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Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Titel: Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Gelehrten. Die Erste Triade bilden drei Chöre, die Seraphim, Cherubim und Ophanim, die eng mit der Herrlichkeit Gottes verbunden sind. Sie stehen in Seinem Bann, gedeihen in Seinem blendenden, schwindelerregenden Licht und entfernen sich so gut wie nie aus diesem Lichtkreis.
    Zuzeiten, wenn ich zornig bin und im Himmel Ansprachen halte, klage ich sie alle an - wenn du den wiederholten Gebrauch des Ausdrucks entschuldigst -, daß sie an Gott hafteten wie an einem Magneten und keine eigene Persönlichkeit und keinen freien Willen hätten. Aber natürlich haben sie beides, selbst die Ophanim, die sich am seltensten und dann nur stockend äußern - tatsächlich sagen die Ophanim für Äonen kein Wort. Jeder Engel dieser Ersten Triade kann von Gott Aufträge jeglicher Art erhalten, und sie sind auch schon auf der Erde erschienen, einige der Seraphim sogar den Menschen, und das in ziemlich spektakulären Auftritten. Zu ihren Gunsten muß man sagen, daß sie Gott absolut anbeten. Sie erfahren die Ekstase Seiner Gegenwart ohne Einschränkung, sie sind gänzlich und kritiklos von Ihm erfüllt, sie sind fügsam oder wahrlich Seiner am stärksten gewahr - je nachdem, von welchem Standpunkt aus man es betrachtet.
    Die Zweite Triade besteht aus weiteren drei Chören, die sich aber außer im Namen von den vorhergenannten dreien kaum unterscheiden, nur daß sie dem Lichte Gottes etwas ferner stehen - gerade so nahe, wie es ihre Wesensart erlaubt; und wenn es um Logik geht, sind sie vielleicht nicht so clever. Wer weiß? Mit Sicherheit sind sie noch fügsamer, allerdings auch häufiger zwischen Himmel und Erde unterwegs als die Gott hingegebene Erste Triade, von der besonders die Seraphim manchmal ganz schön arrogant sein können. Du siehst, das kann zu einer Menge Auseinandersetzungen führen.«
    »Ich denke, das verstehe ich ganz gut.«
    »Im Himmel singen all diese Engel ohne Unterlaß und meistens auch während ihrer Aufenthalte auf der Erde. Unmittelbar und ausdauernd erschallen ihre Gesänge zum Himmel, nicht so eruptionsartig und mit überlegtem Jubel, wie ich und meinesgleichen singen. Sie schweigen nie für längere Zeit, so wie wir - die Erzengel - es tun.
    Wenn du tot bist, wirst du all die unterschiedlichen Gesänge wahrnehmen können. Jetzt würde es dich den Verstand kosten. Dieses himmlische Klanggebilde ließ ich dich nur ansatzweise hören, und doch war es für dich nichts anderes als Getöse - ein Wirrwarr von Gesängen und Lachen, scheinbar unberechenbare Ausbrüche wunderschöner Klänge.«
    Ich nickte, denn die Geräusche hatte ich als schmerzhart, aber auch als übermächtig empfunden.
    »Zur letzten Triade gehören die Prinzipalen, die Erzengel und die Engel. Aber der Begriff ist irreführend, wie ich schon sagte - wir Erzengel sind die mächtigsten und wichtigsten Engel, haben die stärkste Persönlichkeit und sind diejenigen, deren Betroffenheit und Wißbegier am ausgeprägtesten sind. Die anderen Engel halten das natürlich für einen Makel. Kein durchschnittlicher Seraphim käme je auf den Gedanken, um Barmherzigkeit für die Menschheit zu bitten.
    Aber gut, jetzt kennst du den groben Aufbau. Es gibt unzählig viele Engel, und sie halten sich so lange in Gottes Nähe auf, bis Seine Großartigkeit sie überwältigt, dann entfernen sie sich wieder und singen verhaltener. Es ist ein ewiges Auf und Ab.
    Entscheidend ist, daß die Schutzengel der Erde, die Wächter, die, die sich intensiv mit der Schöpfung befaßten, Engel aller Rangstufen waren! Selbst unter den Seraphim gibt es Beobachter, die unzählige Jahre auf der Erde verbracht haben, ehe sie heimkehrten in den Himmel. Dieses Kommen und Gehen ist üblich. Sie sind nicht auf ihr angeborenes Verhalten fixiert.
    Engel sind nicht ohne Fehl, das hast du sicher inzwischen bemerkt. Sie sind vom Schöpfer gemacht. Sie wissen zwar nicht alles, was Gott weiß, das ist klar, aber sie haben dennoch ein enormes Wissen. Sie können alles erfahren, was im Laufe der Zeiten geschieht, wenn sie es nur wollen; und siehst du, darin eben unterscheiden sich die Engel, daß die einen das Wissen wollen und andere nur an Gott interessiert sind oder am Abglanz Gottes in den Seelen derer, die sich Ihm vollkommen hingegeben haben.«
    »Aha, ich verstehe. Du meinst, daß alle irgendwie recht haben und zugleich auch irgendwie unrecht.«
    »Eher recht als unrecht. Engel sind Individuen, darin liegt der Schlüssel zum Verständnis. Wir, die gefallenen Engel, sind keine besondere

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