Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Titel: Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
Vom Netzwerk:
einlassen, wieviel du dieser Frau enthüllen willst. Ich habe das Gewebe der Dinge im Sinn, um mit Davids Worten zu sprechen. Das heißt, wie wird es mit dieser Frau sein, nachdem du dich mir angeschlossen hast?«
    Ich schwieg.
    Er seufzte. »In Ordnung, ich habe Jahrhunderte auf jemanden wie dich gewartet. Was bedeuten mir zwei weitere Nächte, so wie die Dinge liegen. Wir sprechen nur von morgen nacht, das ist doch richtig? Wenn am darauffolgenden Abend die Sonne untergeht, werde ich dich abholen.«
    »Einverstanden.«
    »Ich gebe dir eine Kleinigkeit mit auf den Weg, damit du mir Glauben schenkst. Es ist für mich gar nicht so einfach, deinen Grad an Verständnis einzuschätzen, denn du bist so voller Paradoxa und Zwiespältigkeiten. Ich biete dir jetzt etwas Außergewöhnliches.«
    »Okay.«
    »Also, nenn es meinetwegen ein Zeichen: Frag Dora nach Onkel Mickeys Auge. Sie soll dir erzählen, was Roger nie darüber erfahren hat.«
    »Das klingt nach spiritistischen Salonspielereien.«
    »Meinst du? Frag sie einfach.«
    »Na gut. Die Wahrheit über Onkel Mickeys Auge. Jetzt habe ich aber auch noch eine letzte Frage. Du bist der Teufel, ja? Aber du bist nicht schlecht? Wieso?«
    »Eine absolut unbedeutende Frage. Oder um es etwas rätselharter auszudrücken: Ich habe es gar nicht nötig, schlecht zu sein, das wirst du schon noch sehen. Ach, ich finde das alles jetzt so unbefriedigend, weil du noch so vieles sehen solltest.«
    »Aber du stehst im Gegensatz zu Gott?«
    »O ja, ich bin voll und ganz Sein Gegenspieler! Lestat, wenn du alles gesehen und gehört hast, was es zu sehen und zu hören gibt, wenn du mit Gott gesprochen hast und Seine und meine Sicht der Dinge kennst, wirst du dich mir anschließen, da bin ich ganz sicher.«
    Er stand auf. »Ich gehe jetzt. Soll ich dir vom Boden aufhelfen?«
    »Unbedeutend und unnötig«, sagte ich verdrießlich. »Du wirst mir fehlen.«
    Die Worte waren mir mehr oder weniger herausgerutscht und erstaunten mich selbst.
    »Ich weiß«, antwortete er.
    »Ich habe die ganze morgige Nacht, denk bitte daran.«
    »Ist dir nicht klar, daß es weder Tag noch Nacht gibt, wenn du mit mir gehst?«
    »Oh, das führt mich in Versuchung, aber genau das können Teufel ja so gut. Versuchen. Ich muß erst über das alles nachdenken, ich muß mich mit anderen beraten.«
    »Rat suchen?« Er schien tatsächlich überrascht.
    »Ich werde mich nicht mit dem Teufel davonmachen, ohne es jemandem zu erzählen«, sagte ich. »Du bist doch der Teufel! Warum, verdammt noch mal, sollte ich dem Teufel trauen? Das ist doch absurd! Du spielst nach irgendwelchen Regeln, wie jedermann. Aber ich kenne deine Spielregeln nicht. Nun, du hast mich vor die Wahl gestellt, und ich habe mich entschieden. Zwei ganze Nächte und nicht eher. Laß mich die ganze Zeit über in Ruhe! Schwöre es.«
    »Warum?« fragte er höflich, als habe er es mit einem widerspenstigen Kind zu tun. »Damit du nicht den Klang meiner Schritte fürchten mußt?«
    »Möglich.«
    »Was bedeutet ein Schwur, wenn du nicht an die Wahrheit meiner Worte glaubst?« Er schüttelte den Kopf, als benähme ich mich wie ein törichter Mensch.
    »Kannst du schwören oder nicht?«
    »Ich schwöre« - er legte die Hand auf sein Herz oder auf die Stelle, wo es hätte sein sollen - »und natürlich vollkommen aufrichtig.«
    »Danke, jetzt geht es mir schon besser.«
    »David wird dir nicht glauben«, sagte er sanft.
    »Ich weiß«, räumte ich ein.
    »Übermorgen nacht werde ich dich abholen, wo auch immer du bist.« Er nickte nachdrücklich und verschwand mit seinem üblichen strahlenden Lächeln. Nicht wie ich zu verschwinden pflegte, nämlich in einem derartigen Tempo, daß kein Sterblicher es verfolgen konnte. Nein, er löste sich wirklich und wahrhaftig auf der Stelle in Luft auf.

Kapitel 8
    Z ittrig erhob ich mich vom Boden und klopfte meine Kleidung ab, dabei stellte ich ohne Verwunderung fest, daß der Raum noch genau so war, wie ich ihn zuvor betreten hatte. Der Kampf hatte sich offensichtlich auf einer anderen Ebene abgespielt. Doch was für eine Ebene war das?
    Oh, wenn ich doch nur David finden könnte. Es blieben kaum noch drei Stunden, bis der winterliche Morgen dämmerte, also machte ich mich sofort auf die Suche. Da ich ja nicht in der Lage war, Davids Gedanken aufzufangen oder ihn auf diese Art zu rufen, gab es nur die Möglichkeit, mit ein bißchen Telepathie auf gut Glück in den Köpfen Sterblicher herumzustöbern, um dort eine Spur von

Weitere Kostenlose Bücher