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Chronik der Vampire 06 - Armand der Vampir

Chronik der Vampire 06 - Armand der Vampir

Titel: Chronik der Vampire 06 - Armand der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Vorlieben der Gäste nur Knaben und Jünglinge beherbergte.
    Es war in orientalischem Stil aufgezogen, ich glaube, seine kostspielige Ausstattung war eine Mischung aus ägyptischem und babylonischem Stil. In kleinen Nischen aus goldenem Gitterwerk standen vergoldete Ruhebetten, mit Troddeln behängt und mit damastbezogenen Polstern bedeckt, und darüber, an mit Lapislazuli geschmückten Messingsäulen befestigt, wölbten sich lachsrosafarbene Stoffbahnen. Weihrauchduft machte die Luft schwer, und die Lampen waren wohltuend gedämpft. Die Jünglinge, alle nackt, gut genährt, aufreizend, glatthäutig und schlankgliedrig, waren mit Begeisterung bei der Sache, stark und ausdauernd, und ihre dem männlichen Geschlecht eigene ungezügelte Begierde tat bei den munteren Spielen ihr Übriges.
    Meine Seele schien wie ein Pendel, das hin- und herschwang zwischen dem mannhaften Genuss des Eroberns und der ohnmächtigen Hingabe an stärkere Glieder, an stärkeren Willen und stärkere Hände, die mich zärtlich über das Lager schoben und rollten. Gefangen zwischen zwei geschickten, willigen Liebhabern, wurde ich durchbohrt und beleckt, getätschelt und ausgeleert, bis ich in so tiefen Schlaf sank, wie es mir ohne die magischen Kräfte meines Herrn nur möglich war. Das war nur der Anfang.
    Einmal, als ich aus meinem trunkenen Schlummer aufwachte, umringten mich Geschöpfe, die weder Mann noch Frau zu sein schienen. Eunuchen waren nur zwei davon, und selbst die waren mit solcher Kunstfertigkeit beschnitten worden, dass sie ihre trutzigen Waffen genauso gut erheben konnten wie jeder andere Jüngling. Die anderen teilten den Geschmack ihrer Mitstreiter nur, was Schminke betraf. Alle hatten schwarz umrandete Augen mit purpurnen Lidschatten, und zusammen mit den glänzend gelackten, aufgebogenen Wimpern verlieh dies ihrem Ausdruck eine unheimliche, unergründliche Unnahbarkeit. Ihre rot gefärbten Lippen schienen fester als Frauenlippen und ihre Küsse fordernder, als ob das maskuline Element, das sie mit Muskeln und einem harten Organ ausgestattet hatte, ihren Mund mit der gleichen maskulinen Härte versehen hätte. Ihr Lächeln war engelhaft. Goldene Ringe zierten ihre Brustwarzen, und ihr Schamhaar war mit goldenem Puder bestäubt.
    Ich wehrte mich nicht, als sie sich über mich hermachten. Ich fürchtete kein Extrem und ließ es sogar zu, dass sie mich an Hand- und Fußgelenken ans Bett fesselten, damit sie mich ungehindert bearbeiten konnten. Man konnte unmöglich Furcht vor ihnen haben. Ich war lustvoll gekreuzigt. Ihre unerbittlichen Finger erlaubten mir nicht einmal, die Augen zu schließen. Sie streichelten meine Lider und zwangen mich zum Zusehen. Sie strichen mit dicken, weichen Pinseln über meine Haut. Sie saugten an mir, a ls sei der heiße Saft, den ich von mir gab, der reinste Nektar, und sie hörten nicht auf, bis ich, wenn auch vergebens, schrie, dass ich nicht mehr könne. Sie machten eine Strichliste und zählten spaßeshalber, um mich zu necken, die »kleinen Tode«, die ich erlitt. Ich wurde gedreht und gewendet und getätschelt und gekniffen, bis mir der Schlaf das Bewusstsein raubte. Als ich erwachte, war mir mein Gefühl für Zeit oder Kümmernisse abhanden gekommen. Der dichte Rauch einer Pfeife drang in meine Nase. Ich nahm sie und zog daran, schmeckte den herben, bekannten Duft von Hanf.
    Vier Nächte blieb ich dort.
    Und wieder wurde ich einfach abtransportiert. Dieses Mal erwachte ich ziemlich erledigt, dazu halb nackt, nur mit einem durchscheinenden, zerfetzten Seidenhemd bedeckt. Ich lag auf einem Ruhebett, das aus dem Bordell stammte, doch ich war im Studio meines Gebieters, und dort in meiner Nähe saß er vor einer kleinen Staffelei und malte offensichtlich an einem Porträt von mir. Er hob die Augen nur von Zeit zu Zeit von seiner Arbeit, um mich zu betrachten. Ich fragte, wie spät es sei und welchen Tag wir hätten. Er antwortete nicht.
    »Ihr seid also zornig, weil ich es genossen habe?«, fragte ich. »Ich habe dir gesagt, du sollst still liegen«, sagte er.
    Ich legte mich wieder nieder, durch und durch kalt, und plötzlich auch verletzt, vielleicht auch einsam, und wie ein Kind wollte ich mich nur in seinen Armen verkriechen.
    Bei Tagesanbruch verließ er mich, ohne auch nur ein weiteres Wort gesagt zu haben. Das Bild war ein funkelndes Meisterwerk des Obszönen. Es zeigte mich im Schlaf hingestreckt an einem Flussufer, wie ein kleines Rehkitz, über mir hielt ein hoch gewachsener Hirte, mein

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