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Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Titel: Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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heutigen Zeit, Handarbeit ja, aber von absoluter Perfektion, und das Gesicht hatte wirklich den von Blake so oft dargestellten erhabenen Ausdruck - ein dräuendes, böses, bocksbeiniges Wesen mit Augen, wie Blake sie seinen Heiligen und Sündern verlieh, voller Unschuld und Grimm in einem.
    Plötzlich hatte ich den Wunsch, sie zu besitzen, zu behalten, sie irgendwie nach New Orleans in mein Haus zu schaffen als Andenken daran, daß ich sozusagen halbtot vor Angst vor ihr geflohen war.
    Kalt und ernst stand sie da. Und auf einmal wurde mir klar, daß die Kunstwerke hier alle verloren sein könnten, wenn ich nicht irgend etwas unternahm; denn man würde alles konfiszieren, sobald sein Tod bekannt würde. Das waren seine Argumente Dora gegenüber gewesen, daß das hier, sein wahrer Reichtum, in gleichgültige Hände übergehen würde.
    Und Dora hatte sich von ihm abgewandt, hatte geweint, ein heimatloses Kind, verzehrt von Kummer und Furcht und Enttäuschung, da sie dem keinen Trost spenden konnte, den sie am meisten liebte.
    Ich blickte zu Boden. Vor meinen Füßen lag sein verstümmelter Körper, das weiche schwarze Haar wirr, die Augen halboffen. Die weißen Hemdsärmel waren mit häßlichem Rot befleckt, dem Blut aus den Wunden, die ich ihm unwillkürlich zugefügt hatte. Der Körper sah scheußlich verdreht aus, ich hatte ihm Hals und Wirbelsäule gebrochen.
    Also sollte ich ihn wegschaffen, ihn irgendwo loswerden, wo man ihn so schnell nicht finden würde. Niemand würde von seinem Tod erfahren, niemand vom FBI könnte Dora bedrängen oder ihr Leid zurügen. Anschließend würde ich mir über diese Kunstsammlung Gedanken machen, sie für Dora irgendwie hier heraustricksen.
    Ich nahm alle Ausweispapiere aus seiner Tasche. Alles gefälscht, nicht ein Fetzen mit seinem richtigen Namen.
    Roger hatte er geheißen. Ich hatte das von Anfang an gewußt, doch nur Dora hatte ihn so genannt. Allen anderen gegenüber hatte er exotische falsche Namen benutzt, die oft geradezu mittelalterlich klangen. Dieser Ausweis hier lautete auf den Namen Frederick Wynken. Das amüsierte mich wirklich. Frederick Wynken.
    Das war ein Name, der selbst Kinder zum Lachen brachte. Klang wie aus einem Kinderreim.
    Alles, was ihn identifizieren könnte, raffte ich zusammen und steckte es ein, um es später zu vernichten. Dann ging ich mit dem Messer ans Werk. Zuerst die Hände, die erstaunlich schlank und grazil waren und ordentlich manikürt. Er schien wirklich ziemlich in sich selbst verliebt gewesen zu sein, und das nicht ganz grundlos. Dann der Kopf; mit diesem Messer konnte man nicht sehr geschickt vorgehen, mit brutaler Gewalt mußte ich Haut und Sehnen durchtrennen. Ich machte mir nicht die Mühe, ihm die Augen zu schließen. Der starre Blick der Toten fasziniert mich nicht, nichts Lebendiges spiegelt sich mehr darin. Sein Mund war schlaff, gefühllos, die Wangen im Tode geglättet. So sahen sie hinterher immer aus.
    Kopf und Hände steckte ich in zwei verschiedene Säcke, den Körper in den dritten.
    Jetzt sah ich, daß der Teppich - nur der oberste von mehreren, sie lagen wie in einem Ramschladen übereinander - ebenfalls Blutflecken aufwies. Das war schlecht. Doch wichtig war, daß ich die Leiche jetzt verschwinden lassen würde. Kein Sterblicher aus dem Haus würde durch den unvermeidlichen Verwesungsgeruch hierhergeführt werden. Und keine Leiche bedeutete auch, daß vielleicht kein Mensch je erfuhr, was aus ihm geworden war - für Dora sicher das beste, besser auf jeden Fall, als wenn sie durch Sensationsberichte und Fotos mit
    einer Szene konfrontiert wurde, wie ich sie hier angerichtet hatte.
    Ich warf noch einen letzten Blick auf das bedrohliche Angesicht des Engels, Teufels oder was auch immer, mit seiner wilden Mähne, dem schönen Mund und den großen, glänzenden Augen. Dann, mit den drei Säcken über der Schulter wie der heilige Nikolaus, machte ich mich auf den Weg, um mich von Roger zu befreien, Stück für Stück.
    Das war kein Problem.
    Eine knappe Stunde trottete ich durch die leeren, verschneiten Straßen und hielt Ausschau nach heruntergekommenen Gebäuden, nach Abfallbergen und Haufen von Dreck und Unrat, die kaum jemand durchwühlen oder gar wegschaffen würde.
    Seine Hände begrub ich in einem riesigen Müllberg unter einer Brücke. Ein paar Sterbliche lungerten, in Wolldecken gewickelt, um ein Feuer, das in einer Blechtonne brannte. Was ich da machte, kümmerte sie nicht im mindesten. Ich schob das

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