne alles, was du kannst, über die Menschheit -, und so gab es Unstimmigkeiten darüber, wer ebenso leidenschaftlich an den Geheimnissen der menschlichen An interessiert war wie ich.«
    »Moment«, unterbrach ich ihn. »Entschuldige. Wie viele Engel gibt es denn? Du hast Gott zitiert, und dabei fielen die Begriffe ›aller Rangstufen‹ und ›jeglicher Wesensart‹«
    »Bestimmt weißt du aus Sagen schon einiges von dem, was wahr ist«, antwortete er. »Gott erschuf uns, die Erzengel, zuerst - Memnoch, Michael, Gabriel, Uriel und viele weitere, deren Namen - absichtlich oder unabsichtlich - niemals bekannt wurden, deshalb werde ich sie jetzt auch nicht nennen. Die gesamte Anzahl der Erzengel? Fünfzig. Wir waren Seine ersten Geschöpfe, wie gesagt, wobei die Frage, wer genau vor wem erschaffen wurde, für hysterische Streitereien im Himmel gesorgt hat, Streitereien, an denen ich schon seit langem das Interesse verloren habe. Und nebenbei, ich bin sowieso davon überzeugt, daß ich der erste war. Aber das ist jetzt nicht wichtig.
    Wir stehen in unmittelbarster Beziehung zu Gott und auch zur Erde. Deshalb hat man uns den Namen Schutzengel oder auch Erzengel gegeben und in manchen religiösen Schriften als rangniedrig bezeichnet, aber das ist nicht wahr. Was stimmt, ist, daß wir die ausgeprägteste Persönlichkeit haben und uns am besten anpassen können, an Gott und an die Menschen.«
    »Ah ja. Und Ratziel, Metatron, Remiel?«
    Er lächelte. »Ich dachte mir, daß dir diese Namen bekannt sind«, sagte er. »Sie werden den Erzengeln zugeordnet, aber ich kann dir das unmöglich alles jetzt erklären. Du wirst es erfahren, wenn du gestorben bist. Außerdem ist es ein bißchen zuviel für den menschlichen Verstand, selbst wenn es ein vampirischer Verstand wie der deine ist.«
    »Na gut. Aber du gibst doch zu, daß die Namen sich auf tatsächliche Wesenheiten beziehen?«
    »Ja. Aber jetzt laß mich weitermachen. Ich möchte mich an meinen Zeitplan halten. Wir also sind, wie ich sagte, Gottes Boten, die mächtigsten Engel, und es dauerte nicht lange, bis ich auch Gottes Ankläger wurde, wie du sehen wirst.«
    »Satan bedeutet Ankläger«, warf ich ein. »Und all die anderen scheußlichen Namen, die du nicht magst, haben irgend etwas mit dieser Bedeutung ›Ankläger‹ zu tun.«
    »Richtig«, bestätigte er. »Die Verfasser der frühesten religiösen Texte kannten nur Bruchteile der Wahrheit und dachten, es seien die Menschen, die ich anklage, und nicht Gott; nun, dafür hatten sie Gründe, wie du gleich sehen wirst. Man könnte sagen, ich bin zum Generalankläger für alle und jeden geworden.« Er wirkte leicht außer Atem, doch dann hatte er seine Stimme wieder in der Gewalt und sprach ruhig und gemessen weiter. »Mein Name ist aber Memnoch, und es gab und gibt keinen mächtigeren oder klügeren Engel als mich.«
    »Davon bin ich überzeugt«, sagte ich, nicht nur, um höflich zu sein, sondern auch, weil ich diese Feststellung wirklich nicht in Frage stellen wollte. Warum sollte ich? Mir fiel aber noch etwas ein. »Was ist mit den Neun Chören?«
    »Die gibt es. Bene ha elohim besteht aus diesen Neun Chören und wird, dank offenbarungs- und vielleicht auch unheilträchtiger Zeiten - welcher Art die Ereignisse auch immer waren -, sehr schön beschrieben von hebräischen und christlichen

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